Fiio FA7 im Test – Was kann der IEM mit 4 Balanced Armature Treibern?

Mit dem FA7 bringt Fiio den ersten reinen In Ear Kopfhörer mit 4 Balanced Armature Treibern auf den Markt. Ob Masse auch gleich Klasse ist, das habe ich für euch herausgefunden.

 

Erneut geht mein Dank an Fiio.de für die Leihstellung des FA7.



  Inhalt

  1. Verpackung & Zubehör
  2. Design & Verarbeitung
  3. Tragekomfort & Handhabung
  4. Technische Daten
  5. Soundcheck & Hörproben
  6. Fazit & Bewertung
  7. Galerie



 
1. Verpackung & Zubehör
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Bei der Verpackung setzt Fiio auf die bewährte Klappverpackung mit Umkarton. Beides ist in Schwarz gehalten und die Aufdrucke sind minimalistisch gehalten. Nach dem Öffnen der Klappbox ist der FA7 zu sehen, der mit den blau und rot glitzernden Faceplates und dem schimmernden Kabel fast wirkt, als würde ein Schmuckstück präsentiert. In der Ebene darunter sind 12 Paar Tipps zu finden, von denen drei Paar Memory Foams sind. Seit einiger Zeit beschreibt Fiio auch knapp, wie sich der Klang mit den unterschiedlichen Tipps ändert. Dazu später noch mehr.

Zusätzlich befinden sich noch zwei Aufbewahrungsmöglichkeiten im Lieferumfang, ein transparentes Hardcase und eine Canvas Tasche, sowie ein kleiner Pinsel zur Reinigung und einem magnetischen Kabelhalter. Vorbei also die Zeiten von ausgezogenen Fäden durch die sonst üblichen Krokodilklemmen. Sauber.



2. Design & Verarbeitung
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Was macht den FA7 nun im Design eigentlich besonders?
Zuerst fällt auf, dass die BA Treiber im transparnten Material förmlich eingegossen sind. Bei genauem Hinsehen wird aber schnell klar, dass hier ein 3D-Druck vorliegt, denn die Schallröhrchen von den Treibern bis hin zum Austritt aus dem Gehäuse in Richtung Trommelfell verlaufen verwunden durch den massiven Gehäusekörper, ohne dass dort zusätzliches Material eingearbeitet wurde oder Bohrungen dieses möglich gemacht hätten. Die Verarbeitung ist präzise und ohne jeglichen Makel. Das Bestätigt auch die ansatzlose Einbringung der Faceplates.



3. Tragekomfort & Handhabung
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Die Form der Gehäuse selbst ist schlank und die Flächen schmiegen sich an mehreren Stellen an die Ohrmuschel an, so dass sehr viele unterschiedlich geformte Ohren die FA7 aufnehmen können, ohne dass diese zu groß sind und drücken oder zu klein sind und somit zu locker sitzen. Sie dichten in meinen großen Ohren sehr gut mit den L-Tipps ab, so dass ich Umgebungsgeräusche quasi nicht mehr wahrnehme. Meine Frau mit eher kleiner Ohrform empfindet das genauso, während sie die FA7 mit den S-Tipps trägt.

Beim Kabel war ich anfangs sehr skeptisch, da ich die geflochtenen Kabel rein optisch grundsätzlich mehr mag. Doch dieser Lautsprecherkabel-Style hat einen ganz entscheidenden Vorteil. Das Kabel verheddert sich nicht. Das gilt sowohl beim Herausnehmen aus den mitgelieferten Aufbewahrungslösungen als auch beim Herausziehen aus der Hosentasche am Schlüsselbund vorbei. Die Verarbeitung des Kabels ist sehr gut. Die eingearbeiteten Ear-Hooks (frei übersetzt „Ohr-Hänger“) sind angenehm zu tragen und auch das Schiebeelement, um das Kabel über den Splitter in Richtung Kinn für einen besseren Halt des FA7 zusammenzuführen, funktioniert sehr gut.



4. Technische Daten
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Im Detail nachzulesen auf der Fiio FA7 Produktseite, hier auszugsweise:

• 4 Balanced Armature Treiber
• 20Hz – 40kHz
• 23Ohm
• 5,3gr je Seite
• Kabel 1,2m, 3,5mm Stereo-Klinke



5. Soundcheck & Hörproben
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Für mich, dessen Vorliebe ein ausgeprägter Bass bei leicht zurückgesetzten unteren Mitten und betonter Brillanz ist, klingt der FA7 unter Nutzung der neutralen Tips schon zemlich optimal. Trotz gewaltigem Bassfundament, damit meine ich besonders den Bereich unter 100Hz, hat er ein eleicht helle Note. Das liegt am nicht zurückgesetzten Bereich zwischen 2 und 3 kHz und der leichten Betonung bei etwa 6,5kHz. Eine sehr beeindruckender Fingerabdruck, den der FA7 als reiner Balanced Armature Kopfhörer mitbringt. Der extrem vorhanden Tiefbass ist nur selten bei BA-Treibern zu finden. Der FA7 spielt trotzdem staubtrocken und knackig im Bass. An dieser Stelle bin ich ungeschönt ehrlich. Auch wenn ich oft grungsätzlich mehr Bass mag, sind alle anderen Tips für mich beim FA7 nicht brauchbar, denn die hervorragenden BA Treiber werden mit den Bass-Tips verschlimmbessert. Insbesondere der Oberbass nimmt noch zu, was selbst ich als viel zu viel des Guten empfinde. Zudem habe ich auch den Eindruck, dass der Bass insgesamt unpräziser wird. Noch betontere Stimmen als mit den neutralen Tips brauche ich nicht und das Mehr an Hochton mit den letzten Silikonen ist mir dann auch zu viel des Guten. Die Memory Foam Tips tragen sich wie üblich bei mir am besten, doch bei diesen wird der Klang etwas verhangen und auch zu dumpf im Vergleich zu den neutralen Tipps. Tatsächlich sind die neutralen Tips beim FA7 für mich schon optimal und andere brauche ich schlichtweg nicht. Passt!



Hier zur Veranschaulichung die Messungen des FA7 mit den neutralen Tips.


Ich werde die unterschiedlichen Tips nicht Probehören und im Vergleich beschreiben, denn es zeichnen sich wie oben beschrieben durchweg die beschriebenen Eindrücke unabhängig vom Genre ab. Selbst mit den neutralen Tips gibt es auch Lieder, die für mich in Bezug auf den Bass schon grenzwertig sind.



„Cold Duck“ Al Jarreau

Bei diesem Song werden alle Details hervorragend abgebildet. Die Einzelschläge der Hihats und Crashbecken, das Saxophon und dann die Stimme von Al Jarreau stehen im Vordergrund trotz eines voleln Unterbaus. Der Bass spielt wohl dosiert, was mich angesichts der zuvor gezeigten Messung eher wundert. Ich hatte mit zu viel Bass gerechnet. Offensichtlich spielt der Tiefbass hier nur eine untergeordnete Rolle und so ist Cold Duck ein echter Hot Song.



„Like a machine“ Thousand Foot Krutch

Dieser Track lebt vom kickenden Bass und der Dynamik. Aus dem Bereich Metall ein sehr melodisches Stück, welches aber diese Akzente unbedingt braucht. Werden Mitten hier überbetont, dann wird es für mich anstrengend. Im Hochton eher dezent abgemischt, was ich auch begrüße.

Wie die Messkurve vermuten lässt, gibt es hier keine unguten Betonungne. Was aber ganz klar auffällt, dass hier einige Tiefbassanteile im Schlagzeug vorhanden sind, der das ganze Stück schon gewaltig wirken lässt. Die Bassdrum untermalt das eGitarren-Solo mit Donnergrollen. Das klingt bedrohlich und genial zugleich. Nur ein Hauch mehr Oberbass und mein Eindruck würde kippen. Zu viel Oberbass und der Song ist für mich nahezu unhörbar. Mit den FA7 jedoch ein ganz neue positive Erfahrung.



„Fat Roller“ Boris Blank

Hier bestätigt sich meine Vermutung, ja fast schon Befürchtung. Der FA7 bringt einen so derben Tiefbass mit., dass selbst dieser Song erdbeebenhhaft abgespielt wird. Für gewöhnlich ist der Tiefbass wahrnehmbar und untermalt den sonst sehr hell speilenden Song, aber hier ist es so, dass der Tiefbass plötzlich durchweg das gesamte Stück trägt. Das gefällt mir hier noch sehr gut, obwohl ich weiß, dass das alles andere als neutral abgestimmt ist. 😉



„Max-O-Man“ Fourplay

Gleich im ersten Track meiner Miniklangwunder-Playlist auf Spotify sind die Präzision und Klarheit der BA-Treiber zu hören. Jedes Detail ist einfach heraushörba wie das Ziehen der Finger über die Seiten am Gitarrenhals. Auch hier im Bassbereich dickt der Tiebass den Charakter ganz klar an. Dabei wird der Song aber nicht zu schwer oder nervig. Am ehesten möchte ich das mit einem gewissen Live-Charakter beschreiben. Zu laut gehört wird der Tiefbass auch zuweilen richtig „körperlich“, sprich er drückt im Ohr ganz schön.



“What if” Kasia Lins


Ich liebe dieses Stück und besonders mit dem Tiefbass des FA7. Insgesamt spielt der FA 7 sonst überaus ausgewogen, so daß sein klanglicher Fingerabdruck für mich immer noch im neutralen Bereich spielt, ungeachtet dass mich dessen Tiefbass so erstaunt.



„Superhelden Filme 2019“ Filmtrailer

Ein Novum bei Miniklangwunder – Bewertung anhand Filmtrailer. Diese Trailer sind geradezu prädestiniert, um zu prüfen, ob ein Kopfhörer auch als das kleinste, persönliche Heimkino nutzbar ist. Mit den FA7 ist das defintiv der Fall. Kopfhörer mit Badewannenkurve klingen oft in Dialogen zu „weit weg“ stellen dafür Explosionen sehr gut dar. Der FA7 kann beides, was er seiner für mich eher neutraler, geradliniger Abstimmung verdankt.



Kleines Klangfazit

Der FA7 ist perfekt für alle, die auch sehr gerne leise Musik hören. Er benötigt nämlich keinen besonderen Schub, um seine klanglichen Stärken zu entfalten. Dazu kommt seine hervorragende passive Schallisolierung, so dass ich den FA7 bei vollem Klanggenuß unterhalb von Zimmerlautstärke den ganzen Abend genießen kann.
Lediglich bei einigen fett abgemischten Heavy Metal Produktionen, besonders wie sie in den letzten Jahren angesagt sind, sind die FA7 nicht meine Wahl, da passt dann der heftige Tiefbass nicht. Metallica hingegen geht mit den FA7 unbedingt.
Dazu kommt, dass man mit dem FA7 auch hervorragend alle Blockbuster ansehen kann. Da gilt dann schon fast: Je lauter, desto besser.



6. Fazit & Bewertung
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Unterm Strich beachtlich, was Fiio mit den FA7 für 329€ (Stand Februar 2019) geschaffen hat. Ein InEar, der mir in der Standard-Abstimmung und seinen Tiefbasseigenschaften absolut gefällt. Der FA7 wird sicher polarisieren und einige werden sich fragen, ob ich etwas an den Ohren habe, ihn als eher neutral spielend einzustufen. Beim Filmtrailer-Abschnitt habe ich das im Ansatz erklärt. Wer genau hinhört, wird feststellen, dass er weder durchweg dumpf spielt noch einen Badewannen-Charakter hat. Für Blockbuster absolut perfekt doch bei Musik gibt es Ausnahmen, bei denen der FA7 dann doch etwas zu dick unten herum aufträgt.
Bassheads und Filmfreunde werden gleichermaßen begeistert sein wie Classic-Rocker. Selbst ich als Jazz-Freund und Chill-Out-Genießer gebe dem FA7 einen dicken Daumen nach oben.

  • 92%
    Tiefbass - 92%
  • 94%
    Bass - 94%
  • 94%
    Mitten / Stimmen - 94%
  • 94%
    Mitten / Instrumente - 94%
  • 94%
    Obere Mitten - 94%
  • 96%
    Brillanz / Hochton - 96%
  • 92%
    Dynamik - 92%
  • 92%
    Räumlichkeit - 92%
  • 96%
    Design - 96%
  • 98%
    Konstruktion - 98%
  • 98%
    Verarbeitung - 98%
  • 96%
    Tragekomfort - 96%
  • 90%
    Preis - 90%
94.3%



7. Galerie
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Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar