Vor wenigen Tagen ist bei mir der Sennheiser HD58X Jubilee angekommen. Dieser wird von Massdrop, eine in den USA ansässige „Handelsplattform“, in Kooperation mit Sennheiser vertrieben. Der Kopfhörer wird auch nach Deutschland verkauft, so dass neben 149,99 USD für den Kopfhörer und 15 USD für den Versand noch etwa 30€ Gebühren und Einfuhrumsatzsteuer fällig werden. In Summe bedeutet das eine Ausgabe von um 175 € je nach Wechselkurs. Ob das Geld gut investiert ist?
Ich besitze bereits das Flaggschiff der 6er Serie, den HD660S. Warum habe ich dann den HD58X überhaupt noch bestellt?
Ein Bekannter aus Leipzig hatte mich bei Erscheinen des HD58X auf Massdrop auf diesen Aufmerksam gemacht und ich hatte ihn aufgrund der damals vorliegenden Messungen „gewarnt“, dass er hinsichtlich Bassfundament nicht zu viel erwarten darf. Auch in den oberen Mitten war der Jubilee nach Deutung des Frequenzschriebes schon recht enthusiastisch dabei. Also tatsächlich ein hell abgestimmter Kopfhörer ganz im Sinne des HD580 von früher. Da mein Bekannter noch keinen Sennheiser besitzt, hat er damals dennoch bestellt. Nun kam der HD58X in Leipzig an und ich erhielt die Info, dass der weder zu hell klingt noch es ihm an Bass fehle. Also habe ich noch einmal nach aktuelle Stimmen zum HD58X im Netz gesucht und bin gleich auf der Massdrop-Seite selbst fündig geworden. Denn dort wurde erwähnt, dass der HD58X in Serie produziert noch einmal „leicht“ tonal verändert wurde, um konkreter auf die Wünsche der Käufer einzugehen. Schon klar… Der HD58X war sicher nicht nur mir zu hell. 😉
Der dann noch als Bild angebrachte Vergleich zum HD650 mittels beigefügten Messschrieb erstaunte mich dann doch, sollte der HD58X nun deutlich voller klingen. Die Seite von „Super Best Audio Friends“ war dann die erste Quelle, die schon Vergleiche zum neu gesoundeten HD58X angeboten hat und da gab es dann auch den Vergleiche zum HD660S. Damit war für mich klar, der Jubilee wird doch noch bestellt. Denn die dort zu sehende Performance des 149 USD Kopfhörer verglichen zum HD660S, konnte bzw. mochte ich gar nicht glauben. Also habe ich beim letzten Drop auch einen bestellt.
- Verpackung & Lieferumfang
- Verarbeitung & Design & Tragekomfort
- Technische Daten
- Messungen & Klangvergleich
- Fazit & Bewertung
- Galerie
1. Verpackung & Lieferumfang
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Geliefert wird der HD58X in einer schlichten Pappschachtel von Massdrop, deer tatsächlich nur dazu dient, den Kopfhörer für den Transport bestmöglich zu schützen. Neben dem Anschlußkabel und einem Adapter von 6,3mm auf 3,5mm Klinke befindet sich kein weiteres Zubehör im Karton.
2. Verarbeitung & Design & Tragekomfort
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Die Verarbeitung des HD58X befindet sich auf Sennheiser-Niveau. Soll heißen, dass ich nicht erkennen kann, dass ber Kopfhörer in der Produktion anderen Qualitätsanforderungen unterlegen hätte. Auch hinsichtlich der Verwendeten Materialien sehe ich keinen Unterschied zu den aktuellen 6er Modellen bis auf die Hochglanzlackierung des Kopfbügels und der „cleanen“ Gitter der Treiber-Gehäuse. Im Vergleich sind die Gitter des HD660S reliefartig Strukturiert mit der Modellbezeichnung HD660S eingearbeitet. Beim HD58X ist das Gitter flächig homogen gebogen. Irgendwie erinnert mich der HD58X an die Auto-Tuning-Szene, mit dem Ansatz „weniger ist mehr“ angefangen bei den gecleanten Heckklappen. Und ehrlich gesagt, gefällt mir der HD58X nach kurzer Gewöhnung sogar sehr gut, besser als der HD600 und HD650 allemal. Auch im Vergleich zum HD660S, der im Design etwas „protzt“, sehe ich den HD58X mit seinem Understatement leicht vorne, obwohl der noch nicht perfekt ist – für mich natürlich. Ich hätte ihn gern komplett in Hochglanz und mattschwarzen Gittern. So sieht er aber auch Klasse aus. 😉
Hinsichtlich des Tragekomfort ist es beim HD58X wie bei seinen Geschwistern. Wem der Druck auf den Ohren etwas zu fest ist, kann das leicht durch vorsichtiges Biegen des Kopfbügels bzw. der Metallauszieher korrigieren. Nach dieser schnellen Korrektur sitzt er für mich perfekt und stundenlanges Tragen ist gar kein Problem. Die Ohrpolster sind etwa 3mm flacher als die des HD660S, was bei mir dafür sorgt, dass meine Ohren leicht innen am Gehäuse anliegen. Mit den Polstern des HD660S ist das nicht der Fall. Tonal macht sich diese Veränderung jedoch nicht bemerkbar. Schade, dass hier etwas andere Polster verwendet wurden. Die nachbestellbaren Ersatzpolster sind jedenfalls etwas tiefer als die Stock-Polster des HD58X. Hier gibt es dann leider ein paar Prozent Abzug.
3. Technische Daten
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Der nur 260gr leichte HD58X Jubilee ist ein Kopfhörer mit dynamischen Treibern und kommt mit einer Impedanz von 150 Ohm daher. Der Schalldruckpegel liegt bei 104dB bei 1V und 1kHz und soll laut Sennheiser den Bereich von 12-38.000 Hz (-10dB) abdecken. Bis auf den Frequenzbereich alles Dati, die mir vom HD660S bekannt vorkommen, der schafft allerdings die Wiedergabe von 10-41.000 Hz. 😉
4. Messungen & Klangvergleich
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Hier einfach mal meine Vergleichsmessung des HD660S und HD58X im Bereich 10-20.000 Hz.
Beide Messkurven wurden mit dem selben Messkopf aufgenommen und die Kopfhörer wurden möglichst exakt gleich auf ihm ausgerichtet. Sie sehen sich doch sehr ähnlich und spiegeln auch die Messungen wieder, die ich im Internet bereits gesehen haben und mein Anreiz waren, den HD58X zu bestellen. Im Bereich von 150 Hz bis 10 kHz sehen sich die Messkurven sehr ähnlich, jedoch hat der HD58X einen ausgeprägteren Bassbereich und ist im Superhochton etwas zurückgenommen.
Da mir der HD660S bei einigen Stücken in der Brillanz ab und an etwas zu „zischelig“ eher „pieksend“ ist, verspreche ich mir vom HD58X an dieser Stelle mehr Gelassenheit. Im Bassbereich wäre für mich der prägnantere Tiefbass sehr wünschenswert insofern er nicht unpräzise und zu weich ist. Also habe ich beide Kopfhörer hergenommen und lange gegeneinander verglichen.
Stellvertretend hier ein paar Songs, bei welchen ich die ausschlaggebenden Nuancen beschreibe, warum der HD58X die Nase vorn hat.
„When she sings to me“ von Jeff Cascaro
Hier gibt es gar nicht viel zu schreiben, dieses Stück ist eines der best gemasterten Stücke, die ich kenne. Vorausgesetzt, der Hörende mag diese Art von Musik, trennt sich beim Hören schnell Spreu vom Weizen. Beide, sowohl der HD660S als auch der HD58X Jubilee spielen dieses Stück hervorragend. Dennoch gefällt mir der Gesang mit dem HD58X einen Hauch besser, da er leicht zurückgenommen ist. Zusätzlich klingt alles auch einen Hauch erwachsener mit dem HD58X, was ich dem in die tieferen Frequenzbereiche erweiterten Bass zuspreche.
„Cold Duck“ Al Jarreau
Ebenfalls eines meiner Lieblingsstücke, um unter anderem herauszuhören, ob ein Kopfhörer für mich lebendig klingt oder nicht. Hier sind es eher die hohen Töne, welche schnell zu viel werden können. Beim HD58X werden alle Details hervorragend dargestellt, ohne dass mich irgendwelche Überbetonungen nerven. Auch Al Jarreaus Gesang klingt für mich authentisch und sehr schön im Gesamtbild platziert. Der Basslauf im Hintergrund rundet das Stück ab und hier fällt mir besonders der Unterschied zum HD660S auf. Dieser spielt den Basslauf etwas verdeckter und im Hochton ist er teils etwas zu aussagekräftig unterwegs. Gleich zu Anfang sind mir die Hi-Hats ein wenig zu betont, zu spitz. Das verstärkt sich mit zunehmender Lautstärke.
„16 Tons“ von Tom Morello
Hier höre ich besonders auf das Klavier. Mein erster Kontakt mit diesem Lied war mit dem Hifiman HE4XX und sehr intensiv, da dieser genau in dem Frequenzbereich in dem das Klavier zu Hause ist, schon ordentlich betont. Laut hören war mir mit dem nicht möglich, da bei dynamischen Anschlägen mir die Augen zuckten. Der HD660S meistert das deutlich besser, doch auch vereinzelt sticht mir das Klavier zu sehr in einzelnen Anschlägen hervor. Auch hier ist der Jubilee etwas vorsichtiger, ohne aber die Dynamik und den Fokus auf das Klavier zu verlieren.
„Flight of the Cosmic Hippo“ von Bela Fleck
Ebenfalls ein grandioses Stück, welches von Anfang an beeindruckend oder langweilig klingen kann. Mit dem HD58X gefällt mir hier der Basslauf hervorragend, auf dem das ganze Lied aufgebaut ist. Auch die kräftigen Kicks stellt der Jubilee sehr gut heraus. Bei 2:30 Minuten geht es dann das erste Mal so richtig in den Keller, da hält der HD660S nicht mehr mit. Insgesamt klingt dieser Song mit dem HD58X kräftiger, vielleicht auch einen Hauch dunkler, obwohl im Hochton er nicht weniger Spaß macht als der HD660S.
„The Chain – 2004 Remastered Edition“ von Fleetwood Mac
Zum Abschluss noch ein Klassiker. Von Anfang an über Zimmerlautstärke gehört macht mir dieser Song seit Guardians of the Galaxy nun immer wieder richtig Spaß! Hier bringt der HD58X hinsichtlich Bass keine hörbaren Vorteile mit, was für die meisten Classic Rock Stücke gilt. Eine Ausnahme ist von den Eagles „Hotel California“ vom Album „hell freezes over“, gut zu hören um Sekunde 29, das nur als populäres Beispiel. Zurück zu Fleetwood Mac. Mit dem Jubilee klingt das Stück wie live im Studio bei der Aufnahme mitzuhören. Quatsch natürlich, ich war nicht dabei und weiß nicht, wie sich das anhören müsste, doch mit dem HD660S hört es sich etwas „gesoundeter“ an, da das Schlagzeug irgendwie zu viel Aufmerksamkeit durch den etwas ausgeprägteren Superhochton erhält. Becken und Hi-Hats klingen mit dem HD660S etwas zu metallisch.
Die Bewertung der Hörproben liest sich im ersten Moment so, als würde der HD660S deklassiert werden. Das ist natürlich nicht der Fall! Hier geht es um Nuancen, die mir im direkten Vergleich auffallen und beschreiben, warum der HD68X Jubilee bei mir schneller „einrastet“ bzw näher an meinem Ideal liegt als der HD660S. Um das in Zahlen auszudrücken, der HD58X kommt tonal und in Sachen Dynamik bei mir auf 95% an mein Ideal heran, beim HD660S sind das 92%. Die räumliche Abbildung betrachte ich hierbei nicht, denn die ist bei beiden Kopfhörern nahezu identisch und gut. Es gibt andere Kopfhörer, die einen noch mehr in das Geschehen eintauchen lassen, doch bei mir persönlich hat die tonale Abstimmung Priorität. Der für mich derzeit beste „600er“.
5. Fazit & Bewertung
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Aus meiner Sicht gehört der HD58X Jubilee tonal ganz klar zur 600er Serie. Stetige Weiterentwicklung zeigt letztlich, was auch mit Tradition möglich ist. Allerdings würde ihm keine herkömmliche Nomenklatur gerecht, da er alle 600er Kopfhörer umarmt, altbewährte Qualitäten einsammelt und um einen bisher so nicht dagewesenen, hervorragenden Bassbereich ergänzt. Damals wurde der 580 Jubilee als 600er bei Sennheiser weitergeführt. Der HD58X Jubilee ist für mich als Würdigung der von Axel Grell ins leben gerufenen 5er und 6er Serie quasi als möglicher HD6600 der Glanzpunkt.
Ein großes Danke an Massdrop, dieses Joint-Venture angestossen zu haben. Chapeau Sennheiser für den HD58X Jubilee!
Was bleibt mir noch zu sagen außer, dass der Kopfhörer für unter 180€ inkl. Versand- und Importgebühren der Knaller ist. Wer sich diesem Hobby verschrieben hat, dem darf in seiner Sammlung der HD58X Jubilee auf keinen Fall fehlen!
Bewertung
PS:
Ich persönlich hoffe, das dieser Kopfhörer nicht nur Massdrop exklusiv für einen begrenzte Stückzahl vorbehalten sein wird.
6. Galerie
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