Ein weiteres Gerät aus dem Hause Cayin war bei mir lange zu Gast. Ich konnte mich einige Wochen intensiv mit dem Cayin HA-2A beschäftigen. Am Ende ist es so, dass Cayin einmal mehr ein hochwertiges Produkt liefert, welches irgendwie mehr zu bieten hat, als ich laut den technischen Daten erwartet hatte. Was ich damit genau meine, dass erfährst Du in diesem Test…
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Der Bericht zum Cayin HA-2A ist mit freundlicher Unterstützung der Cayin Audio Distribution GmbH entstanden. Für das Leihgerät möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken!
Vorwort
Ich muss mich nun outen. Ich bin ein Cayin-Fanboy! Bisher hatte ich noch kein Produkt von Cayin in meinen Händen, welches nicht durchdacht und qualitativ absolut hochwertig ist. So besitze ich aktuell als DAP den Cayin N8ii, den Cayin N3 Ultra – Test kommt demnächst – sowie den Cayin HA-3A. Letzteren habe ich bis heute noch nicht getestet, Asche auf mein Haupt. Ein Grund mehr in diesem Test den HA-2A dem großen Bruder HA-3A gegenüber zu stellen.
Verpackung & Zubehör
Der Cayin HA-2A wird in einem kompakten und dennoch knapp 12kg schweren Karton geliefert. Nach Öffnen des Kartons sind oben auf dem Schutzmaterial ein Paar Handschuhe sowie die Dokumentation zu sehen. Nach abheben des aufgeschäumten Schutzdeckel zeigt sich eine weiße Schutzhülle. Ist diese entfernt, fällt der Blick durch den Käfig auf einen weiteren Schutz aus aufgeschäumten Material, der die Röhren für den Transport fixiert und schützt. Allein das Auspacken ist bereits ein Erlebnis.
Ein kleiner Tipp: Das Auspacken gestaltet sich besser zu zweit, denn mit seinem Gewicht ist der HA-2A zu keiner Zeit einhändig zu handhaben.
Technische Daten
An dieser Stelle vorab direkt ein Hinweis:
Anhand der Leistungsdaten ist klar zu erkennen, dass Cayin im stationären Bereich den XLR-Anschluss als führend in Sachen Leistungsabgabe ansieht, während der 4,4mm Pentaconn mit den geringsten Leistungswerten versehen ist.
Und nun einige Angaben zum Cayin HA-2A vorab als kleine Einstimmung.
Allgemeines:
- Betriebsspannung: ~100V-120V (Sicherung T1AL250V), ~220V-240V (Sicherung T500mAL250V)
- Leistungsaufnahme: bis zu 60W
- Gewicht: 10kg
- Maße (BxTxH): 270mm x 215mm x 143mm
- Umgebungsbedingungen: Temp: 0oC~40oC; Luftfeucht.: 20% – 80%
Röhrenbestückung:
- Treiberröhren: Amperex ECF82/6U8 x2
- Ausgangsröhren: Amperex 17BF11 x2
Analoge Eingänge:
- 2x XLR, 2x Cinch
- Eingangsempfindlichkeit 450mV
Analoge Ausgänge:
- Buchsentyp: Leistung (Kopfhörerimpedanzen Low: 8~64Ω; Middle: 65~250Ω; High: 251~600Ω)
- 4 Pin XLR (symmetrisch): 800mW (L), 900mW (M), 1.000mW (H)
- 4,4mm Pentacon (symmetrisch): 200mW (L), 300mW (M), 270mW (H)
- 6,3mm Klinke (unsymmetrisch): 330mW (L), 550mW (M), 750mW (H)
- Klirrfaktor: 0.2% (1kHz, 100mW)
- Frequenzbereich (+-3dB): 20 Hz – 50 kHz
- Fremdspannungs-/Rauschabstand: 100dB (A-Gewichtung)
Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen vorbehalten. Aktuelle Angaben zu finden unter:
Quelle: www.cayin.com
Design & Verarbeitung
In Sachen Design hat Cayin beim HA-2A ganze Arbeit geleistet. Seine Abmessungen sind nicht einfachen zufällig gewählt worden, denn es gibt bereits die Cayin Mini Serie 8 im äußerst kompakten Format, bestehend aus iDAC-8 D/A-Wandler, iDAP-8 Digital-Audio-Player/Streamer und iHA-8 Kopfhörerverstärker. Ersetzt man nun den iHA-8 durch den HA-2A Kopfhörerverstärker mit seiner Röhrentechnik, dann besteht die Option, die Geräte in der breite aufzustellen. Die Gerätehöhe des Cayin HA-2A passt genau zu den übereinander gestellten Komponenten iDAC und iDAP, wie auf dem Bild zu sehen. Das sieht dann etwa so aus…
Dennoch gibt es zwei Dinge, die mich ein wenig stören. Als erstes sind da die verchromten Retro-Kippschalter. Wie schon beim Cayin HA-3A rasten diese beim HA-2A etwas „kratzig“ und sie haben zudem leichtes Spiel. Da habe ich schon hochwertigere Retro-Kippschalter bedient. Ich hatte gehofft, dass im HA-2A nachgepflegt wurde und etwas hochwertigere Schalter genutzt werden. Dem ist nicht so, hier hat sich Cayin aus dem vorhandenen Bauteile-Baukasten bedient. Was die Langlebigkeit angeht, habe ich insbesondere den Impedanzschalter meines Kopfhörerverstärkers bereits einige hundert Male betätigt, ohne dass ich irgendeine ungute Änderung wahrnehme.
Mein zweiter Kritikpunkt ist eher subjektiver Natur, denn um in der Breite auszukommen, gibt es anstatt der runden illuminierten Netzschalters auf der Front des Cayin HA-3A nun einen einfach gehaltenen Kipp-Netschalter an der linken Gehäuseseite weit vorne. So ein Schalter, wie er gern bei schaltbaren Mehrfachsteckdosen verbaut wird, nur ohne Beleuchtung. Hier geht es einfach nach dem Prinzip „form follows function“. Andererseits habe ich auch keine andere elegante Lösung, denn einen Retro-Kippschalter als Netzschalter hätte mir persönlich – egal wo – noch weniger gefallen.
Die paar Prozent Abzügen im Design kann der Cayin HA-2A aber durchaus verkraften, zumal das tatsächlich Meckern auf höchstem Niveau ist.
Cayin hat es geschafft bei seinen Röhrenverstärkern die Gitter für den Berührungsschutz so auszulegen, dass ich den HA-3A und den HA-2A mit diesem Gitter tatsächlich attraktiver finde als ohne. Es gibt andere Hersteller, da sind die Gitter nur Mittel zum Zweck und verschandeln das Design eher.
An dieser Stelle geht ein ganz großes Lob an das Design-Team von Cayin!
Leistung & Kopfhörerperformance
Der Cayin HA-2A bietet grundsätzlich mit bis zu 1.000mW pro Kanal bereits eine ordentliche Leistung, die für meine Hörgewohnheit alle meine Kopfhörer ausreichend laut antreiben kann. Lediglich mit den HEDDphone2 dürfte es insbesondere bei leisen Songs aber auch für Klassik durchaus noch etwas mehr Reserve sein. Für meine weiteren Referenz-Kopfhörer wie den Dan Clark Audio E3, dem Meze Empyrean2 und dem Hifiman HE1000se gilt das nicht.
Was das Thema IEMs, also InEar-Kopfhörer angeht, so hat Cayin auch da ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, mit dem 4,4mm-Kopfhörer Anschluß einen Leistungsbereich abzudecken, an dem auch sehr sensible Kopfhörer mit einer guten Regelbarkeit betrieben werden können. Das ist dem geschuldet, das der 4,4mm Pentaconn-Stecker in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat und sich heute sowohl an Kabeln für leicht anzutreibende InEar-Kopfhörer sowie an Kabeln für leistungshungrige Over-Ear-Kopfhörer wiederfindet.
Wer also sein recht leistungshungrigen Over-Ear-Kopfhörer mit einem 4,4mm-Pentaconn-Kabel betreibt, sollte sich unbedingt einen Adapter von XLR-Stecker auf 4,4mm-Pentaconn-Buchse zulegen, um keine Enttäuschung zu erleben. Diese Adapter gibt es auf den einschlägigen Kaufplattformen für schmales Geld.
Hinweis:
Da ich selbst mit IEMs eher selten höre, das beschränkt sich für gewöhnlich auf Reisen, bei denen wenig Gepäck wichtig ist, und auf den mobilen Einsatz unterwegs, teste vor allem stationäre Geräte für die Bewertung deren Klangreproduktion in erster Linie mit OverEar-Kopfhörern. Also nicht wundern, wenn ich hier im weiteren Verlauf nicht auch IEMs verweise.
Zufriedenheitsfaktor
Nun kommt der schwierigste Teil meines Berichts, bei dem ich auch einige Zeit einen „Hänger“ hatte. Ich Alles, was ich zuerst geschrieben habe, ist für den Cayin HA-2A nicht treffend gewesen, das war einfach. Nicht „rund“. Ursprünglich stand hier auch die Überschrift „Klangeigenschaften“, doch das wird weder dem Cyin HA-2A noch dem HA-3A gerecht. Wer jetzt erwartet, hier von „Röhrenschmelz“ oder besonderem „Röhrenklang“ zu lesen, wird möglicherweise enttäuscht werden. Schon der Einsteiger-Röhrenverstärker von Cayin hat viel mehr zu bieten als nur das. Nun denn, ich versuche das nun einmal anders als bisher anzugehen…
Haptik
Wie ich schon schrieb, gefällt mir grundsätzlich das Design der HA-Kopfhörerverstärker von Cayin sehr gut. Hinzu kommt nun noch die ganzheitliche Nutzererfahrung. Von der Bedienung der analogen Schalter und Regler bis hin zum Leuchten der aufgeheizten Röhren, lassen mich beide Kopfhörerverstärker, der HA-2A sowie der HA-3A, sofort ganz in die Musik eintauchen, ohne die „Technik zu hören“.
Dabei gefällt mir persönlich eine schwarze Front besser, für mich wirkt der HA-3A einfach etwas gediegener und strahlt auch mehr „Gelassenheit“ aus. Der HA-2A, unter anderem auch als Ergänzung der Mini Serie 8 eingeführt, muss sich mit der silbernen Front begnügen und wirkt auf mich etwas „kühler“. Der HA-3A ist quasi als „Einzelgerät“ entstanden und mit beiden Farben zu haben. Natürlich kann auch der HA-3A zusammen mit der Mini Serie 8 betrieben werden.
Sobald die Röhren aufgeheizt sind und es im Hörraum etwas abgedunkelt ist, verströmt das orangerote Licht der Röhrenheizungen eine gewisse nostalgische Note. So schaue ich beim Musikhören immer wieder gern auch in Richtung des Cayin HA-2A mit einer gewissen Gemütlichkeit und warmen Grundstimmung.
Hörbarkeit – Dynamik & Klangfarbe
Sowohl HA-2A und HA-3A bieten eine fantastische Durchhörbarkeit, Offenheit und Dynamik mit den von mir genutzten Kopfhörern. Mit den Röhrenlösungen von Cayin klingen die Holz- und Blechblasinstrumente genauso, wie ich sie mit meinen eigenen Ohren in Natura höre. Jeder gute Kopfhörerverstärker sollte das leisten können. Ohne den Klang in irgendeine Richtung einzufärben bilden sowohl der HA-2A und HA-3A die Klangfarben kompromisslos realistisch ab. Das ist absolut bemerkenswert. Ich habe in der Vergangenheit zwei Audiovalve Kopfhöreverstärker besessen, welche preislich in einer noch anderen Liga gespielt haben und von den Leistungswerten auch Lautsprecher antreiben konnte, dennoch hat sich der damals „kleine“ Cayin HA-3A durchgesetzt, weil er in Sachen Hörbarkeit für meinen Geschmack mich einfach sofort mehr abgeholt hat. Beim Audiovalve habe ich damals auch vom „Röhrenschmelz“ gesprochen. Das ist auch der Punkt, warum ich das den Produkten von Cayin nicht zusprechen möchte.
Wahrnehmbarkeit – Bass, Mitten, Hochton
Ob der Cayin HA-2A nun über den gesamten Frequenzbereich linear verstärkt, kann ich so nicht benennen, ich gehe aber davon aus. Klangemofinden ist jedoch komplex. So spielt es durchaus eine Rolle für Gefallen oder Nicht-Gefallen, wie am Ende einer Klangkette die reproduzierten Schallereignisse in Sachen tonale Abstimmung, Dynamik und Klangfarben an des Hörers Ohr gelangen.
Mich jedenfalls beeindruckt die Abbildung im Bassbereich schon beim HA-2A, der diesen mit ordentlich Druck auch im Tiefbass bei klaren Konturen, was ich sonst eher von Transistorendstufen erwarte, wiedergibt. Mit der Möglichkeit manuell die Impedanzbereiche für die angeschlossenen Kopfhörer selbst zu wählen, gibt es zudem eine gewisse Möglichkeit Einfluss auf Bass, Mitten und Höhen zu nehmen. Je nach Kopfhörer können auch „nicht passende“ Impedanzanpassung dafür sorgen, dass beispielsweise Bässe kräftiger zur Geltung kommen, manchmal treten Stimmen klarer hervor und auch im Hochton profitieren gern auch etwas zurückhaltende Kopfhörer davon und erhalten etwas zusätzliche Brillanz.
Was Stimmen und Instrumente angeht, so habe stets auch bei jeder Lautstärke das Gefühl in meiner Hör-Komfortzone zu sein. Treibender Gesang wird nie zu fordernd und auch bei Musik bei der sehr viel los ist, bleibt es durchhörbar und unangestrengt. Allerdings betreibe ich Kopfhörer wie den Hifiman HE1000se oder den HEDDphone2 für diesen Detailtest am HA-2A. Bereits er als Einstiegsgerät setzt nahezu das gesamte Potential dieser Klangketten frei.
Im Hochton, ebenfalls kontrolliert mit einer seidigen Brillanz und ganz feinen Akzenten, überzeugt der Cayin HA-2A auf ganzer Linie. Hier wünsche ich mir nicht mehr und nicht weniger. Gleiches gilt aber auch für den HA-3A. Cayin hat in der Abstimmung der beiden Geräte ganze Arbeit geleistet.
Zwischenfazit
Was die klangliche Reproduktion angeht, würde ich keinen der beiden Kopfhörerverstärker den Vorzug geben. Lediglich im Bereich der Lesitung bietet der HA-3A für Kopfhörer des Kalibers eines HEDDphones eine wenig mehr Headroom, so dass auch bei Quellen mit geringer Eingangslautstärke doch noch das ein oder andere wichtige dB mehr an Verstärkung herausgeholt wird. Der Cayin HA-2A hält dennoch gut mit und dürfte für 95% aller Kopfhörer mehr als nur genug Leistung zur Verfügung stellen.
Fazit
Wer einen kompakten Kopfhörerverstärker mit bestem Klang und Röhrentechnik sucht, kommt um den Cayin HA-2A nicht herum. Mit einer Frontbreite von nur 270mm nimmt er so wenig Platz ein, dass er nahezu überall gestellt werden kann. Zudem bietet Cayin mit dem HA-2A eine Erweiterung im Bereich der Kopfhörerverstärker der eigenen Mini-Systemkomponenten an.
Mit dem unverbindlichen Verkaufspreis von 1.498€ lässt der Cayin HA-2A kaum Wünsche offen. Klanglich spielt er wie sein großer Bruder, der HA-3A, über seiner Preisklasse. Sein Design ist zeitlos und die Verarbeitung ist auf höchstem Niveau. Alle von mir getesteten Kopfhörer spielen mit ihm einwandfrei. Lediglich bei sehr leistungshungrigen Vertretern zeigt sich dann, dass man es hier mit dem Einstiegsmodell von Cayin zu tun hat.
Der Cayin HA-2A ist ein außerordentlich guter, analoger Kopfhörerverstärker mit einem sehr fairen Einstiegspreis in die Klangewelt anspruchsvoller Röhrentechnik!
Bewertung
Cayin HA-2A
Insgesamt
-
Klang - 100%
100%
-
Leistung - 92%
92%
-
Kopfhörereignung - 95%
95%
-
Handhabung - 97%
97%
-
Design - 95%
95%
-
Verarbeitung - 100%
100%
-
Konnektivität - 100%
100%
-
Verpackung & Lieferumfang - 100%
100%
-
Preis/Leistung - 98%
98%