Über Sennheiser Kopfhörer berichte ich nicht zum ersten Mal. Obwohl ich schon einige InEar-Kopfhörer von Senneheiser gehört habe, ist ein Test in dieser Produktlinie meine Premiere. Warum das so ist und wie sich der Sennheiser IE 300 auch im Vergleich zu Mitbewerbern macht, das erfährst Du in diesem Test…
Werbung
Der IE 300 wurde mir von Sennheiser für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Vorwort – Multi-BAs vs. Single Dynamiker
Im Bereich der InEar-Kopfhörer wurden rein dynamische Vertreter in den letzten Jahren schon fast zu einer Rarität. Selbst die preiswertesten Modelle schmücken sich heute damit, mit mindestens zwei Treiber Musik zu reproduzieren. Irgendwann begann der Hype wie bei Lautsprechern bestimmte Frequenzbereiche durch separate Treiber abzudecken. Mit Aufkommen der Balanced Armature Treiber war diese Möglichkeit für InEars geschaffen worden und schon längst gibt es IEMs mit zehn! Treibern pro Seite, Tendenz steigend. Das erinnert stark an den Megapixel-Wahn vergangener Jahre bei Digitalkameras ohne weiteren Mehrwert.
Das verhält sich auch im Bereich der IEMs nun ähnlich und nicht immer wird die Qualität der InEar-Kopfhörer besser ganz zu schweigen vom Klang. Im Gegenteil, schlecht zueinander abgestimmte Treiber zeigen mitunter sogar sehr deutlich klangliche Defizite oft in Form von unnatürlich schmalbandigen Betonungen auf. Zudem ist der Markt der InEar-Kopfhörer schon durch die vielen Modelle diverser Marken aus Fernost unübersichtlich geworden. Da veröffentlichen manche Hersteller gefühlt im Wochentakt immer neue Modelle.
Hier auf Miniklangwunder hatte ich einige Zeit versucht im deutschsprachigen Raum häufiger eher unbekannte Marken zu testen, doch das ist eine Aufgabe die umfassend einfach nicht zu schaffen ist. Mich erreicht auch Feedback meiner Leser, dass eher Frust statt Lust besteht schnell „hochgezüchtete“ IEMs zu nutzen. Wenn mich solche Meinungen erreichen, dann mit Sicherheit auch renommierte Hersteller wie Sennheiser.
So kommt der IE 300 zu einem Zeitpunkt, der passender eigentlich gar nicht sein kann. Ein IEM, der sich auf nur einen dynamischen Treiber beschränkt und sich an audiophile Nutzer wendet. Zeichnet sich ab, dass neue Techniken auch nicht zufriedener machen als bewährtes Handwerk, ist der richtige Zeitpunkt dieses wieder aufleben zu lassen. Der Vorteil dabei ist, Präzision und Verarbeitung erreichen Dank aktueller Werkzeuge und Verfahren ein neues Niveau an Qualität zu deutlich niedrigeren Preisen. Wenn dann noch Performance stimmt, sollte dem Erfolg nichts mehr im Weg stehen.
Genug der Vorrede. In diesem Sinne schaue und höre ich mir nun den IE300 ganz genau an….
Verpackung & Lieferumfang
Der Sennheiser IE 300 wird in einem zweiteiligen Pappkarton geliefert. Dieser ist bedruckt und gibt auf der Vorderseite einen ersten Eindruck zum Produkt wieder und auf der Rückseite sind in verschiedenen Sprachen wichtige Produktmerkmale aufgelistet. Die wichtigsten technischen Daten, sowie Angaben zum Inhalt und Zertifizierungen sind an der Seite und am Boden der senkrecht aufgestellten Schachtel zu finden.
Der Lieferumfang besteht aus den InEar Kopfhörern selbst, das bereits eingesteckte MMCX-Kabel, einem Hardcase, einem Reinigungswerkzeug, Benutzerhandbüchern und Silikon sowie Memory-Foam Tips.
Technische Daten
- Treiber: 7mm XWB Treiber, dynamisch
- Frequenzgang: 6 Hz- 20.000 Hz
- Wirkungsgrad: 124 dB (1kHz, 1Vrms)
- Impedanz 16 Ohm
- THD: <0.08 % (1kHZ,94dB)
- Verbindung: MMCX
Details sind direkt auf der Produktseite des IE 300 bei Sennheiser zu finden.
Design &Verarbeitung
Die Gehäuse des Sennheiser IE 300 sind winzig. Das fällt mir zuerst ins Auge. Beim Herausnehmen wirkt es sogar noch drastischer, denn die flexiblen Kabelführungen besitzen einen ordentlichen Durchmesser an denen die Gehäuse noch kleiner wirken. Die Gehäuse sind in Anthrazit gehalten mit silberfarbenen Pünktchen als Akzente, was bei auffallendem Licht für einen leichten Glitzereffekt sorgt. Dieser ist dezent genug, dass es sogar edel wirkt. Die Verarbeitung der Gehäuse ist einwandfrei. Es gibt weder Kanten, die zum Nachteil gereichen könnten noch irgendwelche Oberflächenfehler. In die Gehäuse wurden MMCX-Buchsen integriert. Die mitgelieferten Tips folgen dem einschlägigen Standard und so lassen sich diese beliebig ersetzen. Schaut man sich diese genauer an, verfügen alle über Schaumstoffeinleger. Das Kabel ist gummiert und sehr flexibel. Zu keiner Zeit hatte ich das Problem nach dem Herausnehmen der Kopfhörer aus dem Case diese entflechten zu müssen.
Unterm Strich trifft Sennheiser im Bereich Design & Verarbeitung mit dem IE 300 genau meinen Nerv und er ist fast perfekt bis auf das Kabel mit nur 1,25m Länge. Da dürften es 20cm mehr sein, damit ich als fast 2m-Mensch den antreibenden Zuspieler in meine Hosentasche stecken kann, ohne dass die Gehäuse beim Gehen aus meinen Ohren gezogen werden.
Hinweis:
Die MMCX-Buchsen sind etwas tiefer als sonst üblich in das Gehäuse eingelassen sind. Das vereitelt, dass ich bereits vorhandenen symmetrischen Kabel mit den IE 300 nutzen kann. Die Durchmesser der Steckergehäuse sind leider zu groß und verhindern das notwendige Einschieben. Jedoch hat Sennheiser zusätzliche Kabel angekündigt, die später als Zubehör verkauft werden. Warum ich dass nur als Hinweis und nicht als Kritik? Ganz einfach, die flexiblen Ohrbügel sind bisher die besten, die ich je benutzt habe, was mich zum nächsten Absatz bringt…
Tragekomfort
Ich hatte beschrieben, wie winzig die kleinen Gehäuse an den dicken Ohrbügeln wirken und war absolut skeptisch in Bezug auf den Tragekomfort. Doch schon beim ersten Einsetzen zeigte sich, dass meine Befürchtungen absolut unbegründet waren. Die Kabel bzw. die flexiblen Ohrbügel sind extrem formbar und formstabil und wiegen gefühlt nichts. Diese legen sich so perfekt beim Einsetzen um mein Ohr, dass diese weder an den Gehäusen ziehen noch auf dem Ohr drücken.
Ziehe ich am Kabel, senken sich die Ohrbügel passend auf meine Ohren ab und wirken der Zugkraft entgegen, so dass die IE 300 unbewegt im Ohr sitzen. Das gilt nicht nur für leichtes Ziehen sondern auch ein kräftiger Ruck wird so abgefangen. Ich schaffe es nicht, am Kabel ziehend so die InEars aus meinen Ohren heraus zu ziehen. Körperschall ist über die Kabel nahezu nicht vorhanden. Allenfalls ein leicht dumpfes, minimales Klopfen entsteht, wenn ich mit den Fingern af das Kabel klopfe. Beim Reiben an Kleidung passiert gar nichts.
Sind die Gehäuse in mein Ohr eingesetzt, nehme ich das zu keiner Zeit irgendwo in meiner Ohrmuschel wahr. Einzig die Tips üben wie auch mit jedem anderen InEar einen leichten Druck im Gehörgang aus. Aufgrund des sonst perfekten Sitzes ist das beim Sennheiser IE 300 für mich ein Punkt, den ich gerne besser hätte obwohl der mit jedem anderen IEM genauso vorhanden ist und ich sonst nicht erwähne. Das liegt daran, weil ich andere IEMs die ersten Minuten insgesamt im Ohr wahrnehme, den IE300 hingegen nicht.
Das führt mich zu meinem ersten Vergleich. Wie mit dem Beyerdynamik Xelento, über den ich jedoch nicht berichtet habe und das auch nicht beabsichtige, sitzt der IE 300 von Anfang an unmerklich im Ohr, wobei der Xelento da noch besser war, da ich bei dem nicht einmal die Tips im Gehörgang gespürt habe. Dafür haben die Xelento schon beim normalen Gehen nicht in meinen Ohren gehalten. Schade also, dass beim Sennheiser die Tips so zu spüren sind.
Aber halt!
Idee…
Tip-Mod
Vor einiger Zeit hatte ich mir die 3XL-Xelento Tips zum Testen mit anderen InEars bestellt und wieder vergessen, da sie mit normalschweren IEMs nicht harmonieren. Nachdem mir diese wieder in den Sinn gekommen sind, habe ich die direkt auf die superleichten und kleinen IE300 aufgesetzt, technisch passen sie einwandfrei.
Also neugierig ab in die Ohren. Was soll ich sagen, die Tips mit ihrer eigenwillig konkaven und unsymmetrischen Form saugen sich regelrecht an den trichterförmigen Eingang meines Gehörganges an. So spüre ich die IE 300 überhaupt nicht mehr. Dass sie perfekt sitzen höre ich sofort anhand der grandiosen Schallisolierung der Außengeräusche. Kurz am Kabel gezogen zeigt sich, dass auch so die IE 300 weiterhin auch dabei perfekten Halt haben. Selbst auf dem Weg zur Arbeit und zügigen Schritten, um den Bus zu erreichen, sitzen die IE300 so absolut perfekt. Mit den mitgelieferten Tips fehlen da jedoch die letzten Prozentpünktchen.
Der hier beschrieben Mod dient nur zu meiner persönlichen Anpassung, was ich nicht in der Bewertung des Tragekomforts für die IE 300 berücksichtige. Das wird gesondert bewertet.
Externe Playlisten – Qobuz & Spotify
Ich habe in einigen Playlists Musik zusammengestellt, mit welchen sich Eigenschaften von Kopfhörern besonders gut heraushören lassen. Am besten Du hörst Dich selbst durch meine Playlisten durch.
Mit den folgenden Links gelangst du direkt zu den Anbietern. Es handelt sich um keine Affiliate-Links. Hast du bei den Streaming-Diensten kein angemeldetes Konto, kannst du jeweils knapp 30 Sekunden in die Songs reinhören. Eine Verpflichtung zu Anmeldung besteht dafür natürlich nicht.
Der folgende Link führt Dich zur Miniklangwunder-Spotify-Playliste und mit Klick auf die unten aufgeführten Banner gelangst du zu den Miniklangwunder-Qobuz-Playlisten. Diese werden sogar von Qobuz direkt unterstützt. Qobuz hat sie unter der Rubrik „Events & Medien“ veröffentlicht. 🙂
Wer also maximal audiophiles Streaming nutzen möchte, klickt sich einfach zur Qobuz-Playliste von Miniklangwunder.
Klang
Wie ich am Anfang dieses Artikels schrieb, habe ich bereits Sennheiser IEMs gehört, darunter der IE80s und der IE800s. Der IE80s liegt im Preisbereich ebenfalls bei 299,-€ wie der IE300. Der IE800s kostet mit 999,-€ mehr als das Dreifache. Beide IEMs sind reine Dynamiker. Während der IE80s die Möglichkeit bietet, den Bass verändern zu können, ist der IE800s fest abgestimmt. Der IE80s spielt selbst mit minimaler Basseinstellung sehr bassstark auf, verfügt über recht neutrale Mitten und spielt im Hochton eher sanft und beinahe schon zurückhaltend. Ganz anders der IE800s, dieser verfügt sowohl über einen punchigen Bass, kräftigem Hochton und klaren Mitten. Der ist im besten Sinne angeregt musikalisch getunet, wobei mir im Hochton dort klar in Erinnerung geblieben ist, dass er für meinen Geschmack zu viel zeigt. Es gibt Lieder, bei denen ich meine oft genannten Nadelstiche zu spüren bekomme.
Ich war gespannt, wo sich der IE 300 einsortieren würde und bin positiv überrascht. Angesichts des IE 80s zum gleichen Preis hatte ich eine ähnliche Performance erwartet, vielleicht etwas „musikalischer“. Doch der IE 300 hat mich sofort an den IE 800s denken lassen. Leider habe ich den nicht für einen direkten Vergleich, doch im Bereich des Hochtons ist er deutlich moderater und für mich angenehmer abgestimmt. Nadelstiche höre ich mit dem Sennheiser IE 300 absolut keine. Doch immer der Reihe nach…
· Bass
Der Bassbereich reicht unheimlich tief hinab und wird mit einer grandiosen Energie und hervorragend konturiert abgebildet. Die Kontrolle ist mustergültig, wofür einerseits die integrierten Helmholtz-Resonatoren und andererseits die 7mm XWB-Treiber verantwortlich zeichnen. Im oberen Bassbereich besitzt der IE 300 einen eindrucksvollen Punch, ohne dass ich eine besondere Betonung heraus höre. Der IE 300 spielt im Bassbereich absolut akkurat und schnell. Ebenso beherrscht er aber auch weich ausklingende Bässe und erzeugt dabei sogar einen nahezu körperlichen Bass. Wäre der IE 300 ein OverEar-Kopfhörer, würde ich im die Eigenschaft eines sehr guten Basses eines Bio-Zellulose Treibers zusprechen.
· Mitten
Der Sennheiser IE 300 bedient im Bereich der Stimmenwiedergabe genau meine Vorliebe, dass der Interpret mit den Musiker auf der Bühne steht und nicht schon abgesetzt im Publikum positioniert ist. Instrumente sind im Raum gut voneinander getrennt lokalisierbar. Hier verrichtet der IE 300 eine überdurchschnittliche Abbildungsleistung für einen InEar-Kopfhörer. Das ist mir schon mit den ersten Liedern aufgefallen und hat sich während meiner Testphase auch nicht geändert. Sehr schön ist, dass sowohl Intstrumente mit ordentlichem Bassanteil druckvoll und präsent zu hören sind und gleichermaßen aber auch Instrumente mit filigranen Anteilen sehr schön detailliert und separiert herausgestellt werden, wenn es erforderlich ist.
· Höhen
Der Hochton ist ein Highlight des IE 300, denn ganz im Vergleich geht der deutlich lebhafter zu Werke als der IE 80s und geht vorsichtig in Richtung des IE 800s. Benutze ich die Xelento Tips gewinnt der IE 300 noch etwas an Brillanz und Räumlichkeit. Lieder mit „Nadelstichpotential“ sind damit für meinen Geschmack genau noch unterhalb meiner persönlichen Grenze, ab der ich das als zu viel empfinde. Also ohne die Schaumstoffpolster für mich nahezu perfekt, mit den Stock-Tips auf jeden Fall schon sehr gut.
· Räumlichkeit
Jeder hört anders und in Sachen Räumlichkeit gibt es immer wieder Überraschungen , wie unterschiedliche da die Wahrnehmungen sind. Für mich gehört der IE 300 schon ab Werk zu einen der besten IEMs in Sachen Räumlichkeit. Hier stehen die Instrumente nicht nur weit auseinander sondern auch in der Tiefe öffnet sich der Raum. Wiederum wird der Effekt noch etwas besser unterstützt, wenn die Schaumstoffscheiben der Tips nicht vorhanden sind. Das Mehr an Brillanz erzeugt einen sanften Live-Charakter selbst bei Studioaufnahmen. Hier ist das sehr ähnlich dem von mir bereits getesteten Sennheiser HD800s, jedoch deutlich authentischer und absolut langzeittauglich. Absolut grandios.
· Tip-Mod vs. Stock
Da mir der IE 300 am besten mit meinem Tip-Mod gefällt, möchte ich dessen Auswirkung auf den Klang des IE 300 beschreiben. Denn wie ich bereits angemerkt hatte, befinden sich in den mitgelieferten Tips Schaumstoffeinlagen. Diese dienen nicht nur dazu Verschmutzungen abzuhalten, sondern haben auch einen Einfluss, wenn auch gering, auf den oberen Mitten- und Hochtonbereich des IE 300. Mit Tips ohne diesem Schaumstoff besitzen die IE 300 im Bereich der Brillanz einen Hauch mehr an Energie und in den oberen Mitten gibt es ebenfalls eine leichte Betonung, was in erster Linie als eine erweiterte Räumlichkeit wahr nehme. Das Mehr an Brillanz ist in meinen Ohren eine zusätzliches Glitzern. Beides Veränderungen, die ich persönlich als klangliches Upgrade erlebe.
Klanglich hat der Tip-Mod ebenfalls Auswirkungen, welche ich ebenfalls nicht in der Bewertung des IE 300 ab Werk berücksichtigen werde. Das wird gesondert bewertet.
Klangfazit
Ohne direkten Vergleich möchte ich sagen, dass mich der IE 300 vollständig abholt und schon ohne dem Mini-Mod bezüglich der Tips ein unglaublich guter, rein dynamischer InEar-Kopfhörer ist, der für 299,-€ einen absolut starken Auftritt abliefert. Das schreit geradezu danach, ihn mit anderen audiophilen IEMs zu vergleichen.
Klangvergleich IE 300 mit…
Beim Klangvergleich nutze ich natürlich auch meine Playlists und so verweise ich gelegentlich auf ganz besondere Lieder, bei denen ich klare Unterschiede ausmachen kann.
· IE80s
Wie bereits angedeutet ist der IE 80s dem IE 300 aus meiner Sicht in allen Belangen unterlegen. Wer jedoch deutlich kräftigere Bässe möchte, der kommt um den IE 80s nicht herum. Wenn der IE 80s auf minimaler Bassintensität betrieben wird, ist er mit dem IE 300 vergleichbar. Er klingt insgesamt etwas flauer als der IE 300 und ist im Hochton zurückhaltender. Möglicherweise ist er so in der Abstimmung sogar etwas neutraler, doch deutlich mehr Spaß macht mir der IE 300. Beide verfügen über wechselbare Kabel und beide sind sehr klein und leicht. Dennoch ist in Bezug auf den Tragekomfort der IE 300 nicht zuletzt wegen des genialen Kabels überlegen. Wo sich die flexiblen Kabelführungen an das Ohr anschmiegen, liegen beim IE 80s einfache Silikonhaken bei, in denen das Kabel eingelegt werden kann. Im Vergleich würde ich den IE 300 mit einem „Sehr gut minus“ benoten während der IE 80s insgesamt eher bei „Befriedigend“ liegt.
· Fiio FD1
Mein bisher höchst bewerteter InEar-Kopfhörer ist der rein dynamische Fiio FD1, der trotz seines geringen Preises einer meiner Lieblingskopfhörer ist. Zumindest war das bis jetzt so. Wer genau wissen möchte, was ihn so besonders macht, der kann das in Ruhe dem Testbericht zum Fiio FD1 entnehmen. Bis auf den Preis macht der Sennheiser IE 300 alles genauso, nur noch besser.
· Fiio FD5
Ebenfalls als reiner Dynamiker geht der Fiio FD5 für ebenfalls 299,-€ ins Rennen. Das Gute vorweg, beide konkurrieren nicht wirklich miteinander, denn sie sind zu unterschiedlich abgestimmt. In der technischen Klangreproduktion liegen beide auf Augenhöhe, hinsichtlich der Signatur legt Fiio mit dem FD5 deutlich mehr Gewicht auf die Mitten. Gesang und Instrumente werden vom FD5 mehr betont und auch im Oberbass bringt er etwas mehr Punch mit als der IE 300. Auch wenn die Abstimmung der oberen Mitten und des Hochtons leicht unterschiedlich sind, spielen beide auf ähnlichem Niveau. Wer selbst auch den Fokus auf Gesang legt, der wird wahrscheinlich den FD5 vorziehen. Der IE 300 ist jedoch nicht weit weg und für mich in jedem Fall der bessere Allrouder mit der authentischeren Räumlichkeit und dem besseren Tragkomfort.
· iBasso iT07
In diesem Vergleich wird es etwas unfair. Nicht, dass der iT07 mehr als das Dreifache kostet, er verfügt auch im Gegensatz zu den anderen Vergleichskandidaten neben dem dynamischen Treiber über mehrere Balanced Armature Treiber. iBasso hat diese IEM mit seinen vielen Treibern für mich nahezu perfekt abgestimmt. Typisch für BA-Treiber bringt er in den Mitten und im Hochton ein besonderes Potential für Feinzeichnung und Auflösung mit. Der iT07 geht mit einer erstaunlichen Akkuratesse zu Werke, an die der IE300 nicht ganz heran reicht. Dabei spielt der IE 300 etwas wärmer und „musikalischer“.
Im Bassbereich ist der IE 300 etwas tiefer abgestimmt während det iT07 etwas ehr nach vorne geht und etwas mehr Punch Kick bietet. Die Qualität beider Kandidaten im Bassbereich ist sensationell. Am Cayin N3 Pro im Ultra Linear-Betrieb an der Röhre bekommt auch der IE 300 diesen tollen Kick und es zeigt sich, dass der Treiber das problemlos abbilden kann.
Bei Hochton und Mitten bin ich über den IE 300 ersstaunt, dass er so gut mit dem iT07 mithalten kann, auch wenn er im Bereich der Mitten etwas weniger vordergründig spielt. Vielleicht müsste ich das andersherum formulieren. iBasso hat es geschafft, die BAs so gut aufeinander abzustimmen, dass ich im Vergleich zum reinen Dynamiker nicht ausmachen kann, wo eventuelle Überlappungen oder Trennungen der Frequenzbänder stattfinden. Indes schwächelt der IE 300 eben auch in keinem Frequenzbereich. Hinsichtlich der Dynamik ist allerdings der iT07 dem IE 300 einen Schritt voraus. Hier zeigt sich dann vermutlich der Vorteil, wenn viele Treiber perfekt aufeinander abgestimmt sind.
Der IE300 skaliert mit dem eingesetztem Zuspieler nicht ganz so wie der iT07, was ihn aber wiederum auch für preiswertere Lösungen sehr attraktiv macht, denn auch da entfaltet er im Prinzip schon sein ganzes Potential. Der iT07 spielt an einem iBasso DX300 noch einmal zwei Klassen höher als an einem iBasso DX160. Beim Sennheiser IE 300 fällt das nicht ganz so gewaltig aus, doch auch der DX300 holt noch mehr an Feinzeichnung und Details aus dem Dynamiker heraus.
Angesichts der Tatsache, was Sennheiser aus nur einem dynamischen Treiber herausholt, möchte ich in Sachen Preis-Leistungs den iT07 und den IE 300 von Sennheiser auf eine Stufe stellen, beides sind in dem Bereich Kracher. Für den IE 300 hätte Sennheiser auch locker den doppelten Preis aufrufen können. Beide IEMs spielen deutlich über dem ihnen zugeordneten Preispunkte.
Zuspieler
Für diesen Testbericht habe ich durchweg mit dem mitgelieferten unbalanced Kabel gehört. Als Zuspieler habe ich mich durch meine verfügbaren Geräte gehört. Unter anderem darunter der Cayin N3 Pro sowie iBasso DX160, DX220 Max und DX300 und der Fiio M15. Zusätzlich durften der ifi Audio micro DSD Signature und der Khadas Tone2 Pro noch zeigen, wie sie mit dem IE 300 umgehen. Auch mein Oppo Reno 2z Smartphone habe ich als Zuspieler benutzt. Stationär benutzt spielt der IE 300 am ZEN DAC und am Phonitor One D.
Das Smartphone läuft natürlich außer Konkurrenz, macht aber zusammen mit dem IE 300 keinen schlechten Job. Diese Kombination spielt über Durchschnitt, kommt aber in den Punkten Auflösung und Präzision nicht an die Nutzung mit DAPs oder Kopfhörerverstärker heran.
Der Sennheiser IE 300 schafft es alle unterschiedlichen Nuancen der Zuspieler darzustellen. Der Zen DAC und der M15 spielen beide etwas „dunkler“ wohingegen die Geräte von iBasso mit hoher Auflösung und im Vergleich leicht „heller“ spielen als beispielsweise der M15. Hinsichtlich der Empfindlichkeit sind alle Zuspieler geeignet, den IE 300 auch leise genug und mit vernünftigen Lautstärkeregelbereich antreiben zu können. Auch in Sachen Endlautstärke hat keines der Geräte ein Problem, den IE 300 ohrenbetäubend laut spielen zu lassen.
Am besten gefällt mir persönlich jedoch die Kombination Sennheiser IE 300 und Cayin N3 Pro. Der Röhren-DAP ist hinsichtlich seiner Abmessungen klein genug, um ihn in der Jackeninnentasche zu tragen und bietet mit seinen drei Antriebsmöglichkeiten, davon zwei unterschiedliche Modi mit Röhrenendstufe, eine schöne Abwechslung im Klangbild. Im Ultra Linear Modus werden Stimmen und Instrumente leicht betont, der Oberbass erhält ein wenig mehr Präsenz und der Hochton erhält noch mehr Kontur. Für Live-Musik nahezu optimal.
Wie bereits im Vergleich zum iBasso iT07 angedeutet, skaliert der IE 300 auch mit den eingesetzten Zuspielern. Am Cayin N3 Pro profitiert er von den unterschiedlichen Verstärker-Modi und der iBasso DX300 kitzelt noch mehr an Feinzeichnung und Details aus dem Sennheiser IE 300. Ähnlich verhält er sich auch am ifi Audio micro iDSD Signature. Ich empfehle den IE 300 dort im Normal-Modus und im High-Sensitive-Bereich zu Betreiben. Neben perfektem Regelbereich „knallt“ der IE 300 am besten, wenn er soll und leise gehört fehlt es ihm dann nicht an Bass oder Details im Hochton. Das sieht im Vergleich an meinem Oppo-Smartphone anders aus. Da spielt der IE 300 insgesamt etwas „fader“ auch wenn ohne Vergleich sich das schon super anhört. Doch wechsele ich auf eines der hier genannten Geräte, wird schnell klar, warum ein dedizierter Zuspieler von Vorteil ist. Dynamik und Details, dort ist das Potential, welches der IE300 mit „potenteren“ Zuspielern entfaltet.
Mit dem ZEN Dac wird der IE 300 sehr musikalisch angetrieben und im Bereich des Hochtones wird es mir da sogar etwas zu wenig, denn der Verstärkerteil des ZEN Dac ist insgesamt eher warm abgestimmt und nimmt dem Hochton etwas Schärfe. Das ist beim fixen Line Out nicht er Fall, dort spielt der Zen DAC im besten Sinne linear.
Der Phonitor One D hat mich mit dem IE 300 extrem begeistert. Dieser kleine Kopfhörerverstärker mit Anleihen aus dem Profi-Bereich bietet eine absolut zufriedenstellende Hörerfahrung. Irgendwie klingt es, als seien beide Geräte füreinander gemacht. Absolut spitzenmässige Detailzeichnung ohne langweilig oder im Gegensatz zu fordernd zu wirken. Im Bass absolut körperlich und ausgeglichen mit einer Darbietung so tief in den Keller, das habe ich selten so gehört. Das Highlight ist aber tatsächlich das Hören mit dem integriertem 30°-Crossfeed.
Die Änderungen mit OverEar-Kopfhörern habe ich sonst eher subtil wahrgenommen, wenn ich nicht gerade den Regler auf Maximum gestellt hatte. Mit dem IE 300 sind selbst fein dosierte Änderungen unmittelbar hörbar. Unglaublich gut. Ich möchte nicht sagen, dass ich lieber mit Crossfeed höre, doch einige Songs und Live-Alben hören sich mit dieser Gerätepaarung so unglaublich realistisch an, das hat Gänsehaut verursacht. Meine heißgeliebte Scheibe „Companion“ von Patricia Barber. Unfassbar. Ich bin mir sicher, dass der geniale Tragekomfort mit den Tips von Beyerdynamic auch dafür sorgt, dass ich mich mit der entsprechenden Crossfeed-Einstellung schon nach wenigen Sekunden wahrhaftig in dem Pub befinde. Das hatte ich schon einmal ähnlich erlebt, jedoch nicht so „natürlich“. Mit dem Crossfeed auf etwa 11-Uhr-Stellung absolut atemberaubend. Wechsle ich zum Vergleich auf irgendeinen anderen Kopfhörer, klingen die alle im ersten Moment etwas „off“. Eine solche Zufriedenheit mit einem 300€-Kopfhörer zu erreichen, hätte ich nie erwartet.
Auch hier habe ich den Vergleich mit dem iT07 gemacht. Das hat nicht so funktioniert. Auch wenn er insgesamt dynamischer und noch exakter spielt, ist nützt ihm am Phonitor One D das nicht beim Abspielen von Live-Aufnahmen. Sonst aber gilt was ih bis hierhin auch geschrieben habe. An meinen anderen Zuspielern ist der iT07 dem IE 300 stets eine Nase voraus.
Fazit
Der Sennheiser IE 300 ist ein unglaublich guter Dynamiker. Natürlich hängt eine klangliche Bewertung immer von der Person ab und ist alles andere als Objektiv. Doch der IE 300 dürfte sehr vielen Käufern allein schon deswegen gefallen, weil er an keiner Stelle ein Spezialist ist. Er spielt weder super neutral noch, er ist kein Auflösungsmonster und und auch keine Basswumme. Ich möchte ihn auch nicht als authentisch bezeichnen. Was ihn vielleicht etwas besonders macht, ist seine absolut tolle räumliche Darstellung. Auch das nimmt jeder unterschiedlich wahr und bei mit trifft der IE 300 in allen Punkte ins Schwarze. Mit dem Crossfeed des Phonitor One D bisher die „echteste“ Darbietung von Live-Aufnahmen unter allen IEMs, die ich bisher gehört habe und vielleicht sogar unter allen Kopfhörern bisher. Absolut unerwartet und fantastisch.
Mit meinem kleinen Tip-Mod bin ich nicht weniger als absolut begeistert vom Sennheiser IE 300!
Bewertung
-
99%
-
99%
-
99%
-
99%
-
96%
-
96%
-
96%
-
98%
-
98%
-
100%
-
100%
-
100%
-
96%
-
96%