Mit 349€ ist der DX120 der preiswerteste und auch vom Formfaktor der kleinste, aktuelle DAP des Herstellers iBasso. Er muss auf einige Features der größeren Geschwister verzichten.
Ob das aber von Nachteil ist? Das denke ich nicht.
An dieser Stelle geht mein Dank für die Leihstellung des Gerätes an iBasso.de.
Vorwort
Immer wenn ich DAPs teste, stelle ich mir die Frage, ob ein Smartphone einen dedizierten DAP nicht langsam prinzipiell arbeitslos macht?
Hier eine gewagte These dazu. Es wäre doch denkbar, dass das Streichen des traditionellen Kopfhöreranschlusses bei der Generation Smartphone genau deswegen erfolgt ist, um eine klare Trennung zum audiophilen Bereich zu unterstreichen. Immerhin ist die Musik- und die einhergehende Klangreproduktionsindustrie weltweit ein riesiger, traditioneller Markt, bei dem es sich lohnt zusätzlich ebenfalls mitzuspielen, statt ihn revolutionieren zu wollen. Zudem ist die Akzeptanz vergleichsweise junger Hersteller und neuer Technik, insbesondere Streaming und kabellose Übertragung, bei den konservativen Musikliebhabern mit vielen, vielen Jahrzehnten andauernder Tradition (noch) nicht sehr ausgeprägt. Um in diesem Bereich Anerkennung zu erreichen und vielleicht Teil dieser Kultur zu werden, braucht es einfach seine Zeit und Erfolge. Auch der traditionelle Bereich der Unterhaltungsindustrie verändert sich Jahr für Jahr. Am Ende hat der Käufer die Möglichkeit zu entscheiden, was ihm mehr zusagt oder wie er beides kombinieren möchte.
Allein deswegen ist aus meiner Sicht gar nicht wegzudenken, dass es Hersteller wie iBasso gibt, die sich im Kern um die reine Wiedergabe von Musik kümmern und es am Ende des Tages Neuheiten wie den DX120 weiterhin geben muss und wird!
Nun aber zum eigentlichen Bericht über den Digitalen Audio Player iBasso DX120…
Verpackung
Hinsichtlich der Verpackung setzt iBasso auf die altbewährte Verpackungstechnik, den DX120 in einem aufklappbaren Karton mit Pappschuber auszuliefern. Auf dem Karton sind nur die nötigsten Angaben als Text zu finden. Erst mit dem Aufklappen des in Blau gehaltenen Karton fällt der Blick auf den in einer milchigen Folie verpackten DX120. In einer Ebene darunter findet sich dann das Zubehör, zu dem sowohl die obligatorischen Papiere gehören als auch je ein SPDIF, Burn-In sowie USB-C Ladekabel und ein transparenter Geräteschutz.
Technische Daten
Der DX120 wiegt 169gr und ist mit den Abmessungen 62,9mm x 112,6mm x 15,2mm und einem resultierenden Volumen von 107 mL aus meiner Sicht als noch leicht und klein einzustufen. Im Uni-Body-Aluminium Gehäuse sind ein IPS Touch-Display mit 3,2 Zoll sichtbarer Diagonale und einer Auflösung von 480×800 Pixeln sowie ein mit quickcharge ladbarer 3.700mAh-Akku untergebracht. Das Aufladen erfolgt mit einem kompatiblen Ladegerät mit bis zu 12V und somit ist der DX120 nach nur 2 Stunden komplett aufgeladen. An meinem einfachen Ladegerät, welches maximal 2A bei 5V leisten kann, benötigt die komplette Aufladung gut 4,5 Stunden. Mit dem integrierten Mango OS kommt der Player laut Hersteller auf bis zu 16h Wiedergabezeit. Das hängt natürlich stark davon ab, bei welcher Lautstärke er genutzt wird und welche Endstufe des DX120 arbeitet. Er verfügt neben einem 3,5mm Klinke Line-Out Ausgang und dem 3,5mm Klinke Stereo-Kopfhörerausgang auch über einen symmetrischen 2,5mm Klinke Ausgang, der neben maximaler Ausgangsleistung natürlich die separat getrennte Ansteuerung des linken und rechten Kanals und nochmals verbesserte Werte hinsichtlich Verzerrungen mitbringt. Mit nur 0,24Ohm bzw. symmetrisch 0,36Ohm Ausgansimpedanz ist der DX120 uneingeschränkt IEM tauglich und mit 400mW bei 32Ohm Last treibt er auch ausgewachsene Kopfhörer ordentlich an. als Beispiel in meinem Fall bedeutet das, dass der AEON Flow Closed mit 13 Ohm Impedanz und nur 92dB/mW, was einen vergleichsweise geringen Wirkungsgrad für einen Kopfhörer darstellt, vom DX120 dennoch sehr laut angetrieben wird. Ich nenne das immer gern Discolautstärke. So mehr als zwei oder drei Songs zu hören ist ganz klar nicht zu empfehlen. Als DAC wird der HighEnd AK4495 eingesetzt und garantiert besten Klang. Abgespielt werden im Prinzip alle gängigen Formate, wobei bei DSD128 Schluss ist und sonst 32Bit/384kHz unterstütz werden. Für die Musikbibliothek stehen gleich zwei Kartenslots zur Verfügung, welche für je 2TB ausgelegt sind. Hier knüpft der DX120 als DAP endlich an die Kapazität des DX80 an und stellt somit hinsichtlich der maximal mitführbarer Kapazität sogar das Flaggschiff von iBasso dar.
Für alle weiteren technischen Details und die von iBasso ermittelten Messwerte möchte ich an dieser Stelle auf die Produktseite von iBasso verweisen.
Design & Verarbeitung
Wie schon genannt steckt die Technik des DX120 in einem Uni-Body-Gehäuse, welches ich als ergonomischen Barrenform bezeichnen möchte. Die Farben Sky Blue und Earth Brown heben das Gerät von der breiten Masse aller DAPs ab. Ich persönlich mag das Earth Brown sehr, es sieht edel aus während ich das Sky Blue für mich eher als hip und sportlich einstufe. Aber zurück zum Gehäusedesign. Die Längsseiten sind leicht wellenartig geschliffen, wodurch die Haptik hervorragend ist. Der DAP liegt trotz seiner Dicke super in der Hand. Bediene ich das Display mit meinem Daumen, liegt der Handballen auf keiner Kante auf sondern auf der im Winkel eingebrachten Fläche. Gleiches gilt für die Fingerkuppen, diese liegen beim Umgreifen des Players ebenfalls flächig statt auf einer Kante auf. Klasse. Die auf der rechten Seite vorhandenen Tasten für das Ein-/Ausschalten, Lautstärke, Vor, Zurück und Play/Pause lassen sich ebenfalls selbst mit meiner recht großen Hand vom Daumen mühelos erreichen. Die Druckpunkte sind allesamt sehr gut. Per Software lässt sich zuordnen, wie sich die oben und unten liegenden Skip-Tasten verhalten sollen, also ob sie vor oder zurück auslösen sollen.
Das Touch-Screen reagiert einwandfrei. Die Größe und Auflösung sowie die Helligkeit sind aus meiner Sicht nicht zu kritisieren. Alles wird auch unter normalen Bedingungen scharf dargestellt, nur gegen direktes Sonnenlicht kommt auch das Display des DX120 nicht an. Alle Einzelteile sind auf höchstem Niveau miteinander abgestimmt und die Verarbeitung ist einwandfrei, ohne dass ich irgendwo auch nur den kleinsten Fehler oder ungenau Verarbeitung feststellen kann. Es gibt eine kleine Ausnahme, die ich jedoch nicht als negativ bewerte. Zum Schutz wurde bereits ab Werke ein Display-Schutz angebracht. An zwei Ecken ist das bei meinem Testgerät sichtbar, da der Screen-Protector sich dort nicht komplett unsichtbar an das Bildschirmglas heransaugt. Das kann möglicherweise an der Beschichtung des zugelieferten Schutzglas liegen. Ich gehe hier von einem seltenen Fall aus. Wer das seinem/ihrem Gerät ebenfalls feststell, kann den Schutz einfach entfernen oder das Glas gegen den mitgelieferten Ersatz austauschen. Unterm Strich ist die Verarbeitungsqualität des iBasso DX120 hervorragend!
Haptik & Handhabung
Es ist bereits angeklungen, dass die Handhabung im Sinne des In-Der-Hand-Halten sehr gut ist. Hier geht es mir nun zusätzlich darum, wie sich der DX120 in der Bedienung bei der Benutzung schlägt. An erster Stelle kann ich dem DX120 bescheinigen, dass er alle Funktionen flott ausführt, wobei er allerdings nicht auch dem Niveau des Flaggschiffes agiert und minimalste Verzögerungen vorhanden sind. Diese sind dafür aber konsequent durchgängig gleich. Das ist wichtig für eine flüssige Bedienung, denn darauf stelle ich mich als Nutzer ein. Es gibt somit keine Situationen, die ich als Lags oder Hänger feststelle. Hier sind die Hardware, die Prozessorleistung und die Software mit Mango OS erneut perfekt aufeinander abgestimmt. Das gefällt mir richtig gut.
Die Integration der Menüs folgt dem bekanntem iBasso-Schema.
Wischen von links nach rechts und umgekehrt öffnet die zwei unterschiedlichen Menüs. Von links wird das Menü „My Musik“ aufgezogen. Hier wählt man nach belieben aus, ob alle Titel, Künstler, Alben, Genres oder Wiedergabelisten angezeigt werden sollen oder ob man direkt über die Verzeichnisebenen navigieren möchte, was stets meine bevorzugte Variante ist. Hier gibt sich der DX120 keine Blöße. Das Navigieren funktioniert zügig und auch bei vollen Verzeichnissen ohne Wartezeiten. Das Scrollen durch lange Listen ist sehr gut gelöst und geschieht an den Wischgesten dynamisch angepasst. Wische ich langsam nach unten, wird die Liste Titel um Titel gescrollt, wische ich schnell, dann saust die Liste mit drei bis vier Gesten schnell bis zum Ende. Toll gelöst.
Von rechts wird das Menü „Settings“ aufgerufen. DIn dem Menü sind alle einstellbaren Optionen des DX120 untergebracht. Da geht es von Einstellungen der digitalen Filter über den Equalizer bis hin zum Energiemanagement.
Hat man erst einmal alle grundsätzlichen Parameter nach seinem persönlichen Geschmack eingestellt, finden sich die wichtigsten Punkte in den Schnelleinstellungen wieder, welche im Player mittels des Symbols mit den drei parallelen Linien links neben den Detailinfos zum Track aufgerufen werden können. Dort lassen sich schnell Einstellungen für Gapless-Play, Gain, Digitaler Filter, Sound Mode und Funktionsweise bei Anschluß des USB-Kabels vornehmen. Der kleine iBasso konzentriert sich auf das Wesentliche, nämlich auf die Musikwiedergabe von Speicherkarte oder als DAC über den USB Anschluss zu funktionieren. In Haptik und Handhabung ist das aus meiner Sicht perfekt gelöst.
Klangreproduktion
In diesem Punkt kann ich mich von Anfang an kurz fassen. Der Klang des iBasso DX120 ist meiner Ansicht nach auf Augenhöhe mit dem des DX150 und des DX200. Im direkten Vergleich gibt es in Nuancen Unterschiede. Allerdings ändert sich das je nach genutztem Sound Modus, der für eine von fünf Grundabstimmungen verantwortlich ist, nämlich Original, Classical, Natural, Referenz und Traditional. Der Sound Modus ist nicht mit EQ-Presets zu verwechseln. Die Änderungen sind eher subtil und die Unterschiede wollen gewissermaßen hörtechnisch erarbeitet werden. Dennoch lässt sich auch massiv in den Klang eingreifen, denn dafür stellt der DX120 noch einen 10-Band-Equalizer zur Verfügung, der entweder individuell angepasst werden kann oder bei dem man einfach zwischen verschiedenen Presets auswählt. Auch hier steht der DX120 seinen großen Brüdern in Nichts nach. Hinsichtlich Dynamik oder Transparenz kann ich im direkten Vergleich zum DX150 ebenfalls keine Unterschiede feststellen. Was natürlich dem DX120 fehlt, ist die Möglichkeit des Verstärkerwechsels. Die Wechselbarkeit der AMP-Module sind den Playern ab dem DX150 vorbehalten.
In meiner Testzeit habe ich natürlich mit unterschiedlichen Kopfhörern wie dem Focal Elex, AEON Flow Open & Closed oder dem Sennheiser HD58X Jubilee gehört. Egal mit welchem Kopfhörer und unabhängig von der Musikrichtungen habe ich nicht das Gefühl, dass der DX120 irgendetwas „falsch“ macht.
Auch in Bezug auf IEMs bin ich mit dem DX120 sehr zufrieden. Hinsichtlich der Leistung gibt es weder mit dem iBasso iT04 noch mit dem Mee Audio Pinnacle P1 oder dem Audeze iSine10 Probleme, obwohl die letzten beiden etwas mehr Leistung benötigen. Alles in allem empfinde ich die Klangreproduktion des DX120 gleich auf mit dem DX150 und dem DX200 als hervorragend. Noch besser und an der Spitze stehend kann das bisher nur der Questyle QPR2, der jedoch ein Vielfaches an Investition erfordert. Hinsichtlich der Preises bietet der DX120 ganz großes Kino!
Fazit & Bewertung
Der DX120 kommt als Purist in Sachen Konnektivität daher, bietet jedoch im Bereich Klanganpassung mit digitalen Filtern, verschiedenen Sound Modi und einem 10-Band-Equalizer vielfache Möglichkeiten zur individuellen Klanganpassung. Zusammenfassend kann ich den iBasso DX120 jedem uneingeschränkt ans Herz legen, wenn es darum geht, möglichst viel Musik immer dabei zu haben, diese in sehr guter Qualität und mit Leistungsreserven hören zu können und wenn das Fehlen von kabellosen Verbindungen keine Rolle spielt. Für mich ist der DX120 mehr als nur ein würdiger Nachfolger des beliebten DX80.
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