Nachdem ich vor einiger Zeit bereits den A73 von FIDUE testen konnte, habe ich nun im Rahmen einer erneuten Demo-Ausleihe über Headsound.de den A83 zu Gemüte geführt. Auf der CanJam bin ich leider nicht dazu gekommen, diesen InEar hören zu können. Das habe ich nun umso ausgiebiger nachgeholt. Weiter zu meinem Eindruck, den der A83 bei mir hinterlassen hat.
November 2017
Geliefert wird der Fidue A83 einer eher unspäktakulären grünschwarzen Schachtel. Zum Lieferumfang gehören neben drei Paar einfachen Silikon-Tipps auch zwei Paar mit Doppelkragen sowie ein Paar Complyfoams. Die Gitarrenspieler unter uns dürfen sich auf ein metallenes Fidue-Plektron freuen und die Reisenden über einen Flugzeugadapter.
Für die Aufbewahrung ist ein im ersten Moment ein recht großes Hardcase enthalten. Es handelt sich um ein transparentes Kistchen mit Klappdeckel. Beim Schließen ist ein Widerstand zu überwinden, denn eine im Deckel enthaltene Dichtung macht die Kiste wasserdicht. Ein Manko ist, dass besondere Vorsicht beim Verstauen der Kopfhörer erforderlich ist, denn auch ein eingeklemmtes Kabel erzeugt einen Wiederstand beim Zuklappen. Da kann es schnell passieren, dass der Deckel zu ist und das Kabel eingeklemmt ist. Glücklicherweise sind die Kabel austauschbar. Das Kabel ist etwa 1,30m lang. Ein Produktheft war bei dem getesteten InEar nicht dabei. Das ist beim Einsatz auf der CanJam anscheinend verlustig gegangen.
Der Fidue A83 wird mit dem Kabel über dem Ohr getragen, entsprechend sind die Gehäuse geformt. Wie schon beim A73 zeigt auch der A83 ausgeprägtere geometrische Akzente ohne ergonomisch Abstriche zu machen.
Die Gehäuse bestehen aus Kunststoff, außen Silber und im Innenbereich transparent Rot bzw. Blau. Die Kabel sind mittels MMCX Steckern austauschbar. Der Klinken-Stecker ist gerade ausgeführt. Die Gehäuse des Steckers, des Splitters und der Kabelfernbedienung bestehen aus Metall mit matter Oberfläche. Das graue und extrem flexible Kabel besteht aus geflochtenem mit Kunststoff ummanteltem Kabel. Insgesamt macht der A83 einen sehr hochwertigen Eindruck.
Das Einsetzen des A83 funktioniert wie bei jedem anderen InEar mit Kabelführung über das Ohr auch. Der A83 besitzt verstärkte und biegsame Kabelführungen für das Legen der Kabel um die Ohren herum. Mit diesen baumeln die Kabel nicht am Ohr herum, was sehr angenehm ist. Die unterschiedlichen Tipps sorgen in fast jedem Ohr für ordentliche Dichtigkeit. Die A83 sitzen sicher auch bei schnellen Bewegungen über lange Zeit hinweg, dennoch drückt das Gehäuse an einer Stelle in meiner Ohrhöhle, so dass ich sie nach etwa einer Stunde für eine kurze Pause herausnehmen muss. Insgesamt ist der Tragekomfort dennoch gut.
Der A83 verfügt über drei Treiber, über einen dynamischen Treiber und zwei balanced Armatur je Seite. Mit 11Ohm Impedanz und einer Empfindlichkeit von 104dB spielt der A83 selbst an jedem Smartphone sehr laut, richtig in Fahrt kommt er dennoch erst mit einem entsprechenden Zuspieler, der noch einige mW mehr Leistung bringt. Erst dann entfaltet der A83 sein komplettes Potential.
Vorwegnehmen möchte ich, dass ich eine warme Abstimmung der analytischen Hörweise vorziehe. Ich bin sozusagen sogar ein moderater Basshead. Das ist dehalb wichtig, da ich oft als neutral spielend bezeichnete Kopfhörer schon eher in Richtung analytisch abgestimmt wahrnehme. Oder mit anderen Worten, ich reagiere recht empfindlich auf Betonungen im oberen Mitten- und Hochtonbereich.
Der A83 wird auch auf Headsound als neutral beschrieben wird, was er für mich jedoch nicht ist. Meine Messungen zeigen, wie ich den A83 erlebe. Dazu nach den Hörproben aber mehr.
Der A83 ist ein aufregender Kopfhörer, so viel vorweg. 🙂
„If you only knew“ (Original Mix) von Finnebassen
Discosound pur, mit fettem Bass und birllanten Höhen. Hier scheitern einige Kopfhörer schlicht daran, das Stück entsprechend dynamisch und druckvoll wiederzugeben. Der A83 spielt den Song wie dafür gemacht. Discofeeling pur. Und ja… nach dem Stück klingeln mir erstmal die Ohren… ein Bass vom Feinsten. Dazu kristallklare Mitten und Höhen. Fullminant!
Wer hauptsächlich diese Art von Musik hört, für den ist der A83 wahrscheinlich schon das Endspiel.
„16 Tons“ von Tom Morello: the Nightwatchman
Kompletter Richtungswechsel. Klavier, Bass, Gitarre und Schlagzeug und Tom Morellos Sprechgesang. Der Bass drückt und die Jazzbesen sind deutlich zu hören. Hier ist der Bass etwas zu viel und mit Einsetzen des Gesangs hört man deutlich alle stimmlosen S-Laute sehr gut heraus. Auch im Klavier „klirrt“ es ab und an ein wenig wohingegen mir die Gitarre sehr gut gefällt. Die Lautstärke verringern hilft hier nur bedingt. Was in Richtung Jazz geht ist nicht unbedingt das Terrain des A83
„Raindance“ von Tony Elman & joe Craven
Dieses rein instrumentale Stück habe ich gleich zweimal in Folge mit dem A83 durchgehört. Der weiche Bass mit gehörigem Tiefbassanteil wird mächtig ins Trommelfell gedrückt. Als Gegenpol brillante Akzente und immer wechselnde Klangfraktale werden vom Fidue einzeln im Raum platziert. Hier gibt es von mir nichts zu meckern.
„Fireflies“ von Al Di Meola
Hänge ich noch verklärt „Raindance“ nach, holt mich der A83 bei diesem Klassiker sofort wieder zurück. Hier kommt alles etwas zu mächstig. Die Gitarren spielen sehr dunkel, die Becken kreischen, das Schifferklavier spielt ungewöhnlich scharf. Und gegen Ende des Stückes bin ich froh, dass es vorbei ist. Noch nie habe ich „Fireflies“ so „orchestral“ gehört. Technisch macht der A83 alles richitig, doch vom Gefühl ist bei diesem Stück in allen Punkten etwas zu viel des Guten.
„Far from home“ von Five Finger Death Punch
Heavy Metall und ähnliche Genres muss man natürlich mögen. Ich mag Five Finger Death Punch unheimlich gern, denn alle Stücke haben immer noch etwas Melodisches, was ich sonst eher beim Classic Rock finde. Doch wie schon mit dem A73 werden der Fidue und ich bei diesem Stück keine Freunde. Sobald bei 1:30 min Tutti einsetzt und spätestens das Gitarrensolo im Vordergrund stehen sollte, wird auch hier alles zu mächtig. Schlagzeug und insbesondere die Becken klingen zu hell und die Bassgitarre drückt zu sehr.
Klangfazit
Insgesamt spielt der Fidue A83 mächtig auf. Im Bassbereich spielt er ganz nach meinem Geschmack, wobei auch er ähnlich wie der A73 dort etwas nachfedert. Im Bereich der Mitten, oberen mItten und des Hochtons langt der A83 aber ebenso kräftig hin.
Hier die Messung dazu.
Interessant ist, dass einige Musikstücke dadurch sehr lebendig werden können. Analytisch ist der A83 dabei nicht und trotzdem sind alle Details sehr genau zu hören. Dennoch ist mir der Hochton bei diesem Kollegen zu kräftig und am DACAMP L1 betrieben, regle ich da gern auf Stufe „-3“. Damit ist der A83 für mich selbst dann noch bei vereinzelten Stücken noch etwas zu sibilant. Einen direkten Vergleich zum A73 kann ich gar nicht ziehen, denn der A83 macht alles noch etwas „mehr“, was durchaus nicht schlecht ist, jedoch am Ende für längeres und intensives Hören doch etwas zu viel. Trotzdem macht der A83 richtig Laune und lässt es so richtig krachen und das mit sehr guter Kontrolle. Nur langzeittauglich ist er dadurch für mich nicht.
Der Fidue A83 polarisiert. Mein erster Eindruck war „grossartiges Bassmonster“. Später aber wurde mir klar, der skaliert auch im Mitten und Hochton in so einem Umfang, dass er einfach fullminant klingt. Details zeichnet er sehr klar heraus. Wo andere Kopfhörer komprimieren, scheint es, als zieht er alles noch etwas auseinander. Neutral ist der A83 nicht.
Für mich macht der A83 in allen Bereichen einfach etwas mehr als seine Mitbewerber. In einigen Bereichen ist das für mich jedoch etwas zu viel. Dort, wo er knapp ein GUT verpasst, tut er das nicht, weil mir da etwas fehlt, sondern weil ich mir ihn da einfach etwas Zurückhaltung wünsche. Wie ich den FIDUE in verschieden Disziplinen bewerte, ist in der Kompaktbewertung unten zu finden. Insgesamt erreicht der A83 von mir ein GUT.
Wer nach einem Kopfhörer sucht, der ohne Kompromisse dynamisch und kräftig nach vorne zu Werke geht und dabei auch feine Details gut hörbar herausstellt, der darf am Ende meine Bewertung um eine Note heraufsetzen und landet dann bei einem uneingeschränkten SEHR GUT.
Bewertung
Gut
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87.1%
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90.2%