InEar Fiio F9 im Test – Eine Wellenlänge voraus

Fiio hat mit dem F9 einen sehr interessanten InEar auf dem Markt, der nicht nur preislich überzeugt und durch sein Design unverwechselbar ist, sondern der in Sachen Zubehör und Flexibilität extra punkten kann. Was in ihm steckt, das erfährst du hier.

 

Inhalt

  1. Verpackung & Zubehör
  2. Design & Verarbeitung
  3. Tragekomfort & Handhabung
  4. Soundcheck & Hörproben
  5. Fazit & Bewertung Kompakt
  6. Galerie

1. Verpackung & Zubehör

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Geliefert wird der Fiio F9 in einer Pappschachtel, auf der der InEar und einige technische Daten abgebildet sind. Im Inneren wartet ein Kistchen aus Kunststoff darauf, geöffnet zu werden. Anders als sonst üblich, ist diese Transportkiste aus hochwertig gearbeiteten Kunststoff wie eine kleine Schatzkiste ausgearbeitet, deren Deckel sich nach hinten wegklappen lässt und über einen Bügelverschluss verfügt. In dieser kleinen Truhe befinden sich die Ohrhörer selbst, 5 zusätzliche Paar Tipps und gleich zwei Kabelsätze, ein symmetrisches Kabel mit 2,5mm Klinke-Stecker und ein Smartphone-Kabel mit Kabelfernbedienung und Mikrofon.

 

2. Design & Verarbeitung

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Der F9 besteht aus einem robust wirkendem Kunststoffmaterial. Die Verarbeitung ist einwandfrei. Es sind keine Spaltmasse oder Überstände am Gehäuse zu erkennen oder zu spüren. Auch bei Druck gibt das Gehäuse nicht nach und knarzt auch nicht. Die beim Tragen sichtbare Gehäusehälfte besteht aus einer wellenartigen Oberfläche, was den F9 zum einen unverwechselbar macht und zum anderen zusätzlich Festigkeit in das Gehäuse bringt.

Fiio selbst beschreibt es so:

„Die Gehäuseform ist dem Vorbild der Natur nachempfunden: Den Wellen die entstehen, wenn Wasser in einen See fließt. …er gibt dem Gehäuse durch die besondere Wellenform auch noch mehr Stabilität und strukturelle Integrität“

 

Die Kabel sind austauschbar und sitzen Dank der MMCX Steckverbindung ebenfalls sehr fest. Die Verarbeitung beider Kabel ist ebenfalls einwandfrei. Das symmetrische Kabel gefällt mir persönlich aufgrund seiner noch höheren Flexibilität etwas besser, wobei das Smartphone Kabel für den mobilen Gebrauch besser geschützt ist. Beim symmetrischen Kabel kann versehentlich die Verdrillung durchaus im Reißverschluss der Jacke ungünstig einhaken. Die Passgenauigkeit der Steckkontakte ist sehr gut, wodurch die Stecker einen festen Sitz haben.

 

3. Tragekomfort & Handhabung

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Der F9 lässt sich einfach in den Gehöreingangstrichter einführen und schmiegt sich anschließend Dank seiner „organischen Form“ sehr gut in die Ohrhöhlung mit sicherem Halt an. Die Kabelführung verläuft von vorn über das Ohr hinunter. Beim Einsetzen benutze ich stets beide Hände, um das Kabel besser zu führen, da es sich recht leichtgängig um 360° um das Gehäuse drehen kann, was die Positionierung des Kabels mit nur einer Hand erschwert.

Der Tragekomfort hängt beim F9 bei mir stark vom verwendeten Tipp ab. Den besten Tragekomfort habe ich, wenn ich die größten Silikon Tipps benutze und diese nicht zu weit in den Gehörgang platziere. Dann jedoch erhalte ich jedoch auf der rechten Seite keinen optimalen Seal, was sich mit rechts etwas vermindertem Bassbereich bemerkbar macht. Wenn ich die mittlere Größe bei den Silikon Tipps verwende, dann muss ich die F9 etwas weiter in den Gehörgang eindrücken. Der Seal ist dann hervorragend und klanglich sind beide Seiten nahezu identisch. Dafür drückt mir der F9 jedoch nach einiger Zeit etwas zu sehr auf den vorderen Teil meiner Ohrhöhlung. Nach etwa einer Stunde muss ich mir dann eine Pause verschaffen und die F9 für ein paar Minuten herausnehmen. Wer allerdings sowieso über unterschiedliche Tipps verfügt, für den wird das sehr wahrscheinlich kein Problem darstellen, denn Dank der Standardgröße der Tipp Aufnahme, sind viele andere Tipps nutzbar, so wie auch welche aus Memory Foam. Diese bringen bei mir auch den besten Erfolg. Wichtig ist zu erwähnen, dass der Klang auch unmittelbar von den verwendeten Tipps abhängt. Dazu später etwas mehr. Unterm Strich Gehen Tragekomfort und Handhabung für mich in Ordnung, wobei mit den mitgelieferten Tipps die Tragedauer in meinem Fall begrenzt ist.

 

4. Soundcheck & Hörproben

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InEar Kopfhörer sind vom Prinzip her die Kopfhörer, die wohl von vielen Nutzern sehr unterschiedlich im Klang wahrgenommen werden. Das liegt unter anderem daran, dass die genutzten Tipps in jedem Ohr individuell anders sitzen und somit auch die relative Position der InEars zum Trommelfell immer unterschiedlich ist. Bei Menschen, denen die Standard Tipps passen und ein guter Seal bei normal eingesetztem InEar vorhanden ist, für die dürfte zumindest die Klangerzeugung im Ohr recht ähnlich sein. Wer wie ich Tipps von Drittherstellern nutzt, muss sich klar sein, dass der Klang durchaus vom Lieferzustand abweichen kann. Wie bei Kopfhörern andere Polster den Klang beeinflussen, passiert das bei InEars durch andere Tipps ähnlich.

Fiio wirbt ja sogar damit, dass unterschiedliche Tipps mitgeliefert werden, die vorwiegend den Hörer im Bassbereich mal heller und mal etwas dunkler spielen lassen. Das kann ich bestätigen. Nehme ich da noch Comply Foams hinzu, habe ich einen dritten Charakter im Klang.

Der Fiio F9 spielt mit einem optimalen Seal schon sehr bassintensiv und im Hochton sehr präzise, manchmal etwas zu harsch. Bei den Hörproben hat sich herausgestellt, dass für die transparenten Tipps mit dem roten Innenteil den meisten Oberbass und den ausgeprägtesten oberen Mitten- und Hochtonbereich produziert haben. Die dunkelgrauen Tipps betonen den Bass insgesamt deutlich und die Mitten und Höhen sind zurückgenommen.

Mit Memory Foam Tipps werden die Mitten nahezu unverfälscht wiedergegeben und der Hochton ein wenig gezähmt, ohne dass er zu viele Details einbüßt. Der Bass wird im Vergleich zu den Silikonen leicht zurückgenommen, wobei im Tiefbass stets eine leichte Präsenz zu hören ist. Die Memory Foam Tipps reihen sich somit genau zwischen den beiden Silikon Tipps ein. Insgesamt gefallen mir die F9 mit den Memory Foam Tipps am besten und spielen auch am langzeittauglichsten in meinen Ohren.

Da jedoch die Memory Foam Tipps nicht mitgeliefert werden, beschränke ich mich auf zwei Hörproben, dafür dann aber in der Bewertung mit allen drei Tipp Varianten, also Silikon schwarz, Silikon transparent und Memory Foam.

 

Hörproben

 

Al Jarreau „Cold Duck“

 

Schwarze Tipps

Der Kontrabass spielt im Vordergrund, unwilkütlich slappen die Finger mit. Schlagzeug und Saxophon sind schön herausgestellt, wobei etwas weniger Transparenz vorhanden ist. Die Hihats verschwimmen mehr. Das Stück hört sich deutlich spaßiger an. Insgesamt dürfte es aber etwas weniger Bassbetonung sein. Bei sehr fett abgemischten Stücken ist es einfach zu viel des Guten. Die Bühnenbreite fällt deutlich zusammen und die Tiefenstaffelung fällt recht grob aus.

 

Transparente Tipps

Der Bass spielt präzise, jedoch eher betont im Oberbass vertreten. Die Hihats vom Schlagzeug treten sehr klar und deutlich zu Tage. Die Stimmenwiedergabe ist leicht aufgehellt. Insgesamt eine eher transparent analytische Abstimmung mit vielen Details. Die Bühnendarstellung fällt recht breit und tief zugleich aus.

 

Memory Foam Tipps

Mit den Memory Foams fällt sofort auf, dass alles vom rechten Platz zu spielen scheint. Breite und Tiefe der Bühne passen. Alle Instrumente befinden sich vor mir auf der Bühne und sind leicht versetzt. Die Hihats des Schlagzeugs Treiben das Lied angenehm voran. Der Kontrabass ordnet sich bei Eintritt des Gesangs sofort unter, bleibt aber trotzdem ein tragendes Element. Gitarren- und Saxophonsolo werden jeweils transparent herausgestellt und treten ebenfalls zurück in den Hintergrund. Trotz des dritten Durchlaufs vergeht das Musikstück schneller als zuvor. Ein gute Zeichen.

 

Avenged Sevenfold „Hail to the king“

 

Schwarze Tipps

Die Mitten fehlen ein wenig, die Lead-Gitarre spielt weit im Hintergrund und der Gesang klingt etwas hohl. Der Bass spielt mir zu betont und zu sehr in die unteren Mitten hinein. Der räumliche Eindruck entsteht primär durch den zu betonten nachhallenden Bass.

 

Tranparente Tipps

Trotz federndem Bass entstehen genug Druck und Dynamik. Die Lead-Gitarre trägt das Lied. Gesang und Schlagzeug ergänzen sich. Insgesamt für mich sehr gut hörbar trotz der hellen Abstimmung. Allerdings Überlagern sich gelegentlich sehr viele Informationen und der Hochton neigt dabei unpräzise zu werden. Trotzdem, das Stück geht mitten in die Fr… und das macht Spaß.

 

Memory Foam Tipps

Es fehlt mir auch hier etwas der Mittenbereich. Es zeigt sich, dass der dynamische Treiber bei dieser Musikrichtung etwas trockener sein darf. Der Bass schwingt in die Mitten und der Hochton setzt sich nicht wirklich durch. Insgesamt spielen die Memory Foams hier etwas zu komprimiert und flach.

 

Klangfazit

Unabhängig von den Tipps erzeugt der dynamische Treiber einen ordentlichen Bass und Tiefbass mit einer leichten Betonung des Oberbasses. Dabei federt der Bass, was bei Jazz und Pop sogar von Vorteil sein kann. Bei Heavy Metall und anderen Musikrichtungen mit vorwiegend trockenen und kickenden Bässen, hier bevorzuge ich die transparenten Tipps, dürfte der F9 einen Hauch konturierte und straffer spielen. Die Sprachverständlichkeit und Gesangwiedergabe ist sehr gut auch wenn eine leichte helle Verfärbung mancher Frauenstimmen zu hören ist. Im unteren Hochtonbereich gibt es zudem eine leichte Anhebung, welche mit der Zeit bei eher höherer Lautstärke auch etwas anstrengend werden kann. Dieser Effekt tritt mit den schwarzen Tipps und den Comply Foams in den Hintergrund, wobei ich meine Comply Foams den schwarzen Silikonen vorziehe.

Insgesamt klingt der F9 Dank der dafür vorhandenen zwei Balanced Armatures im Mitten- und Hochtonbereich klar und detailliert. Die klangliche Abstimmung insgesamt ist gut.

 

5. Fazit

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Wer wie ich eine eher kraftvolle Abstimmung bevorzugt, welche im Hochton nicht zu fordernd ist, und wer wie ich mit Comply Foams arbeiten möchte oder sogar muss, der erhält mit dem Fiio F9 einen klanglich guten InEar und hinsichtlich Preis/Leistung einen nur schwer zu schlagenden Kopfhörer. Für 119€ gibt es einen InEar mit einem dynamischen Treiber und zwei Balanced Armatures je Ohr, welche ein gefälliges Klangbild abliefern, mit ordentlichem Bassfundament, wenn gewünscht, und stets feinzeichnenden Details. In dem Preisbereich sonst kaum anzufinden sind zudem die austauschbaren Kabel, ganz zu schweigen von ab Werk beiliegenden zwei Kabel, von denen eines sogar für den symmetrische Betrieb ist. Bei anderen Herstellern schlägt ein solches Kabel-Upgrade mit gut und gern 50€ zu Buche. Unterm Strich ein sehr guter Einstieg von Fiio in den IEM Bereich der Multi-Treiber.

 

Mit Spannung warte ich auf die angekündigte Pro-Version.

 

 

Bewertung

 

  • 90.7%
    Klang - 90.7%
  • 97.3%
    Sonstiges - 97.3%
94%

 

 

6. Galerie

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Der Fiio F9 wurde mir leihweise vom Fiio-Shop Deutschland zur Verfügung gestellt.

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar