Kopfhörer – Cleer DU: Kompakter Over Ear Kopfhörer mit Dual Treiber

In der letzten Woche ist mir der Cleer DU Kopfhörer in die Finger gekommen und ich muss sagen, was Cleer da für aktuell 89,99€ auf Amazon.de anbietet, übertrifft deutlich meine Erwartungen.

Aber was macht ihn nun so besonders? Die Verarbeitung, der Klang oder doch nur das Marketing?

Cleer DU

Erster Eindruck

Es gibt mehrere Möglichkeiten einen Artikel zu präsentieren. Understatement von Anfang an, eine reißerische Verpackung, die klar machen soll, dass man Premium in den Händen hält und diverse Schattierungen dazwischen.

Beim Cleer DU war mein Eindruck weder noch. Der Karton ist zwar komplett bedruckt, jedoch „nur“ mit einem Foto des Kopfhörers und mit den nötigsten Angaben zum Produkt. Deutsch als Sprache sucht man vergebens. Die Marke Cleer zielt vorrangig auf den amerikanischen Markt ab. Mittlerweile hat man aber wohl erkannt, dass auch hier in Deutschland ein nicht uninteressanter Markt für kabelgebundene Kopfhörer ist. So wird zunächst der Cleer DU auf Amazon.de durch den chinesischen Partner von Cleer angeboten. Auf Nachfrage, wie ein chinesisches Unternehmen diesen Kopfhörer hier anbietet, hieß es, dass beide ein Joint Venture hinsichtlich der Marke und der Produkte haben. Mir soll es nur Recht sein, denn so tritt derzeit der höchst unübliche Fall ein, dass der Cleer DU derzeit tatsächlich hier in Deutschland preisgünstiger bzw. zum gleichen Wert angeboten wird als auf dem US-Markt. 🙂

 

Unboxing

Cleer DU im Bettchen

Cleer DU im Bettchen

Nun aber zurück zur Verpackung. Nach dem öffnen des Kartons, die Papphälften ziehen sich mit etwas Geduld beim Hochheben selbst auseinander, erwartet mich ein etwas anderer Eindruck. Das erste was ich zu Gesicht bekomme, ist ein Nachweis über die Stichprobenmessung der Produktionscharge hinsichtlich Frequenzbereich des Kopfhörers. Damit ist klar, auf dem ersten Blick etwas Understatement doch auf den zweiten Blick zeigt Cleer selbstbewußt, was der Kopfhörer leistet. Direkt unter diesem Dokument kommt ein Beutel aus eine Art Proteinleder mit innenliegendem Fach für das Klinke-Kabel zum Vorschein. Der Blick auf das Objekt der Begierde bleibt aber weiterhin verborgen. Bis zum Schluß wird der Besitzer „hingehalten“ und es baut sich ein Spannungsbogen auf, vorausgesetzt man genießt das Auspacken. Dann aber

Chargenprotokoll

Chargenprotokoll

kommt der Kopfhörer sicher gebettet in einer passgenauen Schaumstoffform in Sicht. Zwei Kopfhörerkabel, eines für Android- und eines für iOS-Geräte, liegen verstaut in einer Art Fach. Mit 1,2m Länge sind die Kabel für mich persönlich sehr gut mit meinem Smartphone nutzbar, dürfte aber dem einen oder anderen zu kurz sein, wenn er den Lautsprecher an der heimischen Anlage betreiben möchte. Ein Adapter auf 6,3mm Klinke liegt nicht bei. Das läßt die Schlußfolgerung zu, dass der Kopfhörer konsequent für den mobilen Bereich konzipiert wurde. Ein Blick auf die technischen Daten belegt das. Mit 32 Ohm ist der Kopfhörer erfreulicher Weise sehr gut tauglich für alle mobilen Geräte, egal ob Smartphone oder MP3-Player.

 

Haptik

Der erste Griff an den Kopfhörer sagt meinen Synapsen, dass es sich hier tatsächlich um einen Premium-Kopfhörer handelt, auch wenn zunächst nur hinsichtlich Materialwahl, Verarbeitung und Haptik. Zuletzt hatte ich dieses Empfinden beim Auspacken der BeoPlay H6, der jedoch vom Hersteller anfänglich zu einem mehr als vierfachen Preis verkauft wurde und auch heute regelmäßig kaum unter 200€ zu bekommen ist.

Beim CHaptikleer DU handelt sich um einen eher kleinen Vertreter eines Over-Ear-Kopfhörers und ist für mich daher am ehesten mit dem BeoPlay H6 zuvergleichen. Bisher habe ich zum H6 noch keinen Mitspieler auf Augenhöhe in seiner Klasse in den Händen gehalten. Mit dem Cleer DU hat das aber nun ein Ende. Der Aufbau des Kopfhörers an sich besteht komplett aus Metall und einer Aluminium-Legierung. Erfreulicher Weise verfügt der DU über einen Klappmechanismus dessen Scharniere ebenfalls komplett aus Metall gefertigt sind. Das gilt auch für die Weitenverstellung.

Sie ist ebenso stufenlos und leichtgängig wie beim BeoPlay H6. Lediglich der Träger der austauschbaren Ohrpolster und der Aufnahmemechanismus im des Kopfhörers sind augenscheinlich aus Kunststoff gefertigt. Die Polster selbst bestehen aus einer Art Schaumstofffüllung und aus Proteinleder.

 

Tragekomfort

WeiteneinstellungDas erste Aufsetzten habe ich genauso vollzogen, wie sich das beim H6 für mich bewährt hat, da beide über einen sehr ähnlichen Weitenmechanismus verfügen. Am besten klappt das bei mir so.
Den Kopfhörer komplett auf maximaler Einstellung weiten, aufsetzen, die Ohrmuscheln richtig positionieren, so dass die Ohren satt innen liegen und rundherum am Kopf ein gleichmäßiger Druck durch die Polster ausgeübt wird. Dann einfach mit beiden Händen das Kopfband auf den Kopf herunterdrücken. Das klappt wie geschmiert, sowohl beim H6 als auch hier beim Cleer DU. Hinsichtlich Bequemlichkeit überholt der Cleer DU den H6 sogar noch, obwohl er etwas schwerer ist. Auch wenn die Ohrmuscheln und die Pads über den gleichen Durchmesser wie beim H6 verfügen, ist beim Cleer DU der Innendurchmesser etwas größer und das Polster verläuft sehr schräg nach Innen, so dass der Polster
freie Raum deutlich weiter wird als beim H6. Das schmalere Ohrpolster de DU liegt aber nicht unangenehmer am Kopf an, denn der Druck ist beim Cleer etwas reduziert, ohne das sich das im Punkt Isolation oder Tragsicherheit negativ bemerkbar macht. Zudem besitzt das Polster einen sehr angenehmen „Härtegrad“. Beim H6 liegt im Inneren stets irgendwo ein Teil meines Ohres am Polster zum Teil unangenehm an. Die Positionierung ist nicht machbar, ohne das es irgendwo ein wenig drückt. Je nach Tagesform nervt das oder nicht. Beim Cleer DU ist das bei meinen Ohren nicht der Fall. Dieses kleine Raumwunder hatte ich nicht erwartet und bin daher vom Tragekomfort sehr positiv überrascht.

 

Der Soundcheck

Lautstärke

Es kann also losgehen mit der Musik. Ein wenig Angst hatte ich beim ersten Einschalten, denn mit der bis hierhin aufgebauten Erregung, eventuell einem Top-Kopfhörer lauschen zu dürfen, schlich sich auch kurz die Angst ein, dass trotz der an Perfektion grenzende Haptik ein Klang herauskommt, der mir so gar nicht zusagen könnte. Die Messkurve noch vor Augen müsste der DU eigentlich super klingen… aber viele Hersteller haben schon tolle Messungen präsentiert, doch im Live-Check versagen die Produkte dann. Der Teufel liegt wie so oft im Detail und das Ohr läßt sich nicht täuschen. Es geht dabei schlicht und einfach um Gefallen oder Nicht-Gefallen.

Den ersten Song habe ich auf meinem LG V10 im Hifi-Modus abgespielt und ich war zuerst von der Lautstärke beeindruckt. Der Schalldruck des Cleer DU ist auf jeden Fall hervorragend und somit ist auch bestätigt, dass er keinerlei Probleme hat an mobilen Geräten betrieben zu werden. Selbst im normalen Ausgabemodus des LG V10 spielt der DU sehr laut. Der Cleer DU gehört zu den Lautsprechern, die von einem Kopfhörerverstärker profitieren. Dann entfaltet er seine Präzision bis zur Vollendung. Auch am V10 ist beim Hin- und Herschalten auffällig, dass der Kopfhörer zwischen Ober- und Spitzenklasse wechselt. In beiden Modi halte ich die Reserven der Lautstärke auch bei leise abgemischten Stücken für ausreichend. Besonders bei Klassik spielt der Cleer DU ganz deutlich seinen Vorteil hinsichtlich seiner maximalen Lautstärke aus. Dennoch wünsche ich mir ab und an, dass ich die Lautstärke noch gern um zwei bis drei Stufen erhöhen könnte am V10, weil der Klang einfach nach „Mehr!“ schreit.

Klang

Als erstes wollte ich wissen, wie der Cleer DU mit Klassikern umgeht und in wie weit diese verfärbt werden. Mein erster Song war daher „Hotel California“ von den Eagles. Dann folgten ein paar Stücke von Steely Dan und Alan Parsons Project. Gerade bei den Eagles war ich sehr begeistert. Satte Gitarrenklänge, nicht zu aufdringlich und insbesondere in den Höhen nicht zu scharf. Gerade Hotel California trennt meines Erachtens schon gut die Spreu vom Weizen, was die oberen Mitten, die Höhen und den Superhochton angeht. Einige Kopfhörer stechen mir dann so ins Ohr, dass ich das Lied Alan_Parsons_Project_Covernicht bis zum Ende hören kann. Nicht so beim DU, hier passt einfach alles. Die zweite Hürde ist der später einsetzende Bass. Auch hier kann es schnell passieren, dass ein Kopfhörer hier zu viel versucht und dabei den Flair des Liedes vernichtet, indem die Instrumente unnätürlich aufgebläht erscheinen und Bässe eher elektronischer Musik ähneln. Auch das ist beim Cleer DU nicht der Fall. Dennoch höre ich eine Betonung im Bassbereich, die mir aber persönlich gut gefällt, so mag ich das. Im vocalen Bereich gefällt mir der DU auch sofort sehr gut, die Stimmen klingen voll, jedoch nicht übertrieben. Hier habe ich beim H6 manchmal das Gefühl, dass Stimmen mitunter etwas zu dünn wiedergegeben werden. Das ist natürlich der Abstimmung des Herstellers geschuldet und letztlich eine reine Geschmacksfrage. Bei Steely Dan geht es mir ähnlich wie bei den Eagles, kein überzogener Mainstream Sound. Bei Alan Parsons Project „Pyramid“ zeigt offenbart dann aber doch, dass der Cleer kein analytischer Kopfhörer ist, sonder einfach zu gefallen weiß. Die zum Teil experimentellen Synthi-Klänge kommen direkt und bauen einen wahsinns guten Raum auf. Die Bühne des H6 ist noch einen Hauch offener, klingt aber musikalisch etwas dünn im Vergleich. Beim Cleer DU erlebe ich die komplette Vinyl Pyramid sozusagen als Ohrenschmaus.

Weiter zu anderen Genres, die ich gerne höre. Jazz, Smoothjazz, Chillout, Funk und Elektronik. Da darf ich vorweg zusammenfassen: Einfach toll! Nick Colionne, Jeff Lorbeer, Sarah K., alle klingen auf den Punkt. Sowohl an Räumlichkeit und Details wie Atmung, das Schnarren von Bass-Saiten und Christian_WinninghoffKlarheit des Schlagzeugs bin ich vollauf mehr als zufrieden. Bei Christian Winninghoff treten sehr schön Details zu Tage wie etwa die Sticks auf der Kante der Snare-Drum und auf dem Fell zugleich auftreffen. Auch wenn der Cleer DU hier insgesamt etwas voller als der H6 klingt, gefällt er mir außerordentlich gut und läßt eben solche Details nicht vermissen. Angesteckt von Soulpersona höre ich auch immer wieder gern diese fett gemasterte Musik. Gerade bei Soulperfreesia „Underwater Love“ zeigt der Cleer DU keine Schwächen. Da spielt er gleichauf mit dem H6, wobei der DU etwas mehr Punch im Bassbereich bringt. Im direkten Vergleich klingt der BeoPlay einen Hauch klarer. Beides fällt aber nur im direkten Vergleich auf. Dieses Vergleichshören läßt kurzzeitig den Gedanken aufkommen, dass ich gern dieses kleine Stück an Klarheit noch beim Cleer hätte, dann wäre er zumindest für mich perfekt. Gedacht, getan. Ein wenig in PowerAmp den EQ bedient und den Oberbass bei 250Hz um etwa 0,5dB, die Mitten bei 500Hz um 1dB gesenkt und bei 1kHz um 0,5dB und bei 2kHz um 1dB angehoben. Die Bühne öffnet sich noch ein ganzes Stück und der Cleer klingt noch einen Hauch klarer, so wie es mir persönlich gefällt. Dennoch ist er auch ohne EQ für mich klanglich hervorragend ab Werk abgestimmt. Anhand meiner „Korrektur“ wird klar, dass ich nur über minimale Anpassungen rede. Sicherlich ist das auch nicht bei jedem Musikstück und allen Genres zu hören. Interressant ist, dass die Anpassung im Bassbereich beim BeoPlay H6 so nicht funktioniert, denn der Bass wird zwar voluminöser, doch Kick und Punch des H6 lassen sich damit nicht verändern. Und hier ist für mich auch tatsächlich der größte, nicht kompensierbare Unterschied der beiden Kopfhörer Cleer DU und BeoPlay H6 zueinander. Klanglich spielt der Cleer DU den Bassbereich insgesamt etwas straffer. Der Cleer DU wird sich künftig noch gegen eine Reihe anderer Kopfhörer positionieren müssen. Für den ersten Eindruck habe ich mich aber für den BeoPlay H6 als Referenz entschieden. Als nächsten Kopfhörer werde ich den Teufel Aureol Real Z mit dem Cleer DU vergleichen, auch wenn das bedeutet, dass ich den halboffenen Real Z mit dem geschlossenem System des DU vergleiche. Klanglich wird das sehr interessant, hinsichtlich Bühne hat der Teufel die bessere Ausgangsposition.

Raumklang / Bühne

So komme ich nun auch zur Bewertung der räumlichen Abbildung oder auch Bühne. Das fällt mir bei Musik immer sehr schwer, denn da ist mir nie klar, wie es beispielsweise bei Live-Aufnahmen im Stadion wirklich zu hören war. Für diesen Test habe ich mir meine ganz eigene Versuchsanordnung einfallen lassen. Stell dir vor, du sitzt in einer dir sehr gut bekannten Umgebung des Alltags, beispielsweise auf dem Sofa im Wohnzimmer. Nun stell dir vor, von wo überall Geräsuche zu hören sind und was dein Gehirn mit den Informationen Geräusch und abgespeichertem Eindruck macht. Du hörst quasi die Kinder aus dn Zimmern rufen und hörst sogar, wo sich die Kinder im benachbarten Raum während sie rufen aufhalten. Schon verrückt unser Gehirn. Nun gibt es sogenannte binaurale oder Kunstkopfaufnahmen, die genau diese Situationen einfangen. Da gibt es dann diesen bekannten „Barber Shop“, der zugegeben nicht immer so ganz funktioniert. Denn da muss man sich schon einen virtuellen Raum vorstellen, den man ja so nicht kennt. Das klappt dann bei dem einen recht gut und jemand anderes hört trotzdem nur rechts links. Soviel zur Einstimmung…

DR-50Ich für meinen Teil benutze meinen TASCAM DR-05, welcher über die A/B Aufnahme mit zwei omnidirektionalen Mikrofonen verfügt und sich daher bestens für Atmo-Aufnahmen eignet. Den Recorder stelle ich dann einfach auf das Kopfteil des Sofas an der Stelle, wo ich sonst sitze und lasse den einfach einige Minuten laufen, am besten dann, wenn gerade auch was zu Hause los ist. 😉

Dann an ein bis zwei Tage später, wenn alles ruhig, höre ich die Aufnahme mit dem zu testenden Kopfhörer einfach ab. Auch wenn ich in der Situation gar nicht vor Ort war, genügt mein abgespeichertes Wissen über die Räumlichkeiten und dem sonst dort erlebten, dass bei entsprechender akustischer Darstellung durch den Kopfhörer schon nach kurzer Zeit das Kopfkino startet. Dabei kommt es vor, dass mein Bewusstsein identifiziert, dass es sich um eine Aufnahme handelt, da alles schön geordnet von links und rechts kommt. Bei Kopfhörern mit einer guten Bühne, stellt sich bei geschlossenen Augen recht schnell das Gefühl ein, dass die Klänge und stimmen tatsächlich aus den verschiedenen Räumen kommen. Getoppt wird das ganze aber, wenn ich am Rechner sitze und während des Schreibens der Rezension tatsächlich abends um 23:00 Uhr in Richtung Kinderzimmer rufe, „Ist da gleich mal Ruhe? Schaut mal auf die Uhr!“.

Erst wenn meine Frau fragt, ob es mir denn gut gehe, merke ich, dass das Abhören in dem Moment für mich unterbewusst als live eingestuft wurde. Wer die Möglichkeit hat, sollte das einfach mal für sich selbst ausprobieren, das ist echt atemberaubend.

So… warum das alles? Weil ich so die Kopfhörer am besten einordnen kann, wie gut sie die Bühne bzw. die räumliche Wahrnehmung für mich passend abbilden. Mit dem Cleer DU hatte ich das soeben beschriebene Szenario erlebt, von daher darf ich sagen, besser geht es nicht. Bei meiner Frau klappt es zumindest mit der zweiten Stufe. Sie konzentriert sich auf das Abhören der Raumaufnahme und kann nach einigen Sekunden auch genau orten, von wo welches Geräusch kommt. Vielleicht liegt diese verblüffende Räumlichkeit einfach daran, dass die beiden aktiven 40mm Treiber je Ohr unterschiedlich angeordnet sind. So liegt der Tief-/Mitteltontreiber in seiner Fläche parallel zum Ohr, während der zweite Treiber, der Mitten und Höhen wiedergibt, im vorderen Bereich des Ohres platziert ist und im Winkel zur Ohrmitte hin abstrahlt.

Blick auf die zwei aktiven Treiber

Blick auf die zwei aktiven Treiber

In Hinblick auf meine omnidirektionalen Mirofonaufnahmen klingt das tatsächlich etwas anders als beispielsweise mit dem Beoplay H6. In dieser Displziplin klingt der Cleer DU deutlich authentischer als der H6, der die zweite von mir beschriebene Stufe abzubilden vermag. Die Königsdisziplin mittendrin zu sein, auch mit offenen Augen, schafft sonst keiner meiner geschlossenen Kopfhörer. Hingegen gelingt das dem AKG K702 sowie dem Teufel Real ohne Probleme. Beim Real Z stellt sich diese Stufe ebenfalls nicht ein, was aber an dem Soundtuning liegt, denn da entscheidet mein Unterbewusstsein, dass der Klang nicht „original“ ist. Dann klappt das nämlich auch nicht. Das war nun sehr ausführlich, doch ich hoffe, das hilft zu verstehen, wie ich für mich einen Weg gefunden habe die räumliche Abbildung eines Kopfhörers genau bewerten zu können.

Technik

Die klangliche sehr gute Abbildung erreicht der Cleer DU durch die Wiedergabe des Frequenzbereiches von 20Hz bis 20kHz. Die beiden aktiven 40mm Treiber je Ohr teilen sich diesen Frequenzbereich geschickt auf wobei zudem noch die Position zum Ohr durch die spezielle Anordnung unterschiedlich ist, was den Klang für mein Dafürhalten etwas realer wirken lässt, das habe im vorherigen Kapitel ausführlich beschrieben, wie ich zu der Einschätzung komme. Die Treiber verfügen über 32 bzw. 38 Ohm Impedanz. Die von mir durchgeführte Messung kommt den Herstellerangaben schon recht nahe, wobei meine Messungen in meinem Wohnzimmer unter Nicht-Laborbedingungen stattfinden. Alles, was der Kopfhörer noch durchlässt, beeinflußt natürlich das Ergebnis und das ist in sofern auch gewollt, als dass ich mich auch mehr dafür interessiere, wie die Abbildung in einer realen Umgebung aussieht. Zum Vergleich auch einmal die Messung des BeoPlay H6.

measurement du vs. h6

Das Kabel des Cleer DU läßt sich links in den Kopfhörer einstecken, wobei beim BeoPlay das bei beiden Seiten möglich ist. Die Klinkenbuchse des Cleer DU dürfte den Stecker etwas fester greifen. Mir ist es beim Aufstehen schon passiert, dass ich den Stecker mit meinem Arm versehentlich aus den Kopfhörer gezogen habe. Beim BeoPlay H6 ist mir das noch nie passiert, der Stecker sitzt dort etwas fester. Das mitgelieferte Kabel des DU ist am Ende für den Zuspieler um 90° abgewinkelt und ist sehr flach und kompakt ausgeführt. Zudem sind die Cups einklappbar, damit sich der Kopfhörer gut verstauen lässt. So passt er in jeden Rucksack. Wie eingangs bereits beschrieben, sind auch die Scharniere aus Metall gefertigt und der Cleer DU ist damit trotz seiner edlen Haptik auch sehr robust. Auch hier zeigt sich wieder der Anspruch im mobilen Bereich das Beste bieten zu wollen. Mit 325gr ist der DU nicht mehr ganz so leicht wie der BeoPlay H6 mit 230gr, was ihm aber beim Tragen so nicht anzumerken ist. Im Gegenteil, wie schon beschrieben drückt der DU nicht so sehr wie der H6 im Bereich der Ohren und sitzt trotzdem fest und sicher auf dem Kopf. Die Ohrpads sind auf einfache Weise auswechselbar. Insofern Cleer hier zu Lande weiter erhältlich sein wird, sollte also einem langen Hörvergnügen nichts im Wege stehen, denn an Ersatzmaterial wurde gedacht.

Verbesserungspotential

Die beiden Punkte, die ich gern verbessert sehen würde, sind die Möglichkeit das Kabel auf beiden Seiten einstecken zu können und eine festere Arretierung des Steckers.

Wenn ich das ganze Paket nun aber zum aktuellen Preis von 89€ ins Verhältnis setze, dann kann ich durchaus damit leben, dass nur eine 3,5mm Klinke-Buchse vorhanden ist. Bleibt also noch der Punkt, dass der Klinkenstecker etwas fester in der Buchse sitzen dürfte. Die Änderung ist eventuell sogar kostenneutral für den Hersteller machbar.

Galerie

Fazit

Nach einigen Tagen des Probehörens darf ich sagen, dass die Marke Cleer hoffentlich dauerhaft auf dem deutschen Markt erhältlich sein wird. Aktuell bezeichne ich den Cleer DU als echten Geheimtipp für alle, die einen kleinen und kompakten OverEar-Kopfhörer suchen. Der Cleer DU bietet maximalen Tragekomfort, beste Haptik und Verarbeitungsqualität und einen umwerfenden Klang sowie eine authentische räumliche Abbildung. Alle Attribute passen locker auf die Beschreibung eines Kopfhörers im 300€ bis 400€ Bereichs. Der Cleer DU zieht eigentlich allen mir bekannten Modellen bis mindestens 100€ deutlich bekannterer Marken einfach davon.

Daumen hoch für den Cleer DU, der ist ein MUST-HAVE!

PS: Da ich keine Wall of Fame mein Eigen nennen kann – an dieser Stelle Grüße an Innerfidelity -, findet der Cleer DU einen Platz auf meinem Highest-Shelf. 😉

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar