TWS InEars – Shanling MTW100 im Test – Konsequenz im Doppelpack

TWS InEar Kopfhörer sind nicht länger nur ein Hype sondern mittlerweile ein Trend. Auch Shanling folgt dem Weg und bringt mit dem MTW100 ein sehr interessantes Modell auf den Markt. Naja, eigentlich sind es schon irgendwie zwei Modelle, sozusagen Konsequenz im Doppelpack. Beide nutzen unterschiedliche, technische Prinzipien, die jedoch im gleichen Gehäuse untergebracht sind. Grund genug, mir diese beiden InEars einmal genauer anzuhören…



TWS im Case


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Beide MTW100 wurden mir leihweise von Hifi-Passion.de zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!



Lieferumfang


Die MTW100 werden in einer sehr schön gearbeiteten, festen Schachtel mit Magnetverschluss geliefert, welche sich von rechts aufklappen lässt. Nach dem Öffnen fällt der Blick direkt auf das quadratische Handschmeichler-Case mit abgerundeten Ecken und Kanten. Allein optisch macht das schon was her. In dem Fach unter dem aufgeschäumten Einleger befinden sich eine Faltanleitung (Englisch/Chinesisch) und ein limettenfarbiges USB-C Ladekabel sowie eine Handschlaufe.


Eine besondere Erwähnung sind die mitgelieferten Tipps wert. Insgesamt sin 7 Paar mit unterschieldichen Größen im Lieferumfang. Das habe ich noch nicht oft gesehen, genau genommen noch gar nicht. Wo sonst die Größen S, M, L enthalten sind, geht Shanling hier einen löblichen Schritt weiter. Menschen mit schmalen Gehörgängen werden ihre Freude an den noch unter S feinstufig abgestimmten Tipps haben. Selbst meine Frau und meine 9 jährige Tochter finden mit den XXS Tipps endlich bei einem InEar perfekten Sitz.

Großartig! Tipps von 4XS bis L



Design & Verarbeitung


Was sofort auffällt ist, dass die MTW100 InEar-Gehäuse klein sind, sehr klein. Das ist aber auch sehr gut! Die Tropfenform ist sehr elegant und trotz glänzender Oberfläche lassen sich die Gehäuse gut greifen und einsetzen. Hier ist allerdings etwas Eile geboten, denn die Touch-Flächen reagieren im ungünstigsten Fall bei zu lange andauernder Berührung mit dem Auslösen von Funktionen. Die Verarbeitung der InEar-Gehäsue und des Case sind einwandfrei. Es sind neben den Apple Airpods die TWS Kopfhörer mit der schlichtesten Eleganz. Shanling bietet durch die verschiedenen Farben sogar noch etwas zusätzlichen Pepp.


Hinzu kommt, dass Shanling ein ebenfalls sehr kleines Case konstruiert hat, welches kein anderes kopiert. Schon beim Aufklappen gibt es einen kleinen Aha-Effekt. Jedes Kästchen, in dem hochwertiger Schmuck verkauft wird müsste einen ähnlichen Öffnungsmechanisums bieten. Der Deckel wird nämlich nicht einfach nur weit nach hinten weggeklappt, sondern durch ein in das Gehäuse gezogenes Scharnier wird zum einen der maximale Öffnungswinkel definiert und zum anderen gleitet der Deckel nahezu auf, um dann in der definierten Position ausreichend fixiert zu verharren. Das auf und Zuklappen ist haptisch absolut super.


Wo viele andere Hersteller insbesondere dem Gehäuse nur wenig Beachtung schenken, erzeugt Shanling beim Nutzer schon an diesem Punkt eine hohe Erwartungshaltung an dem, was da noch kommt.

Unterm Strich gehört der MTW100 in den Kategorien Design, Konstruktion und Verarbeitung zu dem Besten, was ich bisher an TWS InEars in den Händen hatte!

Einziger Wermutstropfen ist allenfalls der, dass die Hochglanzöberfläche im normale Gebrauch irgendwann feine Kratzer bekommen wird.


Technik


Hier wird es interessant, denn Shanling schickt unter der Bezeichnung MTW100 gleich zwei TWS InEars in Rennen. Den MTW100 (Dynamic) für 79€, der mit einem 6mm dynamischen Graphene-Treiber bestückt ist, und den MTW100 (Balanced Armature) für 89€, der einen hochwertigen Balanced Armature Treiber von Knowles enthält.

Achtung: Sollten die TWS nicht laden, der Kontaktschutz fällt im erste Moment nicht auf


Die InEars wieden jeweils 9,5gr und verfügen über Bluetooth 5.0, welches Musik mit AAC oder SBC transportiert. Die Ladezeit wird für beide mit 1,5 Stunden angegeben – gemeint ist das Case. Dessen Ladung wird mittels drei LEDs grob angezeigt und ist aktiv beim Einsetzen der InEars oder wenn es geladen wird.
Der dynamisch ausgeführte MTW100 wird mit bis zu 6 Stunden Spielzeit angegeben und einem maximalen Schalldruck von 100dB (+-3dB). Die Variante mit dem Balanced Armature Treiber soll eine Stunde länger durchhalten und bis zu 4dB lauter spielen, was eine knapp 30% höhere Endlautstärke entspricht.

Bedienung


Bedient werden die InEars mittels Touch-Fläche. So lässt sich Musik pausieren, ein Anruf annehmen (Doppeltipp egal welche Seite) oder bei Musik um ein Titel nach vorne (rechte Seite 3x tippen) oder zurückspringen (linke Seite 3x tippen). Hält man 3 Sekunden den Finger auf einer Touchfläche, dann wird der „Sourrounding awareness“ Modus ein- bzw. ausgeschaltet. Sollte es zu Verbindungsproblemen kommen oder gibt es beim Koppeln Verwirrung, so können beide Seiten einzeln einen Reset erhalten, indem 4x auf diese getippt wird und sie unmittelbar zurück in das Case gelegt werden. Die Lautstärke ist nicht an den InEars verstellbar, das funktioniert nur über den Zuspieler.


Tragekomfort


Hier gibt es nicht viel zu sagen, der ist nahezu perfekt. Egal wie klein oder groß die Ohren sind, mit der der Wahl der richtigen Tipps – und davon liegen dem Shanling mehr als genug bei – sitzt der im Kinderohr genauso gut wie in meinen größer geratenen Ohren. Durch die wirklich kleinen Gehäuse drücken sie auch bei kleinen Ohrmuscheln nicht.



Ungeplant wurden die InEars auch Outdoor getestet, denn meine Frau hat sie einfach beim Nordic-Walking benutzt, um erreichbar zu sein. Ihre Sportkopfhörer waren nicht aufgeladen und so hat sie kurzer Han die MTW100 eingesteckt. Seither liegen die Sportkopfhörer nur noch als Ersatz in der Schublade. Der Tragekomfort und der feste Sitz haben meine Frau im Vergleich zu den InEars mit Haltebügel und Nackenband absolut überzeugt. Selbst beim Schwitzen sitzen die MTW100 fest im Ohr, ohne dass sie auf- oder rausfallen. 😉



Klang – Weiß vs. Rot / Dynamisch vs. Balanced Armature


Musikwiedergabe

Für den Schallwandler kommt beim dynamischen MTW100 Graphen zum Einsatz. Mit diesem extrem dünnem, stabilem und leichtem Material sind beste Ergebnisse bei der dynamischen Klangerzeugung möglich. Schnelle und tiefe Bässe werden ebenso präzise erzeugt wie ein brillanter Hochton. Das hört man auch im direkten Vergleich zum Balanced Armature Modell. Im Bassbereich hat der Dynamiker leichte Vorteile, er klingt etwas voller und ist der Spaßmacher der beiden Geschwister. Im Hochton ist hingegen der Balanced Armatur Treiber im Vorteil. Er spielt etwas transparenter und detaillierter. Stimmen und Instrumente meistern beide sehr gut.
Mit den Balanced Armature Treibern spielt der MTW100 etwas ausgeglichener und aufgeräumter während der Dynamiker mit etwas mehr Musikalität und Dynamik zu Werke geht, er hat in meinen Ohren einen etwas höheren Spaß-Faktor.

Wenn es um die Lautstärke geht, hat wieder um der BA-Treiber einen hörbaren Vorteil, was die maximale Lautstärke angeht. Allerdings dürfen von beiden keine ohrenbetäubenden Lautstärken erwartet werden. Das ist auch gut so, denn angesichts der mitgelieferten Miniatur-Tipps kann ich so auf jeden Fall den dynamischen MTW100 auch für Kinder empfehlen. Insbesondere bei InEars tue ich mich sonst damit schwer, denn zu schnell ist das Gehör auch durch versehentlich zu lautes Hören in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch sollte unbedingt darauf geachtet werde, auch dauerhaft nicht zu laut zu hören, was mit den MTW100 schon aufgrund des guten Klanges durchaus passieren kann, da er mit zunehmender Lautstärke klanglich nicht abbaut.



Die MTW100 wurden in ihrer Signatur so eingestellt, dass ich sagen möchte, dass sie durchweg Allrounder für alle Genres sind, der Dynamiker mit einem leichten Vorteil bei Jazz, Chillout, Pop und kräftig gemasterten Alben und der BA-Hörer spielt einen Mü besser bei Klassik, Metall, Classic-Rock und bei eher stimmenbetonter Musik.

Bei Alben, die sehr gut gemastert sind, wie beispielsweise „Tool – Fear Inoculum“ oder Alben von Jeff Cascaro oder Gregory Porter schneiden beide MTW100 für meinen Geschmack gleich gut ab. Dabei ist zu hören, dass die Trennschärfe, die Detailwiedergabe und die tonale Balance auf einem sehr guten Oberklasse-Level sind und im Bass ebenfalls eine gut konturierte Abbildung vorhanden ist. Bei dem einen jeweils etwas mehr oder weniger.

Und um nicht zu vergessen, es handelt sich um Bluetooth InEars, welche lediglich via AAC oder SBC angesteuert werden. Dafür spielen sie hervorragend, im Vergleich zu kabelgebundenen InEars reicht es allerdings nicht für ein Referenz-Level.


Telefonie

Im Bereich der Telefonie können es beide MTW100 mit den AirPods und den von mir ebenfalls getesteten Melomania 1 aufnehmen und zählen absolut zur Referenzklasse. In keiner Situation gab es Hallen im Hintergrund, weder bei mir noch beim Gesprächspartner. Die InEars können einseitig, egal ob links oder rechts, als Mono-Headset betrieben werden und das deutlich länger als es die Airpods schaffen. Auch nach gut 3,5 Stunden Dauergespräch haben die MTW100 nicht nach neuer Energie verlangt. Interessanter Weise gefallen mir die MTW100 einseitig beim Telefonieren deutlich besser als in beiden Ohren. Das mag daran liegen, dass sie absolut hervorragend isolieren, was mir beim Musikhören so konkret gar nicht aufgefallen ist.



Fazit & Bewertung


Für 79€ und 89€ bietet Shanling einen ausgereiften und mehr als soliden TWS InEar an, der durch seine Eleganz besticht und klanglich alles richtig macht. Ein tolles Detail dabei ist, dass sowohl Freunde des klaren und ausgeglichenen Balanced-Armature-Sound genauso auf ihre Kosten kommen wie die Anhänger von Dynamikern, wenn es mit etwas spaßiger abgestimmtem Charakter sein soll. Bei Telefonaten sind beide auf dem selben Niveau was gute Sprachverständlichkeit und Ausdauer angeht.
Ob gewollt oder nicht, sind die MTW100 obendrauf mit den richtigen Tipps sogar problemlos als Sportkopfhörer nutzbar.

Was will man da noch mehr?


Bewertung

  • 90%
    Tiefbass - 90%
  • 92%
    Bass - 92%
  • 92%
    Mitten - 92%
  • 92%
    Brillanz / Hochton - 92%
  • 90%
    Dynamik - 90%
  • 90%
    Räumlichkeit - 90%
  • 98%
    Design / Verarbeitung - 98%
  • 94%
    TWS-Funktion / Bedienung - 94%
  • 98%
    Tragekomfort - 98%
  • 94%
    Preis - 94%
93%

Galerie

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar