Wenn es um hochwertige portable Audio-Lösungen geht, hat sich Lotoo in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Mit dem neuen Flaggschiff Mjölnir wagt sich der chinesische Hersteller nun in neue Gefilde vor und präsentiert ein Gerät, das sowohl als mobiler Digital Audio Player als auch als stationäre Desktop-Lösung fungieren soll. Kann der Mjölnir diesem ambitionierten Anspruch gerecht werden? Ich habe das außergewöhnliche Multitalent ausgiebig getestet.

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Den Lotoo Mjölnir konnte ich mir mit freundlicher Unterstützung von Carsten Hicking von audiodomain.de genauer ansehen. Für das Leihgerät möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken!
Vorwort
Ich habe schon einige Lotoo Produkte angehört wie den Lotoo PAW 6000, der mich klanglich und haptisch absolut überzeugen konnte. Auch die vergleichsweisen kleinen DAC/Kopfhörerverstärker wie der PAW S2 haben meinen Eindruck über Lotoo bestärkt. Ob Lotoo nun mit dem Preis- und Formatboliden Mjölnir ebenfalls in Sachen Klang auch angesichts des aufgerufenen Preises von derzeit 7.790€ auch als Klangbolide bezeichnet werden darf, das erfährst du in diesem Test.
Design & Verarbeitung
Schon beim Auspacken wird klar: Der Mjölnir ist kein gewöhnlicher DAP. Mit Abmessungen von 18 x 18 x 6,3 cm und einem Gewicht von stattlichen 2,7 kg ist er deutlich größer und schwerer als typische portable Player. Das massive Vollmetallgehäuse strahlt eine Wertigkeit aus, die man sonst nur von High-End-Desktopgeräten kennt. Die Verarbeitung ist tadellos, alle Bedienelemente sitzen fest und haben einen präzisen Druckpunkt.
Auf der Oberseite findet sich ein 4 Zoll großes Touchdisplay mit einer Auflösung von 800 x 480 Pixeln. Die Bildschirmqualität ist gut, wenn auch nicht herausragend. Bei direkter Sonneneinstrahlung lässt die Ablesbarkeit etwas zu wünschen übrig. Dafür ist das Display sehr reaktionsschnell und lässt sich auch mit feuchten Fingern problemlos bedienen. Auf der Frontseite gibt es ein zusätzliches 2,2 Zoll LCD-Display (480 x 360 Pixel), das wichtige Informationen wie Lautstärke, Abtastrate und Titelinfos anzeigt.
Die Anschlussvielfalt des Mjölnir ist beeindruckend. Auf der Vorderseite finden sich gleich vier Kopfhörerausgänge: 3,5 mm und 6,35 mm Klinke (unsymmetrisch) sowie 4,4 mm Pentaconn und 4-Pin XLR (symmetrisch). Auf der Rückseite gibt es analoge Ausgänge in Form von XLR (symmetrisch) und Cinch (unsymmetrisch) sowie digitale Ein- und Ausgänge via XLR (AES/EBU), Cinch (S/PDIF) und optisch (Toslink). Hinzu kommen drei USB-Ports: USB-C OTG für Datentransfer, USB-C PD zum Laden sowie USB-A für Host-Funktionen und Datentransfer.
Für den mobilen Einsatz liegt dem Mjölnir eine hochwertige Ledertasche bei. Diese schützt das Gerät zuverlässig vor Kratzern und Stößen, lässt aber alle wichtigen Bedienelemente und Anschlüsse frei zugänglich. Dank eines Trageriemens kann der Mjölnir bequem über der Schulter getragen werden – auch wenn das aufgrund des Gewichts sicher nicht jedermanns Sache sein dürfte.

Ausstattung & Funktionsumfang
Im Inneren des Mjölnir arbeitet eine leistungsfähige Kombination aus NXP IMXN6LL Prozessor, ADI Blackfin BF706 DSP und Ingenic X1000. Als Digital-Analog-Wandler kommt der renommierte AK4499EQ zum Einsatz, der PCM-Signale bis 768 kHz/32 Bit und DSD bis DSD512 verarbeiten kann. Die Kopfhörerverstärkung übernehmen gleich acht LME49600 Chips und stellen so bis zu 2,5W je Kanal bereit, was für 99% der auf den Markt erhältlichen Kopfhörer (keine E-Staten) mehr als genug sein dürfte, um hohe Lautstärken zu erreichen.
Kurz zur Einordnung, ein um 3dB erhöhtes Signal benötigt diedoppelte Leistung. Erst 10dB nehmen wir als doppelte Lautstärke wahr, wofür die 10-fache Leistung benötigt wird.
Als Betriebssystem dient das hauseigene LTOS (Lotoo Operating System), das sich durch eine schlanke Struktur und hohe Geschwindigkeit auszeichnet. Die Bedienung erfolgt intuitiv über das Touchdisplay, zusätzlich gibt es physische Tasten für die wichtigsten Funktionen. Das System reagiert stets flott und ohne spürbare Verzögerungen.
Der interne Speicher fällt mit 64 GB recht knapp aus, lässt sich aber via microSD-Karte um bis zu 2 TB erweitern. Zudem können externe Festplatten und SSDs über USB angeschlossen werden. Unterstützt werden alle gängigen Audioformate wie FLAC, WAV, AIFF, ALAC, APE, DSD und MP3.
Neben der Funktion als DAP und DAC/Kopfhörerverstärker kann der Mjölnir auch als Vorverstärker in einer HiFi-Anlage eingesetzt werden. Dank der vielfältigen Anschlussmöglichkeiten lässt er sich flexibel in bestehende Setups integrieren.
Eine Besonderheit ist die LTTP-Funktion (Lotoo Tele-Transport Protocol). Hierbei handelt es sich um eine proprietäre Drahtlostechnologie, die eine verlustfreie Audioübertragung mit extrem niedriger Latenz ermöglichen soll. Dank des mitgelieferten WT-1 LTTP Adapters, konnte ich mich von der Übertragungsqualität mit meinen eigenen Ohren überzeugen. Als USB-Dongel hat der Adapter bei mir sowohl am iPhone 15 Pro Max sowie am iPad Pro 13 und auch am MacBook Pro 2024 funktioniert.
Für kabellose Verbindungen stehen zudem Bluetooth (mit Unterstützung für SBC, AAC und LDAC) sowie WLAN zur Verfügung. Der Mjölnir ist Roon Ready zertifiziert und unterstützt AirPlay, sodass er sich nahtlos in bestehende Streaming-Setups integrieren lässt. Eine native Unterstützung für Tidal ist ebenfalls an Bord.
Die Akkulaufzeit gibt Lotoo mit 8 bis 15 Stunden an, abhängig von Lautstärke, Display-Nutzung und angeschlossenem Kopfhörer. Beim schreiben dieses Testberichtes mit einigen Kreativ-Pausen mit dem Mjölnir und dem HEDDphone2 GT sowie dem Dan Clark Audio E3 bin ich bei „normaler“ Abhörlautstärke auf über 9 Stunden gekommen, wobei der Akku immer noch nicht ganz leer war, jedoch im roten Bereich und damit Nachladen nötig wurde. Ein absolut respektabler Wert angesichts der Leistungsfähigkeit des Geräts.
LTTP: Drahtlose High-Res-Übertragung
Ein Highlight ist die Integration des Lotoo Tele-Transport Protocol (LTTP). Dieses proprietäre Funkprotokoll überträgt Audio verlustfrei bis 96 kHz/24 Bit (High-Res) oder 48 kHz/24 Bit (CD-Qualität) mit einer Bitrate von bis zu 1,5 Mbps. Im Test funktionierte die Kopplung mit dem separat erhältlichen LTTP-Sender mit USB-C Anschluss unter iOS- und Android-Geräten nahtlos, die Latenz liegt dabei unter 50 ms – ideal für lippensynchrones Video-Streaming.

Klangqualität
Um die klanglichen Qualitäten des Mjölnir auf die Probe zu stellen, habe ich ihn sowohl mit verschiedenen Kopfhörern, unter anderem dem HEDDphone2 GT, dem Dan Clark Audio E3 wie auch dem Meze Empyrean 2, als auch als DAC/Vorverstärker an meiner stationären Anlage, ein Cambridge Audio EVO 150, getestet. Als Vergleichsgeräte diente RME ADI-2/4 Pro SE.
Bass
Beginnen wir mit dem Bassbereich. Hier zeigt der Mjölnir eine beeindruckende Kontrolle und Präzision. Schon bei dem Classic-Rock Song „The Chain“ von Fleetwood Mac kommt die berühmte Basslinie kraftvoll und konturiert zur Geltung. Jeder Anschlag ist klar definiert, ohne dass der Bass jemals aufdickt oder verwaschen wirkt. Beeindruckend ist auch die Tiefenstaffelung – selbst bei komplexen elektronischen Tracks wie Massive Attacks „Angel“ bleibt der Mjölnir souverän und zeichnet die verschiedenen Bassschichten sauber voneinander ab.
Mitten
Im Mittenbereich überzeugt der Lotoo Mjölnir mit einer ausgewogenen, natürlichen Wiedergabe. Stimmen werden authentisch und mit viel Gefühl reproduziert. Bei „The Sound of Silence“ in der Version von Disturbed kommt die emotionale Intensität von David Draimans Gesang voll zur Geltung, ohne dass der Mjölnir dabei übertreibt oder künstlich dramatisiert. Auch Instrumentalaufnahmen profitieren von der Detailtreue und Neutralität des Players. Das Klavierspiel in Beethovens „Mondscheinsonate“ wird mit all seinen Nuancen und dynamischen Abstufungen wiedergegeben.
Hochton
Der Hochtonbereich ist ein weiteres Glanzstück des Mjölnir. Er liefert eine kristallklare, luftige Wiedergabe, ohne dabei jemals scharf oder anstrengend zu wirken. Bei „Hotel California“ von den Eagles perlen die Gitarrenakkorde förmlich aus den Lautsprechern, während die Becken einen realistischen Glanz und Schimmer aufweisen. Selbst bei hohen Lautstärken bleibt der Hochton stets kontrolliert und angenehm und kommt über alle meine Testsongs hinweg ohne „Nadelstiche“ aus.
Räumlichkeit & Bühnendarstellung
In Sachen Räumlichkeit und Bühnendarstellung setzt der Mjölnir Maßstäbe für einen (immer noch) portablen Player. Die Abbildung ist präzise und dreidimensional, jedes Instrument hat seinen klar definierten Platz im Raum. Bei orchestralen Werken entfaltet sich eine beeindruckende Weite und Tiefenstaffelung. Man kann förmlich die Sitzordnung des Orchesters vor dem geistigen Auge sehen.
Dynamik
Auch bei der Dynamik weiß der Lotoo zu überzeugen. Feine Lautstärkeabstufungen werden ebenso souverän gemeistert wie plötzliche Crescendi. Bei „Mountains“ aus dem „Interstellar“ Soundtrack von Hans Zimmer baut der Mjölnir mühelos Spannung auf und führt bis zur orchestralen Klimax mit brachialer Wucht. Gleichzeitig bleiben auch leiseste Details stets hörbar – ein Beweis für den hervorragenden Signal-Rauschabstand des Geräts.
Vergleich & Klangfazit
Ein besonderes Lob verdient die klangliche Trasparenz des Mjölnir. Das macht ihn zu einem idealen Werkzeug für audiophile Hörer, die ihre Musik möglichst unverfälscht genießen möchten. Gleichzeitig ist er aber keineswegs ein „Erbsenzähler“ – die Musikalität bleibt stets erhalten.
Besonders beeindruckend ist die Vielseitigkeit des Mjölnir. Er treibt selbst anspruchsvolle Kopfhörer wie den HEDDphone2 GT und den Dan Clark Audio E3 mühelos an und bringt deren Qualitäten voll zur Geltung. Gleichzeitig harmoniert er aber auch hervorragend mit sensiblen In-Ear-Monitoren sowie leicht anzutreibenden Kopfhörern und liefert eine rauschfreie, präzise Wiedergabe.
Im direkten Vergleich zum RME ADI 2/4 Pro SE, wenn dieser „pur“ genutzt wird, zeigt ist der Mjölnir diesem überlegen. Das liegt zuletzt jedoch auch daran, dass der Mjölnir nicht so analytisch vorgeht, wie es beim RME in der Grundeinstellung der Fall ist. Geht es um Basspunsch, Räumlichkeit und Dynamik hat er die Nase im Bereich der Musikalität vorn. Erst mit Nutzung der Pro-Features des RME Audiointerface, kann dieser seine Stärken ausspielen, was jedoch mit dem aktiven Eingriff in die Klangreproduktion einhergeht, was nicht jedermanns Sache ist.
Als DAC/Vorverstärker an meinem EVO150 macht der Mjölnir ebenfalls eine ausgezeichnete Figur im Vergleich zum ADI2/4 Pro SE. Er liefert ein sauberes, detailreiches Signal und kann locker mit deutlich teureren Desktop-Komponenten mithalten. Hier bieten dann allerdings tatsächlich die Spezialfertigkeiten des RME einen klaren Vorteil.
Externe Playlisten – Qobuz & Spotify
Ich habe in einigen Playlists Musik zusammengestellt, mit welchen sich Eigenschaften von Kopfhörern besonders gut heraushören lassen. Am besten Du hörst Dich selbst durch meine Playlisten durch.
Mit den folgenden Links gelangst du direkt zu den Anbietern. Es handelt sich um keine Affiliate-Links. Hast du bei den Streaming-Diensten kein angemeldetes Konto, kannst du jeweils knapp 30 Sekunden in die Songs reinhören. Eine Verpflichtung zu Anmeldung besteht dafür natürlich nicht.
Der folgende Link führt Dich zur Miniklangwunder-Spotify-Playliste und mit Klick auf die unten aufgeführten Banner gelangst du zu den Miniklangwunder-Qobuz-Playlisten. Diese werden sogar von Qobuz direkt unterstützt. Qobuz hat sie unter der Rubrik „Events & Medien“ veröffentlicht. 🙂
Wer also maximal audiophiles Streaming nutzen möchte, klickt sich einfach zur Qobuz-Playliste von Miniklangwunder.

Praxistauglichkeit
So überzeugend der Mjölnir klanglich auch ist – für den mobilen Einsatz ist er nur bedingt geeignet. Größe und Gewicht machen ihn eher zu einem „transportablen“ als zu einem wirklich portablen Gerät. Für den Einsatz unterwegs, etwa im Zug und besonders im Flugzeug, ist er schlicht zu klobig und schwer.
Seine Stärken spielt der Lotoo vor allem als stationäre Lösung aus. Im HiFi-Rack, auf dem Schreibtisch oder auch einfach zwischendurch am Notebook ofer stand-alone genutzt macht er eine hervorragende Figur und kann dank der vielfältigen Anschlussmöglichkeiten flexibel eingesetzt werden. Die Kombination aus erstklassigem Klang, hoher Leistung und umfangreicher Ausstattung macht ihn zu einer echten „Eierlegenden Wollmilchsau“ für anspruchsvolle Musikhörer.
Ein großes Plus ist die intuitive Bedienung. Das Touchdisplay reagiert flott und präzise, die Menüstruktur ist logisch aufgebaut, in wenigen Minuten erschließen sich die Möglichkeit nur durch Probieren. Auch die physischen Tasten sind sinnvoll platziert und haben einen angenehmen Druckpunkt bzw. Widerstand. Die Möglichkeit, wichtige Informationen wie Lautstärke und Abtastrate auf dem Frontdisplay abzulesen, ohne das Hauptdisplay aktivieren zu müssen, ist im Alltag sehr praktisch.
Meine kleinen Kritikpunkte richten sich an die Anordnung der Displays, welche etwas gewöhnungsbedürftig ist. Zudem verfügt der Mjölnier nur über einen relativ kleinen, internen Speicher von 64 GB. Angesichts des Preises und der sonstigen Ausstattung hätte ich hier durchaus mehr erwartet. Die Möglichkeit zur Erweiterung via microSD-Karte sowie die Nutzung eines Datenträger via USB relativiert diesen Punkt jedoch.

Fazit
Der Lotoo Mjölnir ist ein beeindruckendes Stück Audiotechnik, das in Sachen Klangqualität und Vielseitigkeit neue Maßstäbe setzt. Er vereint die Vorzüge eines High-End-DACs, eines leistungsstarken Kopfhörerverstärkers und eines audiophilen Musikplayers in einem Gerät. Die Verarbeitungsqualität ist exzellent, die Bedienung intuitiv und die Anschlussvielfalt lässt keine Wünsche offen.
Klanglich bewegt sich der Mjölnir auf absolutem Top-Niveau und kann locker mit deutlich teureren Desktop-Komponenten mithalten. Er besticht durch Neutralität, Detailreichtum und eine beeindruckende räumliche Abbildung. Gleichzeitig bleibt er stets musikalisch und macht einfach Spaß beim Hören.
Für den mobilen Einsatz ist der Mjölnir aufgrund seiner Größe und seines Gewichts nur bedingt geeignet. Seine wahren Stärken spielt er als stationäre Lösung aus, sei es auf dem Schreibtisch oder im HiFi-Rack. Hier kann er dank seiner Vielseitigkeit gleich mehrere Geräte ersetzen und wird zum Herzstück eines hochwertigen Audio-Setups.
Der hohe Preis des Mjölnir von derzeit 7.790 Euro (Stand 2025/03) ist sicher nicht jedermanns Sache. Angesichts der gebotenen Leistung und Vielseitigkeit relativiert er sich aber für alle, die ihn sich z.B. auch als Ergänzung der heimischen HiFi-Anlage anschaffen, wo im Vergleich sonst qualitativ vergleichbare High-End-Komponenten namenhafter Hersteller mit noch höheren Preisen zu Buche schlagen können. Abschließend darf ich sagen: „Ja, der Lotoo Mjölnir ist in jeder Hinsicht beeindruckend und am Ende auch der Klangbolide, den ich mir persönlich auch erhofft hatte.“
Bewertung
Lotoo Mjölnir
Insgesamt
-
Klang - 100%
100%
-
Leistung - 98%
98%
-
Kopfhörereignung - 100%
100%
-
Handhabung - 98%
98%
-
Design - 98%
98%
-
Verarbeitung - 100%
100%
-
Konnektivität - 100%
100%
-
Verpackung & Lieferumfang - 100%
100%