Burson Conductor 3 Reference im Test – edel, variabel & kraftvoll

Mit dem Burson Conductor 3 Reference habe ich zum ersten Mal Berührung mit einem stationären Kopfhörerverstärker des australischen Herstellers Burson. Schon auf der Audiovista 2019 hat er mich optisch absolut überzeugen können und auch klanglich hatte ich damals schon einen guten Eindruck. Umso erfreuter war ich, als ich an einem Nachmittag zu Hause dieses Testgerät zu Hause vorgefunden habe.



AEON Flow2 Open und Ether2 am Burson Conductor 3 Reference



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Der Burson Conductor 3 Reference wurde mir leihweise von digital-highend.de zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Bestellbar ist er im dort angebundenen Onlineshop audiodomain.de


Lieferumfang



Der Conductor 3 wird in einem schwarzen, glänzenden Karton geliefert. Neben dem gut geschützten Verstärker selbst ist noch ein weiterer Karton enthalten, in dem sich das Netzteil, eine Fernbedienung, ein Cinch-Kabel und ein USB-C Kabel befinden.




Design & Verarbeitung



Burson zeichnet mit dem Condutor 3 eine ganz eigene Handschrift. Das Gehäusedesign gefällt mir mit den umlaufenden Längsrillen sehr gut. Die Kanten sind dabei abgerundet. Als Material kommt hochwertig verarbeitetes Aluminium zum Einsatz. Das Gehäuse dient zugleich als Kühlkörper. Als Anzeige kommt ein dezent leuchtendes OLED-Matrix-Display zum Einsatz, welches in zwei Helligkeitsstufen einstellbar ist. Die Tasten sowie das Lautstärkerad bestehen ebenfalls aus Aluminium.
Als kleines Schmankerl ist der Conductor 3 zusätzlich auch senkrecht aufgestellt nutzbar. Dazu gibt es eine extra Taste, um die Symbole und Schrift um 90 Grad gedreht auf der Matrix-Anzeige darstellen zu lassen.
Das gefällt mir alles sehr gut.

Was ein wenig Punktabzug gibt, mich aber nicht wirklich stört, sind drei Dinge. Zum einenist da das minimale Spiel beim Lautstärkepoti. An zweiter Stelle sind die Tasterabdeckungen locker angebracht. Das ist auch bei der eleganten Fernbedienung zu finden, deren Gehäuse ebenfalls aus Aluminium besteht. Hier falle die lockeren Tasterabdeckungen direkt auf, da diese bei Bewegung am Gehäuse klappern. Und der dritte Punkt ist der, dass die Füße fest für die horizontale Nutzung angebracht sind. Für die senkrechte Aufstellung sind keine Füße vorgesehen.

Hier sollte Burson nacharbeiten, um den sonst sehr guten Eindruck mit solchen Details nicht unnötig zu trüben.



Technik



Der Burson Conductor 3 Reference ist ein ausgewachsener, stationärer Kopfhörerverstärker. Die Technischen Daten lassen keinerlei Wünsche offen und versprechen eine tadellose Klangwiedergabe.

Eingangsimpedanz40 kΩ
Frequenzgang0 – 58 kHz, ± 1dB
THD+N<0.0015%
Ausgangsimpedanz (Kopfhörer)0.5 Ω
Ausgangsimpedanz (Pre Out/DAC Out)1 Ω/25 Ω
  
ImpedanzLeistung
Leistung an 16 Ω7.5 W
Leistung an 32 Ω5 W
Leistung an 100 Ω1.75 W
Leistung an 150 Ω1.16 W
Leistung an 300 Ω0.58 W
  
DAC-Chip2x Sabre32 ESS9038
Kanaltrennung142 dB @ 1kHz, 135 dB @ 20 kHz
THD+N0.0005% @ 1 kHz, 0 dBFs
  
USB-Abtastratenbis 768 kHz/32Bit PCM, DSD512 (native und DoP)
BluetoothBluetooth 5.0 aptX HD (Qualcomm CSR8675)
  
 Gewicht3 kg *
 Abmessungen255 x 270 x 70 mm
Quelle: Audiodomain.de, *korrigierte Messung



Die Anbindung der Zuspieler erfolgt beim Burson Conductor 3 Reference für den analogen Teil mittels Cinch-Anschlüsse. Digital stehen hier der optische TOS-Link Eingang, eine SPDIF-Schnittstelle als Cinch sowie die USB-C-Buchse zur Verfügung. Via USB kann er am PC, Smartphone oder DAP als digitales Audiowidergabegerät betrieben werden. Das klappt am Notebook unter Windows 10 ebenso unkompliziert wie mit dem Fiio M15 oder meinem Smartphone, dem Xiaomi Mi 9T Pro.

Ganz ohne Kabel funktioniert der Conductor 3 Reference via Bluetooth. Dabei nutzt er das aptX-HD Protokoll, durch welche eine HiRes-Übertragung bei 24 Bit mit 48kHz Sampling Frequenz ermöglicht wird. Für einen optimalen Empfang ist eine kleine, nahezu unsichtbare, drehbare Antenne an der Rückseite angebracht.




Handhabung & Leistung



Der Burson Conductor 3 Reference setzt sein edles und aufgeräumtes Erscheinungsbild auch bei der Bedienung fort. Die vier Tasten auf der Front sind mit einfachen, selbsterklärenden Piktogrammen versehen.
Das Display zeigt die nötigsten Funktionen an. So ist neben der eingestellten Lautstärke beispielsweise immer sichtbar, dass als Eingang der USB-Anschluss gewählt wurde und über Kopfhörer („Headphone“) die Ausgabe erfolgt. Zudem wird noch die Art des zugespielten Signals angezeigt, hier PCM in 192kHz.

Bei der Eingangs- sowie Ausgangswahl wechselt das Display zu einer Darstellung von Piktogrammen. Sowohl die Eingänge auf der Rückseite als auch der zu nutzende Ausgang werden so kinderleicht auswählbar dargestellt. Das Lautstärkerad dient dabei für die An- und Auswahl. Bestätigt wird durch einen Druck auf den Regler, der zugelich mit einem Taster ausgestattet ist.

Das Konfigurationsmenü ist durch Text „sprechend“ gestaltet. Auch hier funktionieren Anwahl und Auswahl der Menüpunkte wie bereits beschrieben.

Die Bedienung ist insgesamt kinderleicht.





Im täglichen Umgang habe ich allerdings ein wenig Effizienz bei der Bedienung vermisst. So wird das Potential der Taster nicht genutzt. Mit einem erweitertem Bedienumfang, den es aber nicht per Einstellung gibt, wäre mein Wunsch wie folgt. Zuweisung von Funktionen zu den einzelnen Tastern im Menü.
So könnte man zum Beispiel den wichtigen Punkt des Umschaltens zwischen Low- und High-Gain auf einen langen Tastendruck des Lautstärkerades legen. Oder oft benutze Eingänge wie Bluetooth und Analog 1 jeweils auf Tasten 1 und 2 legen. Taste 3 könnte die Wiedergabe über den geregelten Line Out übernehmen und Taste 4 die Unterschiedlichen Filter durchschalen. Jede Taste zwei Sekunden gedrückt halten und es gäbe so 5 zusätzliche Funktionen. Das ist meine kleine Anregung. Vielleicht kommt das ja beim Conductor 4 irgendwann dazu. 😉

Schade, hier wurde leider etwas Bedienfreundlichkeit verschenkt. Damit wäre der Burson hinsichtlich Haptik nahezu perfekt gewesen.



Klang



Wie so oft bei Verstärkern fällt mir die Beurteilung des Klanges etwas schwer, denn der entsteht ja immer in der Kette mit dem Kopfhörer. Idealer Weise klingt ein Verstärker nicht. Der soll linear verstärken, mehr nicht. In der Praxis ist es aber so, dass jeder Verstärker auch selbst Rauschen erzeugt bzw. vorhanden Rauschen natürlich mit verstärkt. Hier trennt sich dann zum ersten Mal der Spreu vom Weizen. Der Burson arbeitet hier „tiefschwarz“, wie es immer so gern benannt wird. Sprich bei Zuspielung eines lautlosen Signals, ist selbst auf maximaler Verstärkung mit dem Burson Conductor 3 Reference kein Rauschen wahrnehmbar. Hier muss man unbedingt einen Blick auf die eingestellte Lautstärke werfen, bevor man ein Lied zuspielt. Das kann sonst schnell eine ohrenbetäubende Überraschung werden.

Wer meint, der Burson kann aufgrund seiner Leistungsdaten nur mit grobschlächtigen Kopfhörern umgehen, dem darf ich sagen, dass er durchaus auch ein Feingeist ist. Selbst mit meinen Fiio FH7 (zum Video auf Youtube) lässt es sich hervorragend am Conductor 3 hören. Natürlich ist da bei etwa Lautstärke 40 im Low-Gain für ich Schluss, doch auch mit dem IEM spielt der Burson sauber und absolut rauschfrei.

Wie ich schon schrieb, sollte ein Verstärker einfach nur möglichst linear verstärken, das macht der Conductor 3 auch. Doch mit dem AEON Flow2 oder Ether2 Kopfhörer zeigt sich, dass er diese völlig souverän antreibt. Im Vergleich zum SMSL SP200 mit THX-Endstufe, der jedoch nur einen Bruchteil kostet, und ebenfalls bis zu 6W Leistung je Kanal zur Vefügung stellt, klingt der Burson „musikalischer“. Tonal ist da für mich kein Unterschied hörbar. Er spielt weder mit mehr Bass noch sind die Mitten stärker vertreten und auch im Hochton höre ich keine direkten Unterschiede. Doch irgendwie treibt der Conductor 3 Reference gerade diese planarmagnetische Kopfhörer mit mehr Elan und mehr Druck an. Sie klingen einfach etwas „voller“. Der Unterschied ist nicht so, als wären Welten zwischen den Geräten vorhanden, er ist aber hörbar.

Die Unterschiede der digitalen Filter zueinander, die ebenfalls beim Conductor 3 einstellbar sind, fallen etwas geringer aus. In diesem Bereich bewege ich mich allerdings, wenn ich sage, es sind Unterschiede wahrnehmbar. Am Ende klingt tatsächlich der SMSL-Kopfhörerverstärker einfach etwas „nüchterner“ im Zusammenspielt mit dem MrSpeakers Ether2 oder dem Dan Clark Audio AEON Flow2. Wenn ich hingegen meinen Denon AH-D7200 benutze, dann fallen die Unterschiede kaum auf. Selbst mit einem Umschaltpult und Umschaltung vom Kopfhörer ohne Unterbrechung von Verstärker A zu B, kann der gehörte Unterschied auch eher Wunsch sein. Das gleiche mit dem Ether2 macht beide Verstärker deutlich unterscheidbar zueinander. Hier ist dann der Kopfhörer das begrenzende Moment. Der Burson kitzelt aus den HighEnd-Kopfhörern offensichtlich doch noch etwas mehr heraus.





Vergleich – Ausblick


In der 2000-Euro-Preisklasse fällt mir derzeit kein Kopfhörerverstärker mit diesen Leistungswerten ein, der annähernd so viele Features mitbringt.
Ein ifi Audio Pro iCan bietet nur analoge Eingänge. Wer dort noch digitale Zuspielung nutzen möchte, kommt um den Pro iDSD nicht umher und liegt dann in der Kombination bei mehr als dem doppelten Preis des Conductor 3 Reference. Zugegeben, die ifi Audio Kombination kann Kopfhörer symmetrisch antreiben, doch das kann der Burson eine Nummer „größer“ auch.

Wer also auf symmetrischen Signalwege schwört, dem würde ich zum Conductor 3X Reference raten. Der bietet all die Features wie hier schon beschrieben, ist konsequent symmetrisch aufgebaut und bietet natürlich als Eingänge XLR-Buchsen sowie einen XLR Kopfhörerausgang. Die zusätzliche Investition beträgt dann noch einmal 600€ mehr. Um aber alle derzeit auf den Markt verfügbaren, konventionell anzutreibenden Kopfhörer nutzen zu können, ist man dann bestens aufgestellt.

Was die Leistung angeht, braucht der Burson Conductor 3 Reference den Vergleich zum Audiovalve Luminare nicht scheuen. Auch wenn rund 50% teurer, verfolgt der Luminare einen anderen Ansatz. Er nutzt Röhren als Endstufen und stellt auch einen Ausgang für Elektrostatische Kopfhörer bereit. Dafür ist er jedoch nur analog unterwegs und kann optional mit einem DAC bestückt werden. In symmetrischer Ausführung gibt es den Luminare nicht. Kann man also auf eine Röhre im Verstärkerzweig verzichten, stellt im Vergleich mit den von mir genannten Kopfhörerverstärkern der Burson Conductor 3 (X) Referenz fast schon das Optimum dar, wenn es um Preis/Leistung geht.



Burson Conductor 3 Reference (oben) im Größenvergleich zum Audiovlave Luminare (unten)



Fazit & Bewertung



Der Burson Conductor 3 Referenz ist mit seinem Preis von 1.999€ ganz klar ein Kopfhörerverstärker mit Anspruch. Dem wird er aber auch gerecht und ordnet sich absolut in der Referenzklasse ein. Angesichts der Kombination von analogen und digitalen Eingängen ist er insbesondere gepaart mit seiner Haptik und dem Leistungsvermögen gar nicht als so teuer einzustufen. Wer also vom Design begeistert ist, die Leistung benötigt und mit „nur Stereo“ und ohne Röhrentechnik auskommt, kann mit dem Burson Conductor 3 Reference als möglichen End-Game-Kopfhörerverstärker absolut glücklich werden!


Bewertung

  • 96%
    Design - 96%
  • 94%
    Verarbeitung - 94%
  • 96%
    Konnektivität - 96%
  • 98%
    DAC / Verstärkerleistung - 98%
  • 92%
    Bedienbarkeit - 92%
  • 98%
    Klang - 98%
  • 98%
    Dynamik / Auflösung - 98%
  • 90%
    Preis / Leistung - 90%
95.3%

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar