Bereits im Juli 2017 durfte ich einen Prototypen des Questyle QP2R noch vor der offiziellen Veröffentlichung auf Herz und Nieren testen. Damals habe ich allerdings die Software nicht sehr kritisch beäugt, da es mit der Beta-Version doch noch einige Punkte gab, die es zu überarbeiten galt. Heute, genauso wie schon damals, ist die Hardware jedenfalls beeindruckend. Aktuell gibt es bereits die Software Version 1.0.3. Zeit also, den Questyle QP2R noch einmal in Sachen Software-Handling unter die Lupe zu nehmen.
An dieser Stelle erneut einen herzlichen Dank an den NT-Global Vertrieb, der mir noch einmal diesen Nachtest ermöglicht hat.
Was den QP2R einzigartig macht, habe ich bereit in dem hier verlinkten Artikel beschrieben und kann dort im Detail nachgelesen werden.
Zusammengefasst handelt es sich beim QP2R im Prinzip um einen mobilen Kopfhörerverstärker mit Stromverstärkung. Der QP2R arbeitet im Current-Mode-Betrieb ganz im Stil der stationären Questyle CMA-Serie. Im Gerät sind gleich zwei separate Verstärkereinheiten untergebracht, so dass ein symmetrischer Antrieb zur Verfügung steht und ausreichend Leistung mitbringt, um beispielsweise auch planar-magnetische Kopfhörer wie einen Audeze LCD-3 oder den AEON Flow sehr laut anzutreiben.
Ein weiteres Merkmal des QP2R ist es, dass er ganz ohne Bluetooth, Wifi und Touch-Screen-Bedienung auskommt. Er verarbeitet nahezu alle Dateiformate, auch 6-Kanal-FLAC sind für den QP2R kein Problem. Einziges Manko ist, dass dem QP2R nur ein Micro-SD-Slot zur Verfügung steht, so ist bei einem Upgrade des Speicherplatzes stets auf eine größere Karte zu wechseln. Wer sich jedoch für diesen DAP entscheidet, für den sollte eine 200GB Karte obligatorisch sein. Damit sind mit den internen 64GB selbst bei Befüllung mit verlustfreien FLAC Dateien 750 Musikalben möglich, als 320KBit MP3 sind es sogar gut 1.350 Alben. Auch wenn von Questyle auf der Produktverpackung angegeben werden als Maximum 200GB angegeben, doch technisch sollten auch 2TB später kein Problem darstellen.
Was den Klang angeht, ist der QP2R über jeden Zweifel erhaben.
Auch hier verweise ich gern auf meine bereits dargestellten Erfahrungen.
In Ergänzung zu den damals getesteten Focal Elear und dem Monoprice M1060 hatte ich nun die Möglichkeit den Audeze LCD-3 und den AEON Flow Open am QP2R zu testen. Tatsächlich hat der LCD-3 sogar einen etwas höheren Wirkungsgrad und so reicht ihm der Antrieb des einfachen Stereo-Kopfhörerausganges. Der MrSpeakers Kopfhörer braucht da noch etwas mehr Schub, den der QP2R aber im balanced Mode leicht bieten kann.
Insbesondere der AEON Flow Open zeichnet sich durch seine gute Verzerrungsfreiheit aus und im Gespann mit dem QP2R ist das grandios. Ob ich nun am Questyle CMA400i Musik höre oder mit dem QP2R, Unterschiede höre ich nicht heraus. Lediglich in der Endlautstärke erreicht der DAP seine Grenze schneller. Da er auch als mobiler DAC via USB genutzt werden kann, muss selbst im Büro oder auf Dienstreisen nicht auf besten Klang verzichtet werden. Eine Treiberinstallation unter „Windows 10 Aniversary Edition“ war nicht notwendig, er wurde beim Anstecken automatisch eingerichtet und ist innerhalb von Sekunden betriebsbereit gewesen. Beim Demo-Gerät musste ich seinerzeit noch einen extra Treiber installieren, das ist nun hinfällig. Sehr schön!
Die Software
An dieser Stelle nutze ich große Teile des damaligen Textes und arbeite sogleich die Veränderungen Beta-Software zur Version 1.0.3 ein. Das zeigt die Entwicklung am besten auf. Das Update selbst ist mit nicht einmal 60MB sehr schlank und benötigt etwa 1 Minute bis es auf dem Gerät installiert ist. So schnell geht das.
Was mir sofort auffällt ist, dass mit der Seriensoftware das intuitive Bedienkonzept weiter verbessert wurde. Damals wie heute befinden sich in der ersten Menü-Ebene nur wenige Menüpunkte, von denen nur der letzte zu weiteren Einstellungen führt. Alle anderen kümmern sich direkt um Funktionen für die Navigation des Speicherinhaltes des QP2R und somit um die Wiedergabe nach Titeln, Künstlern Alben, Genre oder Ordner. In den Einstellungen lassen sich manigfache Parameter dem eigenen Wunsch entsprechend einstellen. Neben Definition der Schriftgröße, Helligkeit oder Standby-Zeit des Displays, Auswertung der Drehrichtung des Lautstärkereglers ist nun auch die Schrittweite der Lautstärke zwischen 60 und 120 Schritte wählbar. Ich bevorzuge die Einstellung 60 Schritte, diese lassen mich deutlich schneller die Lautstärke verändern und trotzdem empfinde ich die Schritte nicht als zu grob.
Im Vergleich zum damaligen Demo-Gerät hat sich die Erkennung des mechanischen Wählrades und des Lautstärkereglers noch einmal verbessert. Prellen habe ich gar nicht mehr feststellen können. Zudem ist nun die Empfindlichkeit der Touch-Tasten einstellbar, so dass mir auch hier keine Doppelbetätigung mehr passiert, wenn ich mich der Touch-Tasten zaghaft nähere, um sie zu bedienen. Sehr durchdacht ist die neue Funktion, dass bei einem langen Druck auf die Wiedergabe-Taste es direkt zur Player-Funktion geht, egal wo der Fokus im Menü zuvor gewesen ist. Damit entfällt z.B. nach der Gain-Einstellung lästiges Klicken, um wieder zurück zur Player-Funktion zu gelangen.
Eine Abschaltmöglichkeit der drei seitlichen Tasten bei ausgeschaltetem Display habe ich jedoch nicht gefunden. Beim Betrieb in der Tasche kann es von Nachteil sein, dass diese immer aktiviert sind, denn schnell ist eine der Tasten auch versehentlich gedrückt.
Trotzdem gibt es noch etliche Einstellmöglichkeiten zu Equalizer, Balance, Gain, Ausgabe über eine Dockingstation analog geregelt oder ungeregelt oder gleich digital uvm.
Die Software des QP2R funktioniert stabil. Während des Testbetriebes habe ich keinerlei Hänger oder Aussetzer bemerkt. Der schon sehr gute Eindruck, den ich bereits mit dem Demo-Gerät hatte, hat sich bestätigt. Insgesamt also eine gelungene Software. Die Handhabung ist weiterhin durchweg intuitiv.
Dennoch würde ich mich persönlich über die Möglichkeit einer konfigurierbaren Tastenbelegungen der seitlichen Tasten für eine erweiterte Navigation freuen. So könnten die seitlichen Vor- und Zurücktasten beispielsweise jeweils zum folgenden oder vorhergehenden alphabetischen Anfangsbuchstaben eines Listeneintrages springen, das würde das Scrollen per Drehrad bei einem umfangreichen Datenbestand durchaus beschleunigen können. Wer also sehr viele Alben oder Sampler auf dem QP2R abgelegt hat, dem empfehle ich die Auswahl über ein sinnvoll angelegtes Ordnersystem, denn sonst bedarf es doch einige Zeit, durch alle Alben zu navigieren.
Fazit
Auch in 2018 ist der QP2R allen zu empfehlen, die einen HighEnd DAP suchen, der sich auf das Wesentliche beschränkt. Ohne mit Funktionen überladen zu sein, die oft nur zu 10% genutzt werden, wird die Musik in bester Qualität und durch die Current-Mode-Technik auch kraftvoll wiedergegeben. Hochwertiges Aluminium und Flächen aus Glas unterstreichen seinen Referenz-Anspruch. Abgerundet wird der QP2R durch das intuitive Bedienkonzept, welches analoge und digitale Elemente sinnvoll miteinander kombiniert. Ein haptisch und technisch überzeugender DAP!
Bewertung
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HDie Bewertung fällt mir nicht ganz einfach, denn der Questyle macht irgendwie sein eigenes Ding und folgt eben nicht dem Mainstream.
Was er macht, das macht er erstklassig. Dass er über einige Merkmale der Mitbewerber nicht verfügt, welche jedoch durchhaus werbeträchtig sind, darf in der Beurteilung keine Rolle spielen, muss aber erwähnt sein. Ein Direktvergleich mit einem iBasso DX200 hinsichtlich Bewertungspunkten wäre nicht repräsentativ. Wo der Questyle noch etwas runder und effizienter werden kann, das ist ganz klar die Software insbesondere im Bereich Anwahl von Alben und Titel. Hier ist deutlich mehr möglich. In der B-Note spiegelt sich natürlich auch der Kaufpreis wieder, der mit aktuell 1.299€ schon eine ordentliche Investition ist. Vom Puristen QP2R erwarte ich dann aber auch Perfektion in Fragen der Bedienbarkeit, da gibt es jedoch noch Potential.
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