Avantone Pro ist ein Hersteller aus den USA, der sich zur Aufgabe gemacht hat, Produkte in bester Qualität zu einem angemessenen Preis anzubieten. Neben diversem Studio-Equipment wie Mikrofonen und Monitor-Lautsprecher gehören zum Portfolio auch Kopfhörer. Besonders interessiert mich der Planar Black, den ich mir in diesem Test einmal genau angesehen und angehört habe.
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Der Avantone Pro Planar Black Kopfhörer wurde mir leihweise vom Audiowerk zur Verfügung gestellt.
Lukas, vielen Dank dafür!
Vorwort
So genau weiß ich gar nicht mehr, wei ich auf den Avantone Pro Planar Black aufmerksam geworden bin. Ich erinnere mich aber, einmal etwas über einen Kopfhörer gelesen zu haben, der einem Stax mit roten Cups ähnelt. Irgendwann bin ich dann auf der Suche nach neuen Testkandidaten auf den Planar Red aufmerksam geworden, so heißt das Modell mit den rot lackierten Abdeckungen. Ich bin dann in Kontakt mit dem Audiowerk getreten und der Rest ist Geschichte.
Ohne zu sehr zu spoilern, Lukas von Audiowerk hat meine Erwartungen an den Kopfhörer noch ein wenig angefacht und dabei nicht übertrieben. Für einen Preis von gewöhnlich 456,-€ muss er sich nun beweisen.
Verpackung & Zubehör
Der Planar Black kommt in einem recht großen Karton als Seitenschuber mit Klappbox. Nach dem Öffnen fällt der Blick direkt auf den Kopfhörer. Und tatsächlich erinnert mich dieser Anblick sofort an die Stax L-Serie, hier mein „Verstaxt-Artikel“. Unter der Ebene für den Kopfhörer befinden sich zwei Kabel, ein Adapter von 3,5mm auf 6,3mm Klinke, ein Beutel zur Aufbewahrung und ein Handbuch. Alles in allem nichts Unübliches.
Design & Verarbeitung
Schon vor dem Herausnehmen sehe ich dem Kopfhörer an, dass er in „schwerer Qualität“ gefertigt ist. Was meine ich damit? Im Design ist der Planar Black kein Feingeist. Sofort fällt der trotz ausgespartem Material in der Mitte breite und kräftige Kopfbandbügel auf. Darunter das noch breitere Kopfband. Die Haltebügel der Cups sind ebenfalls wie das Kopfband selbst aus Metall gefertigt. Während die Cup-Gehäuse aus Kunststoff bestehen, wurden die Abdeckungen mit Wabenmuster ebenfalls aus schwarz lackiertem Metall gefertigt wie alle benutzen Metallteile. Die Pads sind weich und bestehen aus einem Material ähnlich Velours.
Die Gehäuse, Kopfband und Kopfbügel sind mittels durchdachter und doch einfacher Verschraubung miteinander verbunden. Die begrenzenden Anschläge ergeben sich allein durch die Bearbeitung der Einzelteile und deren Zusammenspiel. Die Pads werden einfach angeklettet. Toll und einfach gelöst.
Zudem ist der Kopfhörer sehr wartungsfreundlich. Sollte sich eine Verbindung im Laufe der Zeit lockern, dann kann der Nutzer die Befestigungsschraube einfach selbst nachziehen. Die Lackierung ist sehr beständig, dass bei diesem Testgerät lediglich die Schraubenköpfe nur geringe Werkzeugspuren aufzeigen. Insgesamt gefällt mir das robuste Retro-Design und die Verarbeitung befindet sich auf hohem Niveau. Minimale Abzüge gibt es von mir, da ich während meiner mehrwöchigen Testdauer zwei Mal die Verbindungsschrauben nachziehen musste. Mit etwas Schraubensicherungslack wäre das jedoch behoben.
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Technik & Handhabung
Mit dem Avantone Planar Black verhält es sich so wie mit jedem anderen Kopfhörer. An einen Zuspieler anschließen, aufsetzen und zuhören. Allerdings gibt es da durchaus Unterschiede. Beim Planar Black sind mir gleich mehrere Dinge positiv aufgefallen. Das Anfassen selbst ist durch die robuste Bauweise gar kein Problem. Mit meinem Sennheiser HD800s muss ich jedes Mal aufpassen, dass ich nicht die dünnen Geflechtabdeckungen allein schon beim Nachpositionieren eindrücke.
Mit 480g Gewicht ist der Avantone Planar kein Leichtgewicht. Allerdings versteht es die Konstruktion trotz ihrer Einfachheit sowohl den seitlichen Anpressdruck als auch das Gewicht auf dem Kopf sehr gut zu verteilen. Das selbsteinstellende Kopfband schmiegt sich zudem hervorragend und nahezu unmerklich an meinem Kopf an. Die weichen und großflächigen Polster sind bequem und das Oberflächenmaterial verträgt sich mit meinem Bart, was bei nicht glatten Materialien gelegentlich problematisch ist.
Ein großer Pluspunkt. ist, dass ich die Cups so ausrichten kann, wie es meine Ohren im Inneren der Polster am bequemsten haben. Da wo andere Kopfhörer oft verschiedene Positionen mit deutlichen Klangänderungen quittieren, nehme ich mit dem Avantone Planar Black immer nahezu identische Klangreproduktion wahr.
Mit nur 32Ω Impedanz und 104dB/mW Schalldruckpegel, ist er für einen magnetostatischen Kopfhörer vergleichsweise leicht anzutreiben. Selbst am preiswerten Sound Blaster Play 4 spielt er einwandfrei und wenn nötig auch mit hoher Lautstärke. Da der Avantone Planar Black durchaus zum Lauthören einlädt, beruhigt es sehr, dass die Treiber bis zu sage und schreibe 5 Watt aushalten können.
Spielpartner & Spielfreude
Wie schon erwähnt braucht es keine hohe Leistung, um den Avantone Planar Black anzutreiben. Dennoch habe ich den Kopfhörer nicht nur an einfachen DAPs bzw. mobilen Kopfhörerverstärker angehört sondern auch am SPL Phonitor XE. Somit durfte er sowohl am Studio-Equipment seine Klangqualitäten zeigen wie auch beim „casual listening“ also beim entspannten Hören auf dem Sofa.
Mobile Zuspieler
Mit meinen kleinsten DAPs, dem Cayin N3 Pro wie auch dem Astell & Kern SR25 MK2, spielt der Avantone Planar Black sehr gut zusammen. Er schafft es die Unterschiede der Klangsignaturen heraus zu arbeiten. Schon das zeigt das Potential dieses Kopfhörers. Im Vergleich gefällt mir die Kombination mit dem etwas analytischer abgestimmten SR25 MK2 am besten.
Auch am iBasso DX300 Max entfaltet der Avantone sein Potential am besten, denn auch der iBasso verfügt über ein sehr klares und dynamisches Klangbild. Trotz seiner etwas gelasseneren Abstimmung kann der Planar Black diese feinen Details sehr gut abbilden und wird dabei nie zu vorlaut oder überspitzt. Ein Hifiman Sundara spielt mir beispielsweise in dieser Kombination einfach zu fordernd im Hochtonbereich.
Hybride bzw. mobil-stationäre Zuspieler
Neben DAPs kommen bei mir auch gern kleine Kopfhörerverstärker mit integrierten DACs zum Einsatz. Als preiswertester „namenhafter“ Vertreter deht der Sound Blaster PLay 4 ins Rennen. Selbst mit diesem spielt der Avantone Planar Black auf einem guten Niveau. Allerdings sollte hier kein audiophiler Höhenflug erwartet werden. Der Avantone zeigt gnadenlos die Kompromisse mit dem Play 4 auf. Mit der zusätzlichen Bass-Einstellung am Play 4 spielt er allerdings deutlich zu bassbetont mit wenig Kontur. Mit dem Modus „dynamisch“ werden Stimmen und Brillanz deutlicher betont. Jedoch wirken Akzente zum Teil etwas künstlich.
Soll der Avantone Planar mit solch einer Minimallösung betrieben werden, dann sind Kabel-DACs wie ein iBasso DC05, Earman Sparrow oder aufwärts zu empfehlen. In diesem Bereich geht es dann kaum mehr besser als mit einem Lotoo PAW S2 oder Cayin RU6. Beide befinden sich mit um 300€ allerdings dann auch preislich im High-End der Kleinst-DACs und sind nicht mehr weit vom Preis des Avantone Planar entfernt. 😉
Mit dem ifi audio Gryphon, der preislich sogar noch über dem Avantone Planar liegt, macht der Avanton dann aber so richtig Spaß. Zum einen kann man ihn damit locker auf Disco-Lautstärke bringen und mit dem XBass ihm im unteren Bassbereich die Energie zuführen, die ihm in der Grundabstimmung für meinen Geschmack ein wenig fehlt. Zudem sorgt das im Gryphon integrierte XSpace für eine deutlich weitere, räumliche Abbildung auf höchstem Niveau. Im Gegensatz zu vielen anderen Kopfhörern gefällt mir beides mit dem Avantone Planar genauso gut, als wenn ich ihn „pur“ höre.
Stationärer Zuspieler – Phonitor XE
In der Königsdisziplin am SPL Phonitor XE schlägt sich der Avantone Planar ebenfalls hervorragend. Allerdings bevorzuge ich ihn als einen von wenigen Kopfhörern ohne zugeschalteter Phonitor Matrix. Das mag daran liegen, dass die räumliche Darstellung des Planar Black nicht zu stark ausgeprägt ist. Zudem ist er bereits so gelassen abgestimmt, dass ich grundsätzlich kein Problem habe, mit ihm lange Zeit Musik zu hören. Was die Leistung angeht, da skaliert der Kopfhörer mit dem SPL und seiner Voltair-Technik* in einem Umfang, dass ich aufpassen muss, nicht immer lauter zu stellen. Das spricht für seine Klangqualität auch bei hohen Pegeln. Einzig die leichte Betonung im Oberbass setzt für mich ein Stopp-Signal, dazu komme ich noch.
*„Voltair-Technik“, was ist das eigentlich? Für die Antwort gern hier entlang: SPL Phonitor SE – Voltair
Hinweis:
An dieser Stelle der Hinweis zur Gefahr, sich beim Aussetzen zu hoher Lautstärke das Gehör nachhaltig schädigen zu können. Das gilt besonders für die Benutzung von Kopfhörern im Allgemeinen.
Externe Playlisten – Qobuz & Spotify
Ich habe in einigen Playlists Musik zusammengestellt, mit welchen sich Eigenschaften von Kopfhörern besonders gut heraushören lassen. Am besten Du hörst Dich selbst durch meine Playlisten durch.
Mit den folgenden Links gelangst du direkt zu den Anbietern. Es handelt sich um keine Affiliate-Links. Hast du bei den Streaming-Diensten kein angemeldetes Konto, kannst du jeweils knapp 30 Sekunden in die Songs reinhören. Eine Verpflichtung zu Anmeldung besteht dafür natürlich nicht.
Der folgende Link führt Dich zur Miniklangwunder-Spotify-Playliste und mit Klick auf die unten aufgeführten Banner gelangst du zu den Miniklangwunder-Qobuz-Playlisten. Diese werden sogar von Qobuz direkt unterstützt. Qobuz hat sie unter der Rubrik „Events & Medien“ veröffentlicht. 🙂
Wer also maximal audiophiles Streaming nutzen möchte, klickt sich einfach zur Qobuz-Playliste von Miniklangwunder.
Klang
Wie schon zuvor angedeutet spielt der Avanton Planar Black auf einem hohen Niveau und schafft es mit verschiedenen Zuspielern zu skalieren und deren unterschiedlichen Signaturen abzubilden. Die Messungen spiegeln mein Hörempfinden gut wieder, daher möchte ich diese vorweg nehmen.
In diesem Bericht nutze ich zum ersten Mal die miniDSP EARS Messstation, die meine bisherige DIY-Lösung ersetzt. Damit trage ich dem Umstand Rechnung, dass die EARS mittlerweile weit verbreitet sind. Messungen auf verschiedenen Seiten werden somit besser vergleichbar, da miniDSP alle Messeinrichtungen nach Standard kalibriert. Das gibt mir nun auch die Möglichkeit meine Messungen im Vergleich zur Harman-Zielkurve und nach Diffus-Filed zu kompensieren und die Abweichen zur idealen Schallquelle darzustellen. Theoretisch perfekt wäre ein Kopfhörer entsprechend der Zielvorgabe demnach, wenn mit der Kompensation eine horizontale Linie entstehen würde.
Messungen
Bass
Im Bassbereich überzeugt er durchweg mit einer konstanten Darstellung und so passt das in jedem Genre. Egal ob ein Kontrabass im Jazz, Synthie-Bässe bei Electronic oder auch orchestrale Darbietungen, der Avantone Planar Black übertreibt es an keiner Stelle. Lediglich im Oberbass gibt es bei einigen Songs für mich durch die dort beginnende, angesprochene Betonung manchmal etwas zu viel Energie. Das empfinde ich besonders bei energischem Schlagzeug oder Songs mit ohnehin viel Druck und Dynamik als etwas aufdringlich und gelegentlich sogar dröhnend. HIer rede ich allerdings auch vom Hören mit hoher Lautstärke. Da hilft es dann, die Lautstärke einfach wieder auf „normal“ zu senken.
Mitten
Was Gesang und Instrumente angeht betont der Avantone Planar diese zwar leicht, stellt diese jedoch nicht in den Vordergrund. Das gefällt mir schon sehr gut, zumal es mir die Möglichkeit gibt am ifi audio Gryphon einfach den XBass hinzu zu schalten, wenn ich es einfach noch etwas wärmer möchte. Passt.
Hochton
Im Vergleich zu Harman dürfte es hier insgesamt noch etwas mehr Energie sein, doch genau dieses etwas Weniger macht den Avantone Planar aus meiner Sicht so gelassen. Der Peak bei etwa 4,5kHz ist in dem Zusammenhang wichtig für die Detaillierung und stört zudem nicht. Auch das gefällt mir insgesamt sehr gut. Für Liebhaber von Detailanalysten ist diese Signatur jedoch nicht geeignet. Da verweise ich erneut auf einen Sennheiser HD800s.
Dynamik & Räumlichkeit
In dieser Disziplin ist der Avantone Planar zwar gut dabei. Hier würde ich ihn jedoch nicht als Referenz hernehmen, da im Bereich der Dynamik mir insbesondere bei Schlagzeug bisweilen etwas Separation und Kick fehlt. Punch und Druck im Bass sind nicht das Problem, doch Anschläge allgemein könnten etwas mehr Energie vertragen.
Was den Raum angeht, geht er mehr in die Tiefe als in die Breite. Instrumente lassen sich so zwar gut identifizieren, doch ich würde sie gern weiter voneinander getrennt im Raum platziert hören wollen.
Fazit & Bewertung
Der Avantone Planar Black (natürlich auch der Red) bietet neben robuster und praxistauglicher Konstruktion und Verarbeitung sowie seinem tollen Tragekomfort auch sehr gute klangliche Eigenschaften. Mit seiner ehrlichen und leicht zurückhaltenden Klangsignatur sowie guter Gesangs- bzw. Sprachverständlichkeit kommt er mir sehr entgegen und lässt sich zugleich mit vielen namenhaften Zuspielern und unter Nutzung derer angebotenen Klangtunings sehr gut nutzen.
Der Avantone Planar ist ein absolut ausgeglichener Vertreter, der leise und bei Bedarf auch kräftig hochwertig aufspielen kann. Zudem kann ich ihn gleichermassen für ein pures Klangerlebnis als auch für individuelle oder via Presets definierte Klangoptimierungen uneingeschränkt empfehlen.
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