Kopfhörerverstärker Fiio i1 Apple Lightning Amplifier im Test – Lightning-Lösung DAC/AMP mit Mehrwert für schlanke 49€!

Bisher habe ich die Nutzer der neuen iOS Smartphones immer etwas mitleidig belächelt, da der analoge Audio-Ausgang wegrationalisiert wurde. Der Lightning-Port soll es richten und so bietet Apple neben suboptimalen Bluetooth-Lösungen selbst auch einen Adapter an, der wieder kabelgebundene Kopfhörer zulässt. Ohne Kritik ist dieser nicht und soll laut vielen Nutzern am iPhone nicht das Klangerlebnis liefern wie die ehemals analogen Ausgänge.

Doch auch Dritthersteller sind mit im Boot, wenn es um adequate Lösungen geht. So bietet seit Mai 2017 auch Fiio mit dem i1 eine sehr gute, wenn nicht die beste Lösung in diesem Bereich an.

 

Ich selbst besitze kein IPhone 7, dennoch ist der Adapter äußerst interessant, denn er funktioniert mit jedem Lighning-Port auch an älteren Geräten. So muss mein iPad Mini 2 für diesen Test herhalten. Das Gute ist, dass ich zugleich noch den Vergleich interner Kopfhörerverstärker gegenüber der Fiio-Lösung habe. Denn zumindest der von Apple im iPad Mini 2 verbauten Kopfhörerverstärker ist sehr gut und da stellt sich die Frage, ob der Fiio i1 mithalten kann.

 

Design und Verpackung

 

Der Fiio i1 wird schön aufgerollt in einer Präsentationsverpackung geliefert. Eine Farbwahl gibt es derzeit nicht, so kommt der Adapter in Schwarz nach Hause. Irgendwelche Besonderheiten gibt darüber hinaus nicht. Das Buchsengehäuse für den aufzunehmenden 3,5mm Klinke-Stecker ist zylindrisch gehalten und sein Gehäuse besteht aus Aluminium. Insgesamt macht der Adapter einen hochwertigen Eindruck.

 

 

 

 

Handhabung

 

Mit der integrierten Kabelfernbedienung bietet der Adapter sogar einen echten Mehrwert gegenüber der Nutzung eines nur analogen Anschlusses. Endlich lassen sich Steuerungen ausführen, ohne immer den Zuspieler in die Hand nehmen zu müssen. Dass das Anschlusskabel noch ein ganzes Stück länger wird, ist aus meiner Sicht verschmerzbar. Bedient wird immer die zuletzt aktive App. Beim erstmaligen Einstecken des i1 wird am iOS Gerät sofort auf den AppStore verwiesen und auf die zugehörige App, die Fiio zur Verfügung stellt. Ob die App nun installiert wird oder nicht, es sind dennoch auch alle Funktionen des Fiio i1 verfügbar. Wählt man in dem Popup-Fenster „ignorieren“, so wird, sobald der i1 nun in das iOS Gerät eingesteckt wird,  ohne erneute Nachfrage die Audioausgabe auf ihn umgeleitet. Perfekt.

 

Technische Daten

 

Die DAC- und Verstärkereinheit ist im Buchsengehäuse integriert, anders als bei der Apple-Lösung, und hängt sozusagen an einem gut 80cm langen Kabel. Das Gewicht des Adapters ist mit 11,5gr zu vernachlässigen. Das Buchsengehäuse beherbergt zusätzlich noch eine Tastenwippe mit drei integrierten Tastern, wodurch ähnlich wie bei Bluetooth-Geräten einige Steuerfunktionen mit dem Kabel vorhanden sind. Play/Pause, vor/zurück und Lautstärkeregelung sind mit dem Adapter kein Problem. Ebenfalls ist noch ein Mikrofon integriert, wodurch mit dem Adapter auch während des Musikhörens Anrufe entgegen genommen werden können.

Wenn auch noch so klein, sind natürlich auch die Leistungsdaten interessant. Mit einem Frequenzbereich von 20-20.000 Hz deckt der i1 den komplett hörbaren Bereich ab. Die Ausgangsimpedanz liegt bei <1 Ohm und ist daher auch für niederohmige IEMs bestens geeignet, empfohlen wird jedoch seitens Fiio der Bereich 16-32 Ohm, wobei eine Ausgangsleistung von >15mW angegeben wird. Das erscheint vom Wert her zunächst sehr gering, daher habe ich verschiedene Kopfhörer am i1 betrieben und einen Hörvergleich angestellt.

Was dabei gut funktioniert hat oder gar nicht ging, das später in Kurzform. Die direkte Wiedergabe von bis zu 48kHz aufgenommenen Stücken erfolgt direkt, alles darüber wird down gesampled.

 

Was bedeutet das aber nun alles für den Klang?

Kurz gesagt braucht sich die Fiio Lösung in Form des i1 weder hinsichtlich Lautstärke noch der Sauberkeit des umgesetzten Signals hinter dem alten Analogausgang verstecken. Die Beschränkung auf 48kHz ist gerade bei HighRes-Material kaum ein Problem. Um hier Unterschiede ausmachen zu können, müsste schon ein direkter Vergleich mit zwei unterschiedlichen Zuspielern und sofortiger Umschaltung möglich sein. Und selbst dann ist das Empfinden immer noch sehr subjektiv.

Mit der geringen Leistungsabgabe von >15mW ist der i1 auch für ansteuerungsunkritische Kopfhörer wie einem Meze 99 Neo oder dem Furutech ADL-128H oder sogar dem Focal Elear sehr gut zu gebrauchen. Auf Reisen mit einem dieser Kopfhörer bedarf es nichts Anderes.

Beim Fostex T20RP wird es schon schwieriger und auch ein Beyerdynamic DT990 Pro mit 200 Ohm kommt mit dem i1 nicht korrekt in Fahrt. Muss aber auch nicht.

Ich könnte jetzt natürlich auch noch sagen, dass dem i1 die Transparenz eines Fiio K5 fehlt oder er eben nicht den warmen Röhrensound meines Nobo Mini-Röhrenverstärkers hat. Was der i1 aber definitiv nicht hat, ist die Leistung der genannten Kopfhörerverstärker. Es ist klar, dass 1.500mW schon deutlich anders zulangen können als 15mW. Aber Achtung, linear ist das Ganze System nicht. Auch die 15mW reichen vollkommen aus, um selbst einen Focal Elear Kopfhörer ordentlich laut werden zu lassen.

 

Um die Frage zu klären, wie er denn hinsichtlich Verzerrungen oder Frequenztreue spielt, habe ich meinen Focal Elear hergenommen und ein paar Messungen vorbereitet. Als Zuspieler habe ich von Fiio den i1, den E10K Olympus 2 und den K5 mit dem X5 III (als DAC) genutzt und am Ende noch das iPad Mini2 selbst, um zu sehen, wie sich allen Kopfhörerverstärker und DACs der Zuspieler im der Ausgabe des analogen Signals unterscheiden. Zudem habe ich noch Fiio-unabhängig einen mobilen DAC/AMP von Inline genutzt, um zu sehen, ob herstellerspezifische Unterschiede in der Abbildung bestehen. Für die Messungen wurde die Position des Kopfhörers zu den Mikros nicht geändert und die Lautstärke wurde für alle Messungen angeglichen. Unterschiede ergeben sich also nicht durch Messfehler aufgrund veränderter Positionen.

 

 

 

Frequenzmessung

Interessant sind die Messergebnisse an der Stelle, dass der i1 und das iPadMini2 nahezu identisch abbilden und beide im Bassbereich allen anderen Kopfhörerverstärkern etwas hinterher hinken. Das ist auch durchaus hörbar, denn in der Hörprobe hört sich der Focal Elear am iOS Gerät etwas dünner im Tiefbass an. Ich gehe allerdings davon aus, dass das nicht am Fiio i1 liegt, denn auch das native Audiosignal hat diesen zurückhaltenden Bass. Es scheint fast so, als wenn das iPad Mini2 bereits zuvor die WAV-Datei ungünstig in ein digital auszugebendes Format wandelt, was dann intern sowohl für den eigenen Kopfhörerausgang als auch für den DAC des i1 genutzt wird. Sehr schade!

Interessant ist auch zu sehen, dass sowohl die Geräte von Fiio als auch das Gerät von Inline nahezu deckungsgleich den Focal Elear ansteuern.

 

Verzerrungsmessung

Im Bereich der Verzerrungen sieht das Bild nicht groß anders aus. Der Fiio i1 liegt auf dem selben hohen Niveau wie alle anderen Geräte. Auch hier zeigt sich die sehr gute Qualität des Kopfhörerausganges des iPad Mini2. Dadurch wird auch klar, dass durch dessen Wegfall sicherlich einige dutzend Cents in der Herstellung gespart werden konnten. 😉 Die unter 40 Hz höhere Verzerrung beim K5 rührt unter anderem auch daher, dass dort der Bassbereich auch deutlich kräftiger abgebildet wird.

 

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Fazit

Unterm Strich stelle ich fest, dass messbar minimale Abweichungen vorhanden sind, doch hinsichtlich der wahrnehmbaren Klangfarbe und auch der Verzerrungen sind sie nicht heraushörbar.

Wer also einen Ersatz für den analogen Kopfhörerausgang benötigt, ist mit dem Fiio i1 bestens aufgehoben. Selbst im Vergleich zur nativen Lösung im iPad Mini 2 hält der Fiio problemlos mit und bringt sogar noch ein Plus mit, nämlich die integrierte Kabelfernbedienung, wodurchd das Navigieren beim Musikhören deutlich einfacher wird und die Bedienung via Touchdisplay entfallen kann, als auch das Mikrofon für das Annehmen und Führen von Gesprächen mit einem ganz normalen kabelgebundenem analogen Kopfhörer.

Ein toller Mini DAC/AMP für schlanke 49€ mit echtem Mehrwert für fast alle Apple-Lightning Produkte und nicht nur für das iPhone 7!

Von mir gibt es einen ganz dicken Daumen hoch für den Fiio i1.

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar