Der QoA Mojito ist das aktuelle Flaggschiff des Herstellers „Queen of Audio“ und verfügt über 6 Balanced Armature Treiber je Seite. Wie diese zueinander abgestimmt sind und was der InEar-Kophörer aus dem Reich der Mitte zu bieten hat, das schaue ich mir in diesem Artikel genauer an…
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Der QoA Mojito wurde mir kostenfrei als Testgerät von www.hifigo.com zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Vorwort
Für gewöhnlich teste ich eher preiswerte Produkte in der Kategorie „Chifi – aus dem Reich der Mitte“, die ich aus China importiere, weil sie hier in Deutschland (noch) nicht direkt erhältlich sind. In Fall der Qoa Mojito IEMs ist Yumu, die Inhaberin von Hifigo, auf mich zugekommen mit der Frage, ob deutsche Musikliebhaber auch Produkte importieren. Dieser IEM ist mit 399 USD nicht gerade ein preiswerter In-Ear-Kopfhörer und im Falle eines Importes muss man mit Kosten in Höhe von um 500€ rechnen. Das ist schon eine Ansage.
Da ich ganz ehrlich war und die Chancen eher als gering eingestuft hatte, entstand die Idee, diesen IEM einigen Interessierten für ein Probehören zur Verfügung zu stellen. Somit ist der Mojito direkt auf eine Rundreise gegangen, welche ich über das Prof-X-Forum organisiert hatte. Die Meinungen zum Mojito sind in diesem Thread zu finden.
Nachdem der Mojito nach einigen Wochen auf Rundreise schlussendlich wieder bei mir angekommen ist, habe ich ihn genau unter die Lupe genommen. Meine Eindrücke habe ich nun ab hier zusammengefasst.
Verpackung & Zubehör
Der Mojito wird in einer ansprechenden, dunklen Schachtel geliefert. Den abziehbaren Deckel ziert ein goldener Mojito Schriftzug, eingebttet in einer Raute. Auf der Rückseite des Kartons wiederholt sich das in einem kleineren Format. Zusätzlich gibt es jedoch noch detailliertere Informationen zum Mojito. Neben einer Frequenzmessung werden noch technische Parameter genannt.
Nach dem Abziehen der oberen Hälfte der Schachtel fällt der Blick zunächst auf das helbraune, lederne Transportkistchen, in dem das Kabel zu finden ist. Ein Produktkärtchen mit einem kurzen „How to“ und eine Hinweiskarte zu „Queen of Audio“ verdecken zunächst die Treibergehäuse und die 6 Paar Tips. Der Lieferumfang ist somit übersichtlich, dennoch absolut zufriedenstellend.
Design & Verarbeitung
Der QoA Mojito wird in drei verschiedenen Farben angeboten. In „Amber Orange“ wird zu dem in Gelbtönen gehaltenen Gehäuse ebenfalls ein gelbfarbenes Kabel mitgeliefert. Die Farbe „Grape Sparkling Wine“ verbindet helles und dunkles Weinrot mit gelb durchsetzten Akzenten. Diese Farbkombination wurde im Kabel ebenfalls aufgegriffen. Der von mir getestete Mojito in „Aqua Blue“ verbindet verschiedene blaue Grundfarbtöne mit hell- und dunkelbraunen Akzenten. Das Kabel ist in einem hellen Blau gehalten.
Alle drei Farbkompositionen gefallen mir sehr gut, wobei wahrscheinlich der blaue Grundton am unauffälligsten und am universellsten nutzbar ist.
Die Gehäuse sind der Form der Inneren Ohrmuschel nachempfunden. Dabei versucht jeder Hersteller für sich eine Form zu finden, die sich in möglichst vielen Ohren angenehm einpasst. Oft kommt es vor, dass nach einigen Minuten solche Standard-Formen bei mir an irgendeiner Stelle anfangen unangenehm zu drücken. QoA scheint hier auch meine Befindlichkeit umgangen zu haben. Die Gehäuse lassen sich „satt“ passend in meine Ohren einsetzen und drücken zu keiner Zeit. Die Gehäuseteile selbst sind sehr gut verarbeitet und passgenau aufeinander gesetzt. Aufgrund der unterschiedlichen Farbstrukturen, sind die Fugen der beiden Gehäusehälften gut zu sehen, doch Spalte oder Versatzkanten gibt es keine. Die Oberfläche der Gehäuse ist rundherum spiegelnd und glatt. Selbst die Aufnahme für die Tips ist mit dem Gehäuse gedruckt und verfügt über eine leichte Trichterform mit leichter Lippe, so dass entgegen meiner Befürchtung kein Tip herunterrutsch. Die Verarbeitung des Mojito ist schlichtweg perfekt!
Technik & Handhabung
Der Mojito wurde mit 6 Balanced Armature Treiber je Seite ausgestattet. Zwei Sonion Treiber übernehmen Dabei den Bassbereich währen vier Knowles Treiber sich um die Mitten und den Hochton kümmern. Mit 23 Ohm Impedanz und einer Sensibilität von ca. 118db/mW sind die Mojito sehr leicht anzutreiben. Selbst ein einfacher DAP oder ein Smartphone schafft es, dem Mojito eine hohe Lautstärke zu entlocken.
Die Handhabung des Mojito ist denkbar einfach. Das Kabel verfügt über einen ordentlichen Durchmesser und verheddert sich nicht. Mit 1,20m Länge ist das Kabel jedoch hart an der Grenze, wenn ich mir aufrecht stehend den Zuspieler in die Hosentasche mit eingesetzen In-Ears stecken möchte. Mit dem Kabel muss der Zuspieler entweder eine Etage höher in die Jackentasche wandern oder ich muss ein anderes Kabel nutzen. Beim hören zu Hause auf dem Sofa oder am Schreibtisch ist die Länge des Kabels wiederum perfekt, denn so fällt keine Schlaufe versehentlich auf den Boden. Gequetschte Kabel durch Bürostuhl sind so nicht zu erwarten.
Akustische Reproduktion
Allgemein habe ich festgestellt, dass an einigen Smartphones die Mojito im Bass deutlich schlanker klingen. BA-Treiber benötigen eine möglichst geringe Impedanz (vorzugsweise <3 Ohm), damit sie auch im Bassbereich den Klang wie vom Hersteller gewollt reproduzieren. Beim Mojito ändert sich wie bei vielen anderen BA-In-Ears mit zunehmender Ausgangsimpedanz des Zuspielers die Bassqualität. Der Mojito klingt an den von mir benutzten Smartphones, das Xiaomi MI9T Pro und später das Oppo Reno 2Z, etwas zu betont im Bereich des Oberbasses und der unteren Mitten. Es fehlte im Vergleich zum Betrieb an einem dedizierten DAP auch etwas an Dynamik und Kontur.
Am Fiio M15 angeschlossen stellt sich ein ganz anderes Bild dar, was der Grund ist, dass sich alle weiteren Beschreibungen in Bezug auf den Klang auf dieses Setup beziehen.
· Klang allgemein
Der QoA Mojito besitzt grundsätzlich einen vollen und klaren Klang. Das gefällt mir im Ersteindruck bereits sehr gut. Beim Durchhören meiner Miniklangwunder-Playlist zeigt sich, dass der Mojito sehr dynamisch spielt, mit hohen Lautstärken sehr gut umgehen kann und Stimmen und Instrumente hervorragend heraus arbeitet. Es fehlt im nicht an Bass. Eine leichte Betonung im Bereich um 100Hz verleiht ihm auch einen sehr schönen Druck, wodurch er besonders bei Rock, Heavy Metal, aber auch bei elektronischer Musik sehr schön nach vorne geht. In den Bereichen Jass, Chill-Out oder auch Instrumental dürfte es hingegen etwas weniger dieses Oberbasses sein. Da geht es mir gelgentlich etwas zu sehr nach vorne.
Durch seine Betonungen bei 2kHz und etwa 4,7kHz bekommen Instrumente eine schöne Transparenz. Besonders Gitarren, Klavier und Geige sind unabhängig vom Genre stets gut heraushörbar. Jedes Detail ist wird klar dargestellt. Die räumliche Abbildung ist dabei eher intim. Im Hochton zeigt sich der Mojito sehr fein ohne dabei Spitzen scharf klingen zu lassen. Der Mojito schwimmt somit nicht unbedingt mit dem Strom was die Abstimmung für die Breite Masse angeht. Bass und Hochton sind auf dem aktuell musikalischen Level, doch durch die deutlichere Präsentation von Instrumenten ist der Mojito eben kein Easy-Listening-Kopfhörer. Mit dem Mojito tauche ich zwar auch in Musik ein, höre aber mehr zu.
· Vergleich
Ich habe den Mojito mit einigen anderen IEMs verglichen, die ich besitze. Diesen Vergleich möchte ich euch nicht vorenthalten. Mit dem Brainwavz B400, ebenfall ein reiner BA-IEM, und dem Fiio FH7 konnte ich direkt vergleich, doch auch der iBasso iT04 ist mir aus der Erinnerung bei einigen wenigen Songs, die ich regelmäßig für solche Tests höre, noch gut im Ohr.
Der Braiwavz B400, ich nehme es gleich vorweg, klingt im Vergleich bedeckt, er gibt Gesang und Instrumente nicht so klar wieder. Damit meine ich nicht allein die Betonung des Mojito in diesem Bereich sondern vor allem die Auflösungsfähigkeit. Hier ist der B400 meiner Ansicht nach klar im Hintertreffen. Auch im Vergleich zum Fiio FH7 und zum iBasso iT04 ist das so. Der Vollständigkeit halber habe ich aber hier die Messungen des Mojito und des B400 einmal einander gegenüber gestellt. Weiteres Vergleichshören der zwei habe ich aber nicht unternommen.
Der iT04 ist deutlich relaxter abgestimmt und spielt wärmer als der Mojito. Das liegt jedoch vor allem daran, dass insbesondere Gesang und Instrumente nicht so betont sind wie mit dem Mojito. Technisch sind beide auf dem selben Level. Der iT04 ist jedoch eher klanglich für die breite Hörerschaft abgestimmt, da er mit einer leeichten Badewanne sehr gefällig weiß, Musik eindrucksvoll und doch entspannend zzu präsentieren.
Der FH7 passt mit der Möglichkeit der Filteranpassung und der unterschiedlichen Tips als Vergleich am besten zum Mojito. Auch der FH7 schafft es, Stimmen und Instrumente zu betonen und klingt dann dem Mojito sehr ähnlich. Im Tiefbass hat der FH7 aufgrund seiner dynamischen Treiber jedoch für meinen Geschmack Vorteile. Hier ist der Mojito wie bereits erwähnt etwas zaghafter unterwegs, dafür aber auch eine Spur „knackiger“ und mit etwas mehr Vorwärtsdrang.
Wie schon angedeutet lässt sich der FH7 aber auch etwas mehr dem Trend folgend abstimmen, so dass er einfach mehr in Richtung iBasso iT04 geht und mit einer leichten Badewanne etwas „musikalischer“ spielt als der Mojito. Dabei bleibt der FH7 aber etwas straffer und kontrollierter als es mit dem iT04 der Fall ist und ordnet sich so hinsichtlich der Konturzeichnung im Bass zwischen iT04 und Mojito ein.
· Hörproben
Um es etwas plastischer zu illustrieren habe ich mir stellvertretend dei Songs im Vergleich angehört, um konkreter die Unterschiede zum Mojito zu nennen.
Ein sehr schönes Lied für den Vergleich ist von Boris Blank „Fat Roller“. Hier fehlt bei dem Mojito ein wenig dieser Sparkle im super Hochton. Beim Fiio FH7 ist genau das vorhanden, ohne dass er anstrengend wird. Im Tiefbass ist der FH7 etwas präsenter als der Mojito, was aber nicht unbedingt gut sein muss. Bei diesem Song klingt es sogar etwas aufgesetzt und der Mojito ist da etwas balancierter und gleichzeitig geht er auch ein gutes Stück kräftiger nach vorne. Hier gefällt mir sogar der Mojito noch einen Hauch besser als der FH7.
Bei Extrawelt „808 slide“ kommt es sehr auf Bass und Hochton, speziell an. Hier spielt der FH7 seine absolute Stärke aus. Das klingt mit ihm wie aus einem Guss. Mit dem Mojito ist es nicht weniger spaßig, jedoch sind die Akzente im Superhochton etwas gedämpft. Im Bass hat er etwas mehr Kick und in den oberen Mitten ist er etwas präsenter, was zwar die elektronischen Instrumente noch mal etwas hervorhebt, mir in diesem Fal jedoch etwas zu viel des Guten ist.
Bei „Hotel California“ von den Eagles ist der Mojito ein wenig zu sehr betont im stimmlichen Bereich, da fehlt ihm zum Ausgleich einfach etwas der Glanz bei den Instrumenten. Im Bassbereich wiederum ist alles hervorragend abgestimmt, lediglich beim Intro bei 28 Sekunden dürfte es etas tiefer „grollen“.
Mit dem FH7 sind die Stimmen etwas transparenter und auch die Gitarren klingen etwas klarer. Jedoch ist er im Hochton manchmal eine Spur zu zischelig.
Unterm Strich ist es in meinem Testszenario zwischen Mojito und FH7 ein Kopf-an-Kopf-Rennen, auch wenn ich Äpfel mit Birnen vergleiche, also einen Full-BA mit einem Hybrid IEM und sie tonal auch unterschiedlich abgestimmt sind. Am Ende entscheide ich mich aber für den FH7. Er klingt für mich quer durch meine Miniklangwunder-Playlist einfach etwas „runder“.
Hinweis:
An dieser Stelle der Hinweis zur Gefahr, sich beim Aussetzen zu hoher Lautstärke das Gehör nachhaltig schädigen zu können. Das gilt für die Benutzung von Kopfhörern im Allgemeinen.
Fazit & Bewertung
Wer Gesang und Instrumente deutlicher „als normal“ erleben möchte, für den dürfte der Mojito genau richtig sein. Der Mojito ist weder ein analythischer In-Ear noch ein Schönfärber und erst recht kein Mainstream-In-Ear. Er geht spaßig nach vorne und verfügt neben einer schönen Feinzeichnung und Brillanz über die Eigenschaft, ungute Spitzen zu glätten bei zugleich akurater Präsentation von Stimmen und Instrumenten. Die Mainstream-Badewanne kennt er nicht.
Unterm Strich…
Aus der Eingangs angesprochenen Rundreise gab es als Feedback, der Mojito sei ein Spezialist für Profis. Musiker und Sänger lieben ihn. Dem möchte ich nicht widersprechen und ergänzen, dass sicherlich auch „einfache Musikliebhaber“ mit entsprehender Priorisierung mit ihm wahre Freude haben werden.
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