Fidue A73 InEar Kopfhörer im Test

Im Rahmen einer Demo-Ausleihe über Headsound.de ist der Fidue A73 bei mir auf Stippvisite gewesen. Fidue hat eine Reihe von interessanten InEars im Programm. Das Portfolio erstreckt sich vom erschwinglichen 20€ Modell bis hin zum HighEnd-1k€-InEar. Dazwischen reiht sich der A73 im unteren Viertel ein. Was ist aber klanglich von dem 200€-InEar zu erwarten?

Dieses ist meine erste Begegnung mit InEar-Kopfhörern von Fidue, entsprechend war ich gespannt, was micht erwarten wird.

Inhalt

  1. Verpackung
  2. Design & Haptik
  3. Tragekomfort & Handhabung
  4. Technik
  5. Klang
  6. Hörproben
  7. Fazit
  8. Galerie

1. Verpackung

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Der Fidue A73 kommt in einer kleinen Schachtel mit ansprechender Präsentatin daher. Zum Lieferumfang gehören neben drei Paar einfachen Silikon-Tipps auch ein Paar mit Doppelkragen sowie ein Paar Complyfoams. Darüber hinaus werden noch ein Kabelclip sowie zwei Kabelführungen mitgeliefert, letztere ebenfalls aus Silikon. Dazu später mehr. Für die Aufbewahrung ist ein kleines Hardcase enthalten. Das Kabel ist etwa 1,30m lang und verfügt am rechten Hörer über eine 1-Tasten-Kabelfernbedienung mit integriertem Mikrofon. Das obligatorische Produktheftchen rundet den Lieferumfang ab.

 

2. Design & Haptik

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Der Fidue A73 ist für das Tragen des Kabels über dem Ohr gedacht, entsprechnd sind die Gehäuse geformt. Anders als bei vielen anderen InEars dieser Art zeigt der A73 jedoch ausgeprägtere geometrische Akzente ohne ergonomisch Abstriche zu machen.

Die Gehäuse bestehen aus Kunststoff, aussen in Silber und im Innenbereich transparent Rot. Die Kabel sind fest angebracht. Der Klinken-Stecker am anderen Ende des Kabels ist gerade ausgeführt. Die Gehäuse des Steckers, des Splitters und der Kabelfernbedienung bestehen aus Metall mit geriffelter Oberfläche. Das graue und extrem flexible Kunststoffkabel runden den eher sportlichen und doch hochwertigen Eindruck des A73 ab.

 

3. Tragekomfort & Handhabung

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Das Einsetzen des A73 funktioniert wie bei jedem anderen InEar auch. Die unterschiedlichen Tipps sorgen in fast jedem Ohr für ordentliche Dichtigkeit. Durch die Complyfoams bekomme auch ich einen dauerhaft festen Sitz mit den InEars zustande. Was den A73 jedoch von den Konkurrenten in Sachen Tragekomfort absetzt, sind die schon genannten Kabelführungen. Diese lassen sich um die Kabel so herumlegen, dass die Kabel nicht einfach so lose um die Ohren herum liegen. Bei den puren Kabeln stört es mich, dass diese etwas am Ohr bzw. auf der Haut reiben. Sobald ich aber die Silikon-Führungen benutze, merke ich schon nach wenigen Sekunden nicht mehr, dass ein Kabel über den Ohren liegt. Es fühlt sich eher an, als wenn eine sehr leichte Brille getragen wird. Sehr angenehm. Zudem ist das auch ein deutlicher Vorteil, besonders beim Training im Sportstudio. Die A73 sitzen sicher auch bei schnellen Bewegungen über lange Zeit hinweg, ohne das das Kabel mich am Ohr nervt. Das Einsetzen und Herausnehmen dauert zwar ein paar Sekunden länger, ist aber unproblematisch. Einzig beim Herausnehmen sollte darauf geachtet werden, nicht einfach an der Führung zu ziehen, denn das kann auf Dauer das Kabel ungünstig an immer derselben Stelle belasten. Besser ist es, die InEars an den Gehäusen zu greifen. Hier wäre es gut, wenn die Führungen sogar noch auf den Knickschutz geschoben werden könnten. Vielleicht eine Verbesserung für kommende Produktionschargen.

 

4. Technik

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Der A73 ist ein Dual-InEar und verfügt über einen dynamischen Treiber und einen balanced Armatur je Seite. Dieses Zwei-Wege-Prinzip entkoppelt den Bassbereich vom Mittel- und Hochton und sorgt für weniger Intermodulationsverzerrungen. Mit nur 20 Ohm Impedanz und einer Empfindlichkeit von 107dB wird der A73 auch an einfachen Smartphones sehr sehr laut.

 

5. Klang

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Vorwegnehmen möchte ich, dass ich eine warme Abstimmung der Analytischen Hörweise vorziehe. Das ist dehalb wichtig, da ich oft als neutral spielend bezeichnete Kopfhörer schon eher in Richtung analytisch abgestimmt höre. Oder mit anderen Worten, ich reagiere eher empfindlich auf Betonungen im oberen Mitten- und Hochtonbereich.

Auch wenn der A73 in einigen Artikeln als neutral beschrieben wird, kann ich das so unter anderem aus oben genanntem Grund nicht sagen.

Neutral ist für mich mein gemoddeter Sennheiser HD600 OverEar-Kopfhörer, der bis auf eine leichte Senke zwischen 1kHz und 8kHz sonst über seinen gesamten Frequenzbereich nahezu waagerecht linear im Frequenzverlauf abgestimmt ist. Zum Musikhören ist das aber schon fast als langweilig zu bezeichnen.

Der A73 ist alles andere als langweilig. Neben dynamischen und fast schon körperlichen Bässen gibt es die mitunter scharf gezeichneten Höhen und den präsenten Mittenbereich. Im Zusammenspiel möchte ich den A73 daher eher in Richtung ausgewogen betiteln als neutral zu nennen. Für mich spielt er einen Hauch zu hell. Das ist natürlich immer auch in Zusammenhang mit meiner Vorliebe für eher warme Abstimmungen zu sehen.

Anhand von Hörproben versuche ich meine Eindrücke etwas konkreter zu beschreiben.

 

6. Hörproben

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Dominik Eulberg „ Sansula (Max Cooper´s lost in sound mix)

Schon in der ersten Sekunde zeigt der Fidue A73 was von ihm erwartet werden darf. Die elektronischen Sounds spielt er sehr klar, insbesondere der Klang von sich drehenden Feuerwerkskörpern wie „Schmetterlingen“ wird hier sehr plastisch dargeboten. Mit Einsetzen der Basslinie ab 1’30“ folgt dann auch der Gegenpart auf der Bass-Seite, der alles ins Gleichgewicht rückt. Die kompletten 8:06 dieses Stückes machen einfach nur Spaß. In sachen Elektronischer Musik ist der A73 erste Wahl.

 

Oliver Koletzki „Reality“

Wie im Song zuvor setzt sich der Eindruck bei „Reality“ fort. Besonders aufgefallen ist mir aber in diesem Track in Sekunde 30 der ausfedernde Tiefbass. Hervorragend.

Bei „Reality“ ist im Bereich der Mitten jedoch etwas mehr los. Das versteckt der A73 auch nicht, das muss man mögen. Ab 3’20“ verlässt der Protagonist den Raum, in welchem die Musik spielt. Und auch hier hinterlässt der A73 einen Live-Eindruck erster Klasse. Es zeigt sich auch, dass er A73 eine schöne Räumlichkeit aufbauen kann, sobald wir in draußen mitten auf der Strasse stehen.

 

Petra Magoni „Eleanor Rigby“

Dieses Cover der Beatles wird mit weiblichem Gesang und minimaler Instrumentierung präsentiert. Hier bestätigt sich mein analytischer Eindruck. Vereinzeltes Zischen nehme ich bei S-Lauten wahr, was mich jedoch (noch) nicht stört. Insgesamt wird das Stück ausgewogen wiedergegeben ohne dass der Kontrabass den Gesang überlagert.

 

Caliban „Paralyzed“

Heavy Metall und ähnliche Genres muss man natürlich mögen. Caliban ist für mich noch als melodisch zu kennzeichnende Musik. Doch tatsächlich werden der Fidue und ich bei diesem Stück keine Freunde. Da ist mir der obere Hochton der Becken einfach zu viel.

 

Eagles mit „Hotel California“ aus dem Album „Hell freezes over“

Das ist wieder eine Paradedisziplin des A73, denn spätestens bei der einsetzenden Bass Drum ab Sekunde 31 ist klar, was mich an dem InEar so fasziniert. Der federnde Bass ist ähnlich dem, den ich so sehr von den Bio-Zellulose-Treibern eines Audiquest Nighthawk schätze. In diesem Live-Song passt alles. Die Atmosphäre wird transportiert, so soll das sein.

Klangfazit

Insgesamt spielt der Fidue A73sehr schön auf und kann durch den federnden Bass besonders punkten. Dem gegenüber stehen jedoch Mitten und Höhen, die für meinen Geschmack optimal auf weniger schnelle Genres abgestimmt sind. Jazz, Classic Rock, Chill Out, Elektronik kein Problem. Bei schnellem und gewaltigem Heavy Metal überzeugt er mich jedoch nicht.

 

7. Fazit

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Der A73 ist kein Kopfhörer, der sich einfach nur in die schier endlose Palette beliebiger InEars einreiht. Das Design ist wie immer eine Frage des Geschmacks, doch mit seinen etwas geometrischeren Formen hat er einen besonderen Wiedererkennungswert. Auch klanglich hat er seine interessanten Ecken und Kanten. Der Fidue A73 ist kein Schönfärber und erst recht nicht langweilig.

Der sehr leicht anzutreibende in Ear macht auch an Smartphones eine sehr gute Figur, klingt aber nur an hochwertigen Geräten wirklich gut. Der A73 verzeiht nichts. Das ist aber auch für mich der Grund, warum ich den A73 nicht in jeder Stimmung bzw. miz jedem Genre hören mag. Für mich gehört der A73 eher in die Kategorie analytische Musikwiedergabe.

Mit seinem klar konturierten Bass und sehr detaillierten Mitten und Hochton werden Störgeräusche ebenso deutlich abgebildet wie filigranste Details in der Musik über den gesamten Frequenzbereich hinweg.

In Bezug auf die Verarbeitung und die musikalischen Leistungswerte geht der Preis von knapp 200€ für den A73 aus meiner Sicht völlig in Ordnung.

Wer gerne analytisch hört und keine allzu warme Abstimmung sucht, der wird mit dem Fidue A73 seine wahre Freude haben. Von mir gibt es für den Fidue A73 im Ergebnis einen Daumen hoch!

8. Galerie

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Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar