Natürlich darf bei Cayin auch ein DAC-Kopfhörerverstärker im Kleinstformat nicht fehlen. So ist ab Ende 2021 der RU6 verfügbar. Um aber nicht einfach in der Masse zu verschwinden, hat sich Cayin etwas Besonderes einfallen lassen. Mit einem R2R-Widerstandsnetzwerk als DAC möchte soll sich der RU6 abheben. Ob ihm das gelingt?
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Der Cayin RU6 wurde mir nebst Zubehör als Leihgerät für diesen Test von Cayin.com zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Vorwort
Wie ich schon im Testbericht zum Lotoo SAW S2 eingeleitet habe, gilt auch weiterhin, dass es eine schier unübersichtliche Vielfalt von Hersteller und Produkte in Bereich der DAC/Kopfhörerverstärker im Dongel-Format gibt. Seit Smartphones kaum noch über einen Kopfhöreranschluss verfügen, gibt es werden „USB-Lösungen“ schon ab 10€ angeboten. Hinsichtlich Klang und Leistung sind viele davon für den Hifi-Genuss mehr als zweifelhaft. Das ändert sich allerdings, schaue ich mir Produkte der höheren Preissegmente an. Schnell lässt sich eine begrenzte Auswahl an Herstellern fest machen, die auch im Hifi-Bereich einen Namen haben.
Mit dem RU6 gehört nun auch Cayin zu den Anbietern von Hifi-Technik in eben diesem Bereich. Mit 329,-€ veranschlagt Cayin einen ordentlichen Kaufpreis. Ob einem ein Dongel-DAC/KHV diesem Preis wert ist, dass muss sich jeder selbst beantworten. Um das besser abzuwägen, beschreibe ich an dieser Stelle meinen Eindruck zum Cayin RU6.
Youtube
Wer sich auch für bewegte Bilder interessiert: Auf Youtube habe ich den Cayin RU6 nebst Lotoo PAW S2 bereits im Geschenkefinder-Video 2021 vorgestellt.
Verpackung & Lieferumfang
Geliefert wird der Cayin RU6 in einer matten, tiefgrauen, zweiteiligen Wie von Cayin gewohnt ist die Packung, auch wenn sie noch so klein ist, hochwertig verarbeitet. Ein leicht erhabener Hochglanzdruck des RU6 befindet sich auf der oberen Hälfte der Schachtel. Dazu noch beschreibender Text in Weiß. Schon beim öffnen stellt sich das Gefühl ein, etwas Hochwertiges in den Händen zu halten.
Ist der Deckel abgezogen, fällt der Blick auf den in einem Bett aus tiefgrau aufgeschäumten Material liegenden RU6. In der Ebene darunter sind die üblichen Papiere zu finden und ebenfalls ordentlich verstaut, ein Tütchen Silica-Gel, Ein USB-C-C Kabel mit etwa 10cm Länge und ein Adapter USB-C-A.
Design & Verarbeitung
Cayin hat der Elektronik ein edles Gehäuse aus Aluminium und Glas gegönnt. Mit 65mm x 25,4mm x 13,7mm ist der RU6 zwar nicht der kleinste Vertreter seiner Art, trotzdem immer noch sehr klein und mit nur 28g auch sehr leicht. Wird der RU6 so gehalten, dass das 128×64 Punkte OLED-Display ablesbar ist, befinden sich die Tasten zur Bedienung auf der Längsseite des Gehäuses oberhalb des Displays. Rechts befinden sich die Kopfhörerausgänge unbalanced mit 3,5mm und balanced mit 4,4mm Klinke-Buchsen und auf der linken Seite die USB-C-Schnittstelle.
Das OLED-Display ist stets sehr gut ablesbar, weder am Tag zu dunkel noch am Abend zu hell. Das Display zeigt als Standardinformationen die eingestellete Lautstärke, den Gain und die Abtastfrequenz in kHz des Ausgangssignals an. Zudem wird angezeigt, ob Oversampling eingeschaltet ist.
Die Tasten besitzen einen satten und gut definierten Druckpunkt, zu Fehlbedienungen ist es während der Nutzung in meiner Testzeit nicht gekommen.Das übersichtliche Menü wird mit langem Druck auf die Mode-Taste gestartet. Es beinhaltet die Möglichkeit zwischen High- und Low-Gain zu wechseln, das Oversampling ein oder aus zu schalten sowie die Beleuchtungsdauer des Displays anzupassen.
Insgesamt ist der RU6 sehr einfach und selbsterklärend in der Handhabung. Der technisch puristische Ansatz wird durch das einfache Design unterstrichen. Dank der Materialwahl und der hervorragende Verarbeitung ist der RU6 von eleganter Schlichtheit.
Technik & Handhabung
Leistung & Eigenart
In Sachen Leistung bietet der Cayin RU6 138mW je Kanal im Stereo-Modus und beachtliche 213mW in balanced Modus. Zudem ist der RU6 sogar MFI kompatibel und kann mit entsprechendem Lightning2Go-USB-C-Kabel direkt auch am iPhone betrieben werden. Einziges Manko dabei ist, dass bei zu hoher Energieaufnahme der Ton aussetzt. Dann begrenzt das iPhone quasi mit jedem Bass-Kick die Stromzufuhr. Mit dem leistungshungrigen DCA Stealth passiert das im Low-Gain mit Bass-Tracks bereits ab Lautstärke 87 bei symmetrischer Zuspielung, was jedoch bereits über meiner persönlichen Standardlautstärke liegt. Am MacBook Air M1 oder am iPad Mini 6 angeschlossen besteht diese Beschränkung nicht. Da schafft es der RU6 im High-Gain den Stealth auch sehr laut anzutreiben. Auch wenn der Stealth sein ganzes Potential erst mit potenteren Kopfhörerverstärkern entfaltet, ist es schon beachtlich, was der RU6 am Notebook betrieben als mobile Lösung bietet.
Die Lautstärke wird analog mittels Widerstandsregelung eingestellt. Um hundert Schritte für die Lautstärke zu gewährleisten, werden neun Widerstands-Bereiche mittels Tastendruck „durchwandert“. Beim Wechseln der einzelnen Widerstandsbereiche ist eine kurze Unterbrechung des Tons wahrnehmbar, das bedeutet alle elf Einheiten ist das der Fall. Egal wo genutzt, die Lautstärke ist immer separat am RU6 einzustellen. Mit nur 0.5Ω bzw 1.0Ω Impedanz unbalanced/balanced spielt der RU6 zudem absolut klangneutral mit jedem Kopfhörer auf.
R2R-Netzwerk
Doch nun zum elektronischen Herz des RU6, dem R2R-DAC. Wie die Konvertierung der digitalen Daten zum analogen Signal erfolgt, dem widme ich mich etwas ausführlicher, denn genau das zeichnet verantwortlich für den hervorragenden Klang des RU6.
Was macht das R2R Netzwerk eigentlich aus?
Ich versuche zunächst möglichst einfach das Prinzip des R2R-DACs zu verdeutlichen. Schauen wir uns dafür eine digitale 2-Bit-Information an, welches die Informationen „00“, „01“, „10“ und „11“ annehmen kann. Jede Information soll mit einer geeigneten elektrischen Schaltung eine analoge Spannung messbar machen. In diesem Fall lassen sich vier unterschiedliche Spannungen zuordnen, mit einem 8-Bit-Signal sind es 256, bei 16 Bit 65.536 und bei 24 Bit schon über 16 Millionen.
Durch Kombination von Widerständen, welche entsprechend der digitalen Information 0 und 1 in Gruppen zu diesem Netzwerk hinzu- oder weggeschaltet werden, ergibt sich an den Messpunkten als Ausgangsspannung ein Wert.
Damit dieses Schalten möglichst schnell und immer in gleichen Abständen funktioniert, werden dafür IC-Lösungen genutzt. Vereinfacht gesagt, kann der RU6 mittels Taktgeber und Transistoren bis zu 384-tausend Mal schalten.
Um nun auch exakt die gleichen Abstände zwischen den Spannungswerten zu erhalten, sind gleichwertige und hochpräzise Widerstände notwendig. Für ein Bit werden im R2R-Widerstandsnetzwerk entweder drei identische Widerstände benötigt oder zwei Widerstände, wovon einer genau halb so groß ist wie der andere. Cayin nutzt die zweite Variante und benötigt für den RU6 bei 24 Bit im Stereo-Betrieb 96 Hochpräzisionswiderstände, um das digitale Signal in analoge Spannungsstufen umwandeln zu können.
Es gibt bei diesem Prinzip der direkten Wandlung keine Möglichkeit Filter zu nutzen, welche wir von integrierten IC-Lösungen kennen. Es besteht lediglich die Möglichkeit, vor der Umwandlung durch das R2R-Netzwerk die digitalen Informationen zu interpolieren, was beim RU6 mit „Oversampling“ als Option ausgewählt werden kann. Vom Zuspieler zur Verfügung gestellte Informationen werden so auf 24 Bit erweitert und zusätzliche Zwischenwerte entsprechend 384kHz Abtastung interpoliert. So wird dafür gesorgt, dass am Ausgang immer das feinst mögliche analoge Signal entsteht.
Vorteil durch R2R
Vorteile dieser Technik sind ein minimaler Stromverbrauch sowie eine zu vernachlässigende Schaltverzögerung. Das resultierende analoge Ausgangssignal ist mit einer hochwertigen und optimalen Schaltung maximal authentisch und unverfälscht. Für Klangpuristen wahrscheinlich die ursprünglichste, reinste und analogste Form, digital gespeicherte Musik zu genießen.
Externe Playlisten – Qobuz & Spotify
Ich habe in einigen Playlists Musik zusammengestellt, mit welchen sich Eigenschaften von Kopfhörern besonders gut heraushören lassen. Am besten Du hörst Dich selbst durch meine Playlisten durch.
Mit den folgenden Links gelangst du direkt zu den Anbietern. Es handelt sich um keine Affiliate-Links. Hast du bei den Streaming-Diensten kein angemeldetes Konto, kannst du jeweils knapp 30 Sekunden in die Songs reinhören. Eine Verpflichtung zu Anmeldung besteht dafür natürlich nicht.
Der folgende Link führt Dich zur Miniklangwunder-Spotify-Playliste und mit Klick auf die unten aufgeführten Banner gelangst du zu den Miniklangwunder-Qobuz-Playlisten. Diese werden sogar von Qobuz direkt unterstützt. Qobuz hat sie unter der Rubrik „Events & Medien“ veröffentlicht. 🙂
Wer also maximal audiophiles Streaming nutzen möchte, klickt sich einfach zur Qobuz-Playliste von Miniklangwunder.
Klang & Leistung
Höreindruck
Der Cayin RU6 überrascht mich im besten Sinn nicht mit irgendwelchen Klangoptimierungen oder einstellbaren Filtern. Mit dem ersten Hören klingt alles, mit dem ich den RU6 via Qobus füttere, wunderbar gelassen und zugleich leicht und luftig. Nicht im Widerspruch dazu steht das mir sofort auffallende Dynamikverhalten und der Punch, den der RU6 im Bassbereich mitbringt. Im Prinzip gibt es gar nichts weiter zu sagen, außer dass der RU6 einen ausgesprochen hervorragenden Job macht und mich fast vergessen lässt, warum ich überhaupt andere DACs und Kopfhörerverstärker benutze.
Am Ende fehlt ihm aber für angeregte Lautstärken bei dem ein oder anderen Kopfhörer doch einfach die Puste. Im direkten und unfairen Vergleich mit meinem Phontor xe mit Voltair-Technik wird dann doch schnell klar, dass der RU6 klanglich top ist, doch in Sachen Skalierungspotential für Kopfhörer er eben doch eher für eher mobil zu nutzende Kandidaten einzusetzen ist. Wie schon zuvor beschrieben habe ich den RU6 mit dem DCA Stealth gestresst und trotzdem hat er sich für einen Kabel-DAC hervorragend geschlagen.
Antriebsfreude & Kurzvergleich
Etwas einfacher hat es der RU6 mit dem Sennheiser HD800s, dem Focal Clear (Pro) oder meinem neustem Zugang, dem Meze Liric. Mit ihm habe ich dann auch zwischen dem Lotoo PAW S2 und dem Cayin RU6 hin und her verglichen. Hinsichtlich Leistung treiben beide den Liric zur Höchstleistung an, wobei der RU6 mit etwas mehr Kick, Punch, und Druck zu Werke geht. Ohne direktem Vergleich würde mir das wohl nicht auffallen, doch so hat er tatsächlich noch eine Nasenlänge Vorsprung.
Bietet der Lotoo PAW S2 einfach noch mehr Features in Richtung Klangänderung und schafft es damit viele Kopfhörer tonal besser zu unterstützen, treibt der Cayin RU6 alle Kopfhörer gnadenlos an und kitzelt jedes dB an Dynamik und purem Klang aus ihnen heraus.
Fazit
Mit 329€ ist der Cayin RU6 als Kabel-DAC preisliche eine Ansage. Auf der anderen Seite bietet er ebenfalls als Kabel-DAC Leistung satt und zudem einen absolut transparenten, dynamischen und vollen Klang. Er ist ohne Schnick-Schnack einfach universell einsetzbar, man sollte allerdings seine Eigenarten kennen und akzeptieren.
Kurzgesagt:
Der RU6 ist ein wahrer Klangpurist mit Charakter, der insbesondere audiophile Ansprüche bedient!
Bewertung
Referenzklasse - Cayin RU6
Insgesamt
-
Klang - 98%
98%
-
Leistung - 92%
92%
-
Kopfhörereignung - 92%
92%
-
Handhabung - 98%
98%
-
Design - 96%
96%
-
Verarbeitung - 100%
100%
-
Konnektivität - 94%
94%
-
Verpackung & Lieferumfang - 90%
90%