Wie angekündigt stelle ich hier einige Kopfhörerverstärker vor. Beginnen möchte ich gleich am Neujahrstag 2017 mit dem Fiio A5, der mir leihweise vom zur Verfügung gestellt wurde. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken beim Fiio-Shop Deutschland!
Ein Video zum A5 findet sich am Ende des Artikels.
Warum interessiere ich mich nun aber für genau den A5 von Fiio?
Die Frage ist aus meiner Sicht recht einfach zu beantworten. Der rein für analoge Eingangssignale ausgelegte A5 lässt sich mit jeder Quelle mit Kopfhörerausgang betreiben und liegt hinsichtlich seiner Leistungsdaten auf der Höhe von so manchem stationärem Kopfhörerverstärker. Im Vergleich gibt es natürlich auch andere mobile Lösungen, die durchaus ihre Berechtigung haben. Es gibt preiswertere aber auch teurere Geräte, die es oft nicht schaffen, antsteuerungskritische Kopfhörer mit 100 Ohm und höher bzw. Kopfhörer mit geringem Wirkungsgrad ordentlich anzutreiben. Wer solche Kopfhörer nicht besitzt, der kommt möglicherweise auch ohne einen Fiio A5 allein mit seinem Smartphone aus. Doch für alle potentiellen Nutzer habe ich mir den Fiio A5 einmal sehr genau angesehen und angehört.
Die Stärke des Fiio A5 als akkubetriebener mobiler Kopfhörerverstärker ist ganz klar seine Eigenschaft auch hochohmige Kopfhörer aus dem audiophilen Bereich, welche schwächen bei der Zuspielung sofort aufdecken, sehr gut bedienen zu können. Der Fairness halber muss ich jedoch darauf hinweisen, dass ich ein Liebhaber von Over Ear Kopfhlörer bin und In Ear Kopfhörer lediglich für die Fahrt zur Arbeit nutze und somit über keine IEM Kopfhörer mit geringer Impedanz verfüge und daher das Verhalten mit solchen Kopfhörern auch nicht beurteilen kann.
Was ist mir persönlich wichtig in Bezug auf einen Kopfhörerverstärker?
Wie schon genannt, möchte ich Leistungsreserven auch bei Kopfhörern mit 250Ohm und höher haben. Der zweite Aspekt ist eine möglichst ungefärbte und neutrale Verstärkung des Eingangssignals. Dazu kommt noch eine möglichst hohe Mobilität wobei im günstigsten Fall ein Akkubetrieb möglich ist. Zuletzt ist der Preis auch für viele Käufer mit der wichtigste.
Der Punkt Portabilität ist Dank der geringen Größe und des integrierten Akku bestens erfüllt.
Der Preis des Fiio A5 liegt derzeit bei 149€. Ob er aus meiner Sicht angemessen ist, das werde ich am Ende in meinem Fazit zusammenfassen.
Der Vollständigkeit halber hier noch die technischen Daten kurz zusammengefasst
Leistung: 800mW @ 32Ohm (A3 im Vergleich „nur“ 450mW!)
Akku: 880mAh (11V) @ max. 13h Laufzeit
THD: 0.002% (1kHz)
Signal-Rausch-Abstand: >115dB
Gewicht: 168gr
Größe: 124mm x 66,5mm x 14,5mm
Gewöhnliche Kopfhörerimpedanz 16-300 Ohm (A3 bis 150Ohm)
zusätzliche Features: Low/High-Gain, zuschaltbare Bassbetonung
Technische Features im Detail
Ich konnte auch auf maximaler Lautstärke kein hörbares Eigenrauschen beim A5 feststellen und im Laufe meines Tests hat der A5 gute 9 Stunden im Lautstärkemix durchgehalten. Das Aufladen geschieht dem Handbuch entsprechend in knapp 2,5 Stunden. Die Bedienung de A5 ist einfach und stellt den Anwender vor keine Hürden. Der analoge Lautstärkeregler weiß zu überzeugen. Gleichzeitig ist er auch der Ein- und Ausschalter des Fiio A5. Danke des integrierten Relais, wird der Kopfhörerausgang erst nach dem „Hochfahren“ der Verstärkerstufe zugeschaltet. So kommt es nicht zu unschön verzerrten Geräuschen auf den Kopfhörer. Selbst bei maximaler Lautstärke und hohem Gain kann ich kein Eigenrauschen des Fiio A5 ausmachen. Auch Störungen durch das Handy wie sie gern bei einem Empfang eines Anrufes oder einer SMS auftreten sind für den A5 kein Thema. Lediglich der integrierte Bass-Boost ist für mich persönlich zu viel des Guten. Wer allerdings über für manche Musik zu analytisch abgestimmte Kopfhörer verfügt, der wird dieses Feature unter Umständen dennoch gern Nutzen. Mein AKG K702 profitiert zwar davon, doch auch bei ihm wird mir der Bereich bis 1.000Hz insgesamt zu sehr angehoben.
Bis etwa 220Hz werden linear gute 6dB! angehoben und erst ab dort läuft die Anhebung bis 3.000Hz langsam aus, wobei selbst 1.000Hz immer noch mit gut 1dB verstärkt werden. Mir persönlich ist da deutlich zu viel Oberbass und sogar stimmlicher Bereich hervorgehoben. Läge die lineare Anhebung bei 6dB bis 60Hz und würde dann entsprechend bis 150Hz beschränkt auslaufen, dann wäre das für mein Dafürhalten deutlich besser gelöst und „schlechte“ Kopfhörer würden auch nicht gnadenlos damit überfordert. Hochpreisige Kopfhörer wie ein AKG K702 oder auch ein BeoPlay H6 würden durch den angehobenen Tiefbass profitieren, ohne ihr Klangcharakteristik zu verlieren. Die entsprechende Messung habe ich mittels REW und meinem Messkopf unter Nutzung eines BeoPlay H6 durchgeführt. Durch die Differenz beider Signale läßt sich sehr schön die so ermittelte Bass-Boost-Kurve darstellen.
Wie verhält sich der A5 ohne Bass-Boost?
Was nun Leistung und neutrale Wiedergabe angeht, das gilt es im weiteren Verlauf darzulegen. Dafür habe ich mich entschieden, einen Direktvergleich mit unterschiedlichen Kopfhörern und Quellen durchzuführen. Im Idealfall sollte bei gleicher Lautstärke das Wechseln von Eingangssignal auf Ausgangssignal des Fiio A5 nicht erkennbar sein. Als Zuspieler durften der Fiio X1, X3, Lotoo PAW 5000 und das täglich genutzte Smartphone herhalten, ein LG V10. Das LG Smartphone spielt bereits Dank des integrierten Kopfhörerverstärkers auf hohem Niveau und kann auch einen 250Ohm Kopfhörer ausreichend laut antreiben. Umso interessanter ist es zu erfahren, wie viel mehr der Fiio A5 im Vergleich an Lautstärke leisten kann.
Das Vergleichshören war sehr aufwändig und zeitintensiv. Dennoch erwartete ich, dass ich im Gegensatz zu Kopfhörern nicht beurteilen muss, ob mir das „Sounding“ des Kopfhörerverstärker gefällt. Im Idealfall würde ich sagen, sollte der A5 komplett neutral verstärken. Anfänglich kam mir das auch so vor, doch ich wollte es genauer wissen, daher entschied ich mich für den direkten Vergleich zwischen meiner Klangquelle LG V10 und dem Fiio A5.
Meine Testanordnung
Ich habe den Fiio A5 und abwechselnd mein verschiedenen Zuspieler mit einem mechanischen Umschalter betrieben, um direkt ohne Unterbrechungen zwischen Quellmaterial und A5-Material umschalten zu können. Die Lautstärke lässt sich auf diese Weise auch schnell wunderbar abgleichen, so dass auch ein „bessere Eindruck“ aufgrund von höherer Lautstärke nicht gegeben ist. Mit dem so eingerichteten Aufbau können im direkten Vergleich auch die feinsten Nuancen offen gelegt werden.
Sowohl mit dem Fostex T20RP als auch mit dem Beyerdynamic DT990 habe ich mir zunächst ein Bild verschafft. Beide Kopfhörer verlangen vom Zuspieler einiges an Leistung ab und an einfachen Playern oder Smartphones betrieben, kommt mit diesen Kopfhörern kein rechter Spaß auf.
Was ist mir klangllich konkret aufgefallen?
Zunächst einmal ist es wichtig zu sagen, dass ich nur mit diesem direkten Vergleich ohne Unterbrechungen die sehr geringen Abweichungen hören konnte. Dank der direkten Umschaltung fällt mir mit dem Fostex auf, dass im Bassbereich unter etwa 100Hz im neutralen Modus des A5 der Bass ganz leicht zurückgenommen ist. Der Beyerdynamic mit seiner Abstimmung macht mir das nicht so transparent, da er im Bass deutlich kräftiger zulangt als der Fostex. Bei einigen Liedern insbesondere mit ordentlich Tiefbass, ist der Unterschied jeweils nach 10 bis 15 Sekunden „Einhören“ wahrzunehmen. Schalte ich alle ein bis zwei Sekunden um, dann ist das anfänglich nicht zu erkennen. Zumindest mein Wahrnehmung ist nicht so flink. Sobald ich den Unterschied einmal in einem Lied ausgemacht habe, höre ich den Unterschied dann aber auch schneller heraus. Bei einem neuen Stück ist wieder diese Eingewöhnung notwendig. Ich beschreibe das so genau, da es sehr gut zeigt, wie gering diese „Verfärbung“ ausfällt und die Wahrnehmung auch direkt vom Kopfhörer abhängt. Ich habe einem Freund den gleichen Test unterzogen und er nimmt das ähnlich wahr. Das zeigt, dass man dafür keine goldenen Ohren benötigt, über die ich im übrigen auch nicht verfüge. Für mich macht sich die Klangänderung so bemerkbar, dass ich die Charakteristik des Bassbereiches als einen Hauch „weicher“ und weniger „füllig“ mit dem Fiio A5 empfinde. Diesen Teste habe ich zur Verifizierung auch mit dem Fiio X1 2nd und dem Lotoo PAW 5000 wiederholt. Alle Zuspieler spielen alle einen Hauch kräftiger im Bassbereich als der A5 verstärkt. Wer das selbst einmal prüfen möchte, dem empfehle ich sich als Interpret Greg Keelor anzuhören. Unglaublich tiefe Bässe im Album „Gone“ eigenen sich auch sehr gut, um die Qualität von Kopfhörern in diesem Bereich beurteilen zu können. 😉
Mit dem Beyerdynamic DT990, der ab 5kHz bis 14 kHz deutlich betonter spielt als der Fostex, ist auch ein leichter Unterschied in den Mitten und Höhen zu bemerken. Auch hier ist der Unterschied so gering, das mir das erst bei Stücken aufgefallen ist, die mit dem DT990 bereits im Grenzbereich dessen spielen, wo der kristallerne Hochton des DT990 schon zu nerven beginnt. Das ist der Fall bei vielen Stücken von Trentemoeller. Als ein Paradebeispiel für extreme Höhenbetonung dient für mich „Take me into your skin“ von dem Album „The last resort“. Hier ist selbst dieser kleine Unterschied ausreichend, dass ich mir den A5 etwas herunter regele im Vergleich zum V10. Die hervorragend gesetzten Akzente in diesem Musikstück wirken mit dem A5 und dem DT990 wie kleine Nadelstiche. Wechsele ich auf den Fostex T20RP, der diesen Frequenzbereich grundsätzlich deutlich weniger herausgestellt wiedergibt, kann ich diese Feinheit nicht mehr heraushören.
In diesem wirklich aufwändigem Direktvergleich konnte ich nur minimalste Unterschiede zum Eingangssignal wahrnehmen. Dabei war es egal, mit welchem Zuspieler ich den A5 gefüttert habe. Der A5 verstärkt das Ausgangssignale hervorragend und führt zu keiner wahrnehmbaren Verfärbung, noch kommt es zu einer Veränderung der Bühne, wovon von einigen Nutzern beim Umstieg auf Kopfhörerverstärker gern als Aha-Erlebnis berichtet wird.
Dass das im direkten Vergleich mit dem A5 für mich nicht heraus zu hören ist, stellt für mich das wesentlichste Qualitätsmerkmal für einen Kopfhörerverstärker dar, wenn es darum geht, einfach unverfälschte Mehrleistung zu bekommen. Dieses neutrale Verhalten beherrscht der Fiio A5 sehr gut. Wie zu Anfang des Artikels genannt, ist der A5 zwar nicht perfekt, doch nahe am Optimum.
Hinsichtlich der maximalen Lautstärke des Fiio A5 im Vergleich zu meinen Zuspielern sind mehr als genug Reserven vorhanden, um auch mit dem Fostex T20RP als auch dem Beyerdynamic DT990 bei zaghaft abgemischten Musikstücken in den „Spaß-Bereich“ vordringen zu können. Im Bereich Lautstärke legt der A5 etwa 50% bei meinen betriebskritischen Kopfhörern obendrauf. Wer über sehr leise abgemischte Musik verfügt, dem fehlt vielleicht dennoch das eine oder andere dB, dem empfehle ich dann aber den Blick auf den Fiio K5 als stationärem Kopfhörerverstärker zu richten. Dieser bietet immerhin die doppelte Leistung.
Fazit
Der Fiio A5 ist ein toller mobiler Kopfhörerverstärker mit deutlichen Leistungsreserven gegenüber allen mir bekannten Smartphones und auch gegenüber vielen reinrassigen Playern wie dem Fiio X1, X3 oder auch dem Lotoo PAW5000. Er verstärkt das zugespielte Signal nahezu neutral und ist gänzlich rauschfrei. Mit mehreren Stunden vom Stromnetz unabhängigen mobilen Musikgenuss kann ich den die Investition von knapp 150€ für den Fiio A5 uneingeschränkt empfehlen!