Ich habe bereits einige Male über Kopfhörer von Dan Clark Audio berichtet und habe nun endlich auch mit dem DCA Stealth das aktuelle Flaggschiff in meinen Händen. Im Design stark an die AEON-Reihe angelehnt bringt der Kopfhörer einige Neuerungen mit, auf die ich mehr als gespannt bin. Wie sich der Stealth in der Zeit geschlagen hat, in der ich ihn testen konnte, dazu nun mehr…
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Der Dan Clark Audio Stealth wurde mir von Carsten Hicking von AudioNEXT als Leihgerät für einige Wochen zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür! Der Stealth ist im Online-Shop audiodomain.de bestellbar.
Vorwort
Seit einiger Zeit gibt es auf Miniklangwunder die Rubrik Referenz-Bewertung. Alle Produkte, die mich überaus beeindrucken, finden den Weg in diese Kategorie, ohne dass ich bei der Bewertung den Preis berücksichtige. Ob ein Kopfhörer „nur“ 500€ oder mehrere tausend Euro kostet, das spielt für meine Bewertung des Produktes dabei insgesamt keine Rolle, selbst wenn meine persönliche Investitionsgrenze überschritten ist.
Der DCA Stealth ist mit einem Preis von 4.099,-€ (Stand 22/01) ein Kopfhörer, der meine persönliche Investitionsbereitschaft deutlich übersteigt. In diesem Preissegment geht es bei einem Test allerdings nicht mehr darum, den Preis in Relation zum Gebotenen zu setzen. Die Verbesserungen spielen sich immer mehr in den kleinen Dingen ab, die dem Nutzer – und das ist sehr wichtig! – auch wertvoll sein müssen. Das ist so hoch individuell, dass es hier gar nicht primär um objektive Preis/Leistung geht sondern um subjektive Investition/Perfektion.
Also gut, dann schaue ich mir mal an, ob der DCA Stealth an meinen Anspruch an Perfektion heran kommt…
Verpackung & Zubehör
Dan Clark Audio liefert den Stealth als aktuellen Flaggschiff-Kopfhörer in einer außen mit schwarzem Kunstleder und mit rot abgesetzten Nähten versehenen Schatulle. Auf der Oberseite sehr schon eingearbeitet der Stealth-Schriftzug als edle Plakette und an der Front das Logo „Dan Clark Audio“ ebenfalls in Plakettenform. Bisher gab es bei den von mir getesteten Kopfhörern aus dem Hause DCA nur beim Voce eine ähnlich exklusive Präsentation im Vergleich zu den sonst üblichen Pappkistchen der AEONs und des Ether2.
Innen ist die Schatulle zudem komplett mit schwarzem Samt ausgefüttert, auch unterhalb des ebenfalls gleichartig samtenen Einlegers für das Case. Das hat schon etwas Prunkvolles ja fast Königliches.
Das Stealth-Case ist bereits bekannt aus der AEON2-Serie. Eine gute Entscheidung, dieses bewährte Hard-Case auch für den Stealth zu verwenden, der zudem auch den Faltmechanismus der AEON2-Kopfhörer übernommen hat.
Im Lieferumfang befindet sich in meinem Fall ein 1,1m langes VIVIO-Kabel mit 4,4mm Pentacon Stecker. Wer auf der Seite von audiodomain.de bestellt, der kann sich sein bevorzugtes Kabel unter 7 verschiedenen Ausführungen aussuchen. Für die zwei angebotenen 3m-Varianten fallen faire 50€ zusätzlich an.
Meinem bereits viel gereistes Testgerät kommt ohne weiteres Zubehör bei mir an. Mir persönlich fehlt es an nichts, um den Kopfhörer testen zu können. Was bei einem Kauf noch dabei wäre oder noch zu wünschen wäre… diesen Punkt muss ich mir an dieser Stelle aussparen.
Design & Verarbeitung
Es ist sofort ersichtlich, dass der Stealth sich sehr stark an das Design der AEON2-Reihe anlehnt. Allen voran sind die unsymmetrisch, länglichen Cups beibehalten worden. Diese bestehen nun vorwiegend aus Aluminium und Carbonfaser. Der Carbon-Look überwiegt, wird jedoch skelettartig durch das gefräste Aluminium eingerahmt. Das sieht sehr gut aus und spart einen Teil des für das neuen Klangsystem benötigte Gewicht ein.
Das Kopfband hat sich im Vergleich zum AEON2 gleich in mehreren Details verändert. Neben hochwertigerem Material und der Absteppungen mit rotem Garn ist die Auflage breiter geworden und die Weitenverstellung wurde von manueller Anpassung auf Automatik umgestellt. Zudem bildet die Form des Bügels, der weiterhin aus zwei dünnen Federstahlstreben besteht, quasi einen Kugelausschnitt ab. Somit verlaufen die Streben nicht mehr parallel, sondern gehen nach oben hin auseinander. Dadurch erhält der Kopfhörer als kleine Verbesserung insgesamt etwas mehr Stabilität.
Der Faltmechanismus wurde beibehalten, die Formen haben sich ein wenig im Detail verändert, um etwas besser zum neuen Look des Stealth zu passen. Zudem erhält der Kopfhörer beim Hinlegen des eine stabilere Lage. Wird der AEON Noir beispielsweise mit den Cup-Halterungen nach unten auf den Tisch gelegt, so kippelt er. Er liegt auf der hervorstehenden Rundung des unteren Schenkels auf, wohingegen der Stealth auf den Enden des Schenkels besser definiert aufliegt. Zudem wird zusätzlich verhindert, dass Kratzer in die Oberfläche des Halterung gelangen können. Gleich zwei weitere Details, welche ich beim Stealth sehr schätze.
Die Ohrpolster bestehen innen aus Material ähnlich Alcantara und außen aus glattem Kunstleder. Die Ohröffnungen sind für meine Ohren genau passend, wobei ich in der Senkrechten etwa 1,5cm und in der Waagrechten etwa 0,5cm Spieltraum für Positionierung habe. Das reicht mir aus, um eine bequeme und klanglich hervorragende Position zu finden. Unter dem Staubschutz ist der AMTS-Einleger (Acoustic Metamaterial Tuning System) zu sehen, auf den ich später noch eingehe. Für die Optik ist dieser am ehesten zu vernachlässigen. Beim Tragekomfort jedoch kann es vorkommen, dass die Ohren dessen Fläche leicht berühren. Das ist bei mir nur der Fall, wenn ich ihn beim Aufsetzen positioniere und dabei etwas auf die Cups drücke. Im Vergleich zum AEON Noir verhält es sich zumindest für mich genauso.
Unterm Strich darf ich sagen, dass mich das leicht veränderte Design sehr anspricht. Der Stealth wirkt gegenüber dem AEON Noir kerniger und erwachsener. Die Verarbeitung des Stealth ist über jeden Zweifel erhaben, wie man es so schön sagt. Insbesondere wenn ich bedenke, dass dieser Stealth bereits bei einigen Rezensenten zu Besuch war und sicherlich nicht immer mit Samt-Handschuhen angefasst wurde, sieht der weiterhin quasi wie neu aus. Lediglich bei den Polstern zeigt sich der bei DCA typische Effekt des „Crashens“ in Form einer leichte Längswölbung des Obermaterials der Polster auf der Rückseite. Keine große Sache, jedoch in dem Fall nicht ganz perfekt. 😉
Technik
Zunächst erst einmal ein paar eher langweilige Fakten, die „Musik“ kommt später. 😎
Der DCA Stealth wiegt ohne Kabel 412g, der AEON Noir liegt zum Vergleich bei 344g. Dafür, dass die Cups und die neuen Treiber etwas größer sind und das neue AMTS im Stealth verbaut ist, gehen die nicht einmal 70gf mehr absolut in Ordnung.
Die magnetostatischen Treiber des Stealth liegen nun in der 4. Generation vor und sin mit 72mm x 50mm gut 20% größer als die des Ether2. Mit nur 94dB/mW Wirkungsgrad bei 23Ω ist der Stealth recht leistungshungrig, um auf Disco-Lautstärke gebracht werden zu können. Ich darf an dieser Stelle bereits verraten, an einfachen USB-Dongeln wird das nichts. Lediglich am Lotoo PAW S2 und Cayin RU6 konnte ich den Stealth zumindest bei meiner normalen Hörlautstärke zufriedenstellend betreiben.
Der weitaus interessanteste Teil ist das neue Acoustic Metamaterial Tuning System, kurz AMTS. Daher folgt dazu nun ein etwas umfangreicherer Technik Teil. Sozusagen mein Versuch zu erklären, was das AMTS kann, warum das so neuartig ist und warum es das nicht schon zuvor gab.
AMTS einfach erklärt
Technisch hat Dan Clark Audio das bereits angesprochene AMTS in den Stealth integriert. Im Prinzip handelt es sich dabei aus einem im 3D-Druckverfahren erstellten Einleger mit sogenanntem Meta-Material, welcher über eine nicht zufällig gestaltete Wabenstruktur und innenliegende Schallkanäle verfügt. In einem Interview auf HeadFi hat Dan Clark es sinngemäß so erklärt, dass diese Strukturen die insbesondere aufgrund der baulich bedingten Resonanzen und Reflektionen entstehenden Schallanteile gewisser Maßen einfängt, dämpft und sozusagen neu ausgerichtet in Richtung Ohr austreten lässt.
Dadurch werden Verzerrungen auf ein Minimum gebracht und kleinste Frequenzbereiche können gezielt beeinflusst werden. So lassen sich viele vereinzelte Erhöhungen und Peaks so dämpfen, dass Messungen des Stealth aussehen, als seien diese zur besseren Ansicht durch das Messprogramm geglättet worden. Der Ansatz ist umso interessanter, als dass zum einen die Treiber in ihrem Schwingverhalten im angedachten Gehäuse optimiert werden können und mit dem AMTS sozusagen das endgültige Feintuning erreicht wird.
DIY Klanglösungen
Für diverse Kopfhörer gibt es immer wieder DIY-Anleitungen im Internet zu finden, bei denen einzelnen Peaks mit einer „Frequenzfalle“, eine einfache RCL-Schaltung, bei Kabelgebundenen Kopfhörern begegnet wird. Damit lassen sich einzelne und eher grobe Probleme beseitigen. Gut das es DSP (Digital Signal Prozessing) gibt, das in den letzten Jahren insbesondere immer mehr bei Bluetooth-Kopfhörern eingesetzt wird. Mit diesen ICs für aktive Signaländerungen kann, genug Rechenleistung und Möglichkeit zur Signalverarbeitung vorausgesetzt, das Ursprungssignal zwar optimal für den verwendeten Treiber angepasst werden, doch der „gute Klang“ des Kopfhörers ist dann immer abhängig von dieser elektrotechnischen Lösung.
Aktive Schaltungen in Kopfhörer zu integrieren ist insbesondere im audiophilen HighEnd-Bereich undenkbar. Die Klangkette soll möglichst pur und unbehandelt die akustische Reproduktion ermöglichen. Kein Laden von Akkus, kein Einstellen von Parametern soll notwendig sein.
Hersteller tragen dem mit immer ausgefeilteren und hochwertigeren Materialien Rechnung, wodurch auch die Preise in Regionen kommen, wo DIY-Änderungen schlichtweg ausfallen.
DCA Tuning Sets für Dämpfung
Dan Clark hat bereits mit den AEON-Kopfhörern dem Kunden ganz bewußt sogenannte Tuning-Sets mit an die Hand gegeben, einfache Filterscheiben mit unterschiedlichen Dämpfungseigenschaften. So konnten definiert obere Mitten und Hochton in unterschiedlicher Stärke vermindert werden, um einfach für unterschiedliche Wahrnehmungen ein gutes Ergebnis zu erzielen.
DCA AMT-System
Dan Clark Audio ist einen Schritt weiter gegangen und hat die Möglichkeit nun genutzt, mit dem Computer theoretische Möglichkeiten zu berechnen und neuerdings auch mittels 3D-Druck Strukturen zu erstellen, die so in der Natur nicht vorkommen, das AMTS zu erstellen.
Im Stealth arbeitet das AMTS genau so treiberoptimiert wie ein DSP, nur dass dabei keine Energie für diese Klangoptimierung erforderlich ist. Das gedruckte Meta-Material wirkt permanent passiv und dämpft dabei natürlich größten Teils. So ist es nicht verwunderlich, dass der DCA Stealth der bisher leistungshungrigste Kopfhörer ist, den ich bisher getestet habe.
Was das Klangtuning angeht, hat sich DCA an die Harman-Zielkurve angelehnt, was sich auch in den Messungen mit meiner EARS-Messstation zeigt. Diese Zielkurve ist nicht nur populär sondern für viele auch der „Heilige Gral“ des perfekten Klangs. Zumindest messtechnisch ist der DCA Stealth da schon sehr nahe dran, perfekt zu sein.
Messung
Spielpartner & Spielfreude
Wie schon angesprochen, benötigt der DCA Stealth mit nur 94dB/mW Wirkungsgrad einen ordentlichen Antrieb. Dennoch gibt es mobile Zuspieler, die schon Spaß mit dem Stealth machen. Doch erst so richtig in Fahrt kommt der Stealth erst stationär betrieben.
Mobile Zuspieler
Ich möchte mich hier auf zwei bzw. drei Geräte von ifi audio beschränken. Der micro iDSD Signature sowie der iDSD Diablo waren bereits bei mir im Test und beide können mit 4 Watt bzw. 5 Watt Leistung beim Diablo und jeweils >10V Spannung den Stealth sehr gut antreiben. Doch auch der aktuelle Gryphon – der Test steht noch aus – bringt den Stealth mit seinem knapp 1 Watt Leistung bei bis zu 6,6V zum klingen.
Darunter würde ich aber kaum eine sinnvolle Anwendung sehen, denn der Stealth blüht erst ab da so richtig auf. Mit „schwächeren“ Zuspielern entfaltet der Stealth nur wenig Dynamik. Insbesondere bei schnellen und kräftig angeschlagenen Bässen skaliert der Stealth mit kräftigeren Verstärkern. Ein Rimshot ist beispielsweise zwar immer hörbar, doch bei angeregter und gleicher Lautstärke an verschiedenen Verstärkern „knallt“ es erst richtig, wenn ich den Stealth am Phonitor xe betreibe.
Stationärer Zuspieler – SPL Phonitor xe
Wie gut der Stealth am Phonitor xe mit der Voltair-Technik* spielt, habe ich bereits angedeutet. Schaut man sich die Leistungsdaten des SPL an, dann erahnt man schon, was in ihm steckt, wenn man siehjt, dass er bis zu 2x8W liefern kann. Auf der anderen Seite ist der SPL ein Gerät aus der Studio-Technik und da geht es eben nicht um Weltrekorde sondern um beste Funktionalität. Schließe ich den Stealth am Phonitor XE an, dann wird ihm maximal so viel Leistung gegeben, dass ich deutlich über Disco-Lautstärke hinaus komme, wenn ich den Lautstärkeregler nahezu voll aufdrehe. Das tolle dabei ist, dass mir für meine maximale Hörlautstärke quasi auch der maximale Regelbereich zur Verfügung steht.
Dann kommt noch die Phonitor Matrix, im weitesten Sinn ein in Stufen anpassbarer Crossfeed dazu, der einfach mit vielen Kopfhörern immer wieder Spaß macht. Bei mir hat sich die Einstellung 40° bei Stufe 2 oder 3 als super herausgestellt. Mit fast jedem Kopfhörer gewinnt das Hören dabei an Leichtigkeit. In jedem Fall wird die räumliche Abbildung „normalisiert“ bzw. es hört sich dann „echter“ an. Ganz oft rückt Gesang plötzlich in die Mitte und kommt aus dem Mund des Sängers oder der Sängerin, was sich deutlich natürlicher anhört, als wenn die Stimme diffus aus dem Raum links und rechts ortbar ist.
Hier zeigt sich eine der hervorragenden Qualitäten des Stealth, denn die Stimme kommt mit ihm immer direkt aus der richtigen und eindeutigen Richtung, egal ob mit oder ohne Phonitor Matrix. Dennoch unterstütz die Matric auch den Stealth, denn bei einem Titel wie Money kann auch er ncht zaubern und stellt das Fallen der Geldstücke auch im Super-Stereo-Modus dar. Mit der Phonitor Matrix eingeschaltet, kommt der DCA Stealth ganz nahe an mein natürliches Hörerlebnis heran. Einzigartig bisher!
*„Voltair-Technik“, was ist das eigentlich? Für die Antwort gern hier entlang: SPL Phonitor SE – Voltair
Hinweis:
An dieser Stelle der Hinweis zur Gefahr, sich beim Aussetzen zu hoher Lautstärke das Gehör nachhaltig schädigen zu können. Das gilt besonders für die Benutzung von Kopfhörern im Allgemeinen.
Externe Playlisten – Qobuz & Spotify
Ich habe in einigen Playlists Musik zusammengestellt, mit welchen sich Eigenschaften von Kopfhörern besonders gut heraushören lassen. Am besten Du hörst Dich selbst durch meine Playlisten durch.
Mit den folgenden Links gelangst du direkt zu den Anbietern. Es handelt sich um keine Affiliate-Links. Hast du bei den Streaming-Diensten kein angemeldetes Konto, kannst du jeweils knapp 30 Sekunden in die Songs reinhören. Eine Verpflichtung zu Anmeldung besteht dafür natürlich nicht.
Der folgende Link führt Dich zur Miniklangwunder-Spotify-Playliste und mit Klick auf die unten aufgeführten Banner gelangst du zu den Miniklangwunder-Qobuz-Playlisten. Diese werden sogar von Qobuz direkt unterstützt. Qobuz hat sie unter der Rubrik „Events & Medien“ veröffentlicht. 🙂
Wer also maximal audiophiles Streaming nutzen möchte, klickt sich einfach zur Qobuz-Playliste von Miniklangwunder.
Youtube
Klang
Grundsätzlich spielt der DCA Stealth absolut verträglich. Ich habe nicht ein Genre „gefunden“, bei welchem er nicht zu gebrauchen wäre. Er beeindruckt auch nicht mit dem ersten Hören, was ich ehrlich gesagt von ihm angesichts seines Preises irgendwie ausgegangen bin. Ich habe sogar anfänglich regelrecht danach gesucht, was mir klanglich vielleicht nicht gefallen würde, doch so einfach ist das nicht.
Auch wenn ich mir ab und an etwas mehr Bassbetonung gewünscht hätte oder einige Titel einen Hauch mehr Brillanz vertragen könnten, bemerke ich, wie selbstverständlich der Stealth Musik abspielt.
Trotzdem bin ich offensichtlich kein astreiner Harman-Typ, denn auch wenn der DCA Stealth sich nahe an der Harman-Kurve orientiert, manchmal spielt er mir tonal einfach etwas zu „angepasst“.
Was ihn hingegen in Richtung Perfektion bringt, das sind insbesondere seine dynamische Abbildungsfähigkeit, seine räumliche Darstellung, seine von der Lautstärke unabhängige Klangqualität und seine Skalierungsfähigkeit. Was der Stealth egal mit was er gefüttert wird als geschlossener Kopfhörer an Räumlichkeit bietet, muss man einfach gehört haben. Das Erleben ist mit offenen Kopfhörern nur bedingt vergleichbar, da der Stealth den realen Raum um einen herum nahezu ausblendet. Anfänglich fühlt sich das ungewohnt ja sogar irgendwie „falsch“ an, was aber kurz nach Eintauchen in die Musik verschwindet. Was bleibt ist einfach eine tolles und sehr oft sogar authentisches Hörerlebnis.
Hier ein paar Eindrücke, welche ich „live“ festhalte, während ich diese beim Schreiben dieses Artikels höre. Das beschreibt unverfälscht, was ich direkt mit dem Stealth höre und empfinde.
Hörprobe – „Private Investigations“ – Dire Straits
Der Stealth spielt absolut ohne Verzerrungen oder besser gesagt ohne ungute Verfärbungen. Die Gitarre klingt herrlich voll und warm. Der wenn auch synthetische Klang des Klaviers absolut gefällig mit kernigem Anschlag aber niemals zu viel. Alle kleinen und feinen Details wie z.B. das angedeutete Katzen-Miauen oder die zerbrechende Flasche sind sofort zu hören, fügen sich aber in das Geschehen ein. Das habe ich schon oft anders erlebt mit diesem Song.
Der Bass wird immer etwas druckvoller und übernimmt irgendwann. Die Becken werden ebenfalls klar und druckvoll wiedergegeben und zwar ohne dass sie zischeln oder blechern klingen. Am Ende des Songs habe ich nicht im Ansatz das Gefühl, dass der Stealth hier irgendetwas unterschlagen oder zuviel gemacht hätte. Einfach: WOW!
Nach den sechs Minuten und fünfundvierzig Sekunden frage ich mich, warum der Song schon zu Ende ist. Merken: Unbedingt das komplette Album hören.
Hörprobe – „Warschauer Strasse“ – Oliver Koletzki
Dieser Song lebt von der druckvollen Basslinie und den immer mehr werdenden elektronischen Effekten. Insbesondere bei solchen Songs mag ich es, wenn hier ein paar betonte Akzente zu hören sind. Und tatsächlich dürfte es mit dem Stealth ein Hauch mehr Hochton sein. Ob vom Künstler gewünscht oder nicht, gefällt es mir, wenn das Wechselspiel zwischen dem Bass und diesen „geschlossenen Hi-Hats“ etwas klarer ist. Ich stelle daher die Lautstärke einfach zwei Stufen höher mit dem Wissen, diese gleich wieder senken zu müssen. Es folgt nämlich noch der Teil, in dem es im Song etwas voller und kräftiger, einfach lauter wird.
Zu meinem Erstaunen aber bleibt es aus, dass mir der nun härter angeschlagene Bass und die nun kräftigeren Synthi-Sounds zu viel werden. Das passt alles. Und genau das ist es, was ich meine. Es hat den Anschein, manchmal „fehlt“ hier oder da ein wenig „Würze“, doch im weiteren Verlauf bleiben dafür aber auch unangenehme Schärfen aus. Das ist eine absolut faszinierende Reproduktionsqualität.
Hörprobe – „The Chain (2004 Remastered)“ – Fleetwood Mac
Es passiert bei dem Stück sehr häufig, dass insbesondere die sehr ambitioniert aufgenommenen und abgemischten Percussion-Sounds schnell zu laut und zu spitz wiedergegeben werden. Im Film „Guardians of the Galaxy“ als Song mit bewegten Bildern stört mich das nicht, wenn im ganzen Raum diese Energie freigesetzt wird. Das passt einfach perfekt in den Film, doch nun beim konzentrierten Zuhören ist das etwas anderes. Oft genug zucke ich da zumindest mit den Augenliedern und stelle etwas leiser.
Der DCA Stealth entschärft genau diese unglücklichen Spitzen, ohne dass der Song an Treibkraft verliert. Im Gegenteil, mit dem Stealth ist es möglich, diesen Song auch einfach mal richtig laut zu hören, denn der Song schreit förmlich danach.
Hörprobe – „Badinerie“ – Lucie Horsch
Etwas aussergewöhnliche Klassik wollte ich mir selbst nicht vorenthalten. Barocke Lieder mit Flöte ist schon speziell und vor allem benötigt es da einen Kopfhörer, mit dem sich ein Album auch komplett anhören lässt. Mit einem HD800s ist mir das ehrlich gesagt zu anstrengend, wenngleich der alle feinen Details absolut gekonnt heraus arbeitet. Der DCA Stealth zspielt hier einfach gelassener und stellt die Flöte sehr realistisch dar. Wenn ich den WUnsch nach dieser Art von Musik habe, ist das mit dem DCA Stealth eine wahre Ohrenweide.
Wer Klassik mag und statt opulenter orchestraler Werke eher aufgeräumte Musik mag, sollte sich die Dame einfach mal anhören. Eine sehr schöne Ergänzung, wenn mir einmal nicht nach Jazz oder Chillout ist und ich entspannen möchte.
DCA Stealth vs. Meze Liric
Ich habe beschlossen, keine Vergleiche zwischen dem DCA Stealth und anderen geschlossenen Kopfhörern anzustellen, welche ich bisher hier im Test hatte. Unterm Strich kann ich sagen, dass keiner meiner bisher getesteten Kopfhörer annähernd an die Harman-Referenz herangekommen ist wie der DCA Stealth.
Nun hat es sich allerdings ergeben, dass ich den Meze Liric ebenfalls als Testgerät parallel verfügbar hatte und auch der läuft bei mir unter Referenzklasse. Zum einen liegt er auch bei knapp 2.000,-€, also nicht einmal halber Preis des Stealth, und zum anderen spielt auch er als geschlossener Kopfhörer in einer ganz anderen Liga als alle von mir zuvor getesteten, geschlossenen Kopfhörer.
Was mir entgegen kommt ist, dass beide Kopfhörer klanglich unterschiedlich genug abgestimmt sind und sie genau deswegen miteinander nicht in Konkurrenz stehen. 😎
Ich habe unten Vergleichsmessungen eingestellt und da ist mein Höreindruck was die klangliche Abstimmung angeht klar zu erkennen. Der Liric überzeugt mich mit einem höheren Bassanteil und bietet als „Gegengewicht“ einen deutlichen Peak bei 10kHz. Das ist deutlich außerhalb der Harman-Kurve. Allerdings wirkt der Liric dadurch auch deutlich agiler und spielt mehr nach vorne als der Stealth, was ihn nicht unbedingt zu einen Kopfhörer für lange Sessions macht. Der Liric ist für mich der bisher überzeugendste und mitreißendste „Spaßkopfhörer“, also irgendwie das Gegenteil vom Stealth. Für Jäger des „Heiligen Grals“ also keine Option.
Hochinteressant ist jedoch der Fakt, dass auch Meze/Rinaro mit dem akustischen Design unabhängig zum AMTS des Stealth auch eine ähnlich offene Räumlichkeit darstellt. Kurzzeitig war ich unsicher, ob der Meze da auch so gut ist oder der Stealth einfach doch nicht viel besser als andere geschlossene Kopfhörer. Doch im direkten Vergleich zu AEON Noir, der bereits schön räumlich abbildet, oder zum Focal Celestee, der ist tatsächlich hier am, schwächsten, liegen zwischen der Räumlichkeiten von Liric & Stealth zu den anderen „Welten“.
Und warum ich den Meze Liric trotz der Unterschiede und so gar nicht harman-konform insgesamt auf Augenhöhe mit dem Stealth sehe, das hebe ich mir für den Testbericht zum Meze Liric auf…
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Fazit & Bewertung
Der DCA Stealth ist ein Kopfhörer, der mich in den ersten Minuten Hören nicht sonderlich beeindruckt hat. Er schafft es aber schon nach kurzer Spieldauer seine Klangqualität quasi „heimlich“ zu entfalten. Ist er erst einmal individuell „richtig“ platziert, dann entfaltet er neben seiner gelassenen Spielweise eine authentische räumliche Darstellung, die für gewöhnlich von offenen Kopfhörern erwartet wird und gewiss nicht von einem geschlossenen Vertreter.
Der DCA Stealth ist jedoch nicht zuletzt durch die AMTS-Elemente recht leistungshungrig. Mobil am ifi audio micro iDSD Signature oder Diablo kann er sich richtig entfalten. Doch mit meinem SPL Phonitor xe spielt er mit seiner maximalen Dynamik auf und macht mir am meisten Spaß.
Als mobilen Kopfhörer würde ich den DCA Stealth aufgrund seiner anspruchsvollen Zuspielung nur bedingt empfehlen. Wer jedoch über einen potenten stationären Kopfhörerverstärker verfügt wird derzeit mit dem DCA Stealth vielleicht den derzeit nahezu perfekt der Harman-Referenz folgenden, geschlossenen Kopfhörer finden!
Bewertung
Referenzklasse - DCA Stealth
Insgesamt
-
Tiefbass - 96%
96%
-
Bass - 96%
96%
-
Mitten / Stimmen - 98%
98%
-
Mitten / Instrumente - 98%
98%
-
Obere Mitten - 98%
98%
-
Brillanz / Hochton - 96%
96%
-
Auflösung / Transparenz / Separation - 96%
96%
-
Dynamik - 94%
94%
-
Räumlichkeit - 96%
96%
-
Design / Konstruktion / Verarbeitung - 94%
94%
-
Tragekomfort - 94%
94%