Nachdem Dan Clark mit MrSpeakers sehr erfolgreich seine planarmagnetischen Ether Kopfhörer auf dem Markt platzieren konnte, hat er mit den AEON Flow Modellen eindrucksvoll auch das wichtige, dreistellige Preissegment besetzen können. Hier nun mein persönlicher Eindruck zum AEON Flow Closed.
Vielen Dank an Audionext.de für die freundliche Unterstützung!
Vorwort
Bereits im letzten Jahr habe ich den AEON Flow Open auf Miniklangwunder getestet.
Zum Artikel des AEON Flow Open geht es hier entlang…
Damals war ich von dem offenen Magnetostaten sehr angetan und ich habe ihn nach dem Test auch direkt gekauft. Seitdem hat er einen festen Platz in meinem Kopfhörer-LineUp. Bis jetzt sind bei mir geschlossenen Kopfhörer auffällig kürzer gekommen als die offenen Kopfhörer. Selbige werden oft eher im audiophilen Segment als Referenzen „gehandelt“, da sie in der wichtigen Kategorie „räumliche Abbildung“ aufgrund ihres prinzipiellen Aufbaus Vorteile haben und dadurch fast immer mehr punkten können. Ihr größter Nachteil ist aber die prinzipbedingt schlechte Schallisolierung, so dass man sowohl selbst nicht immer ungestört Musik hören kann als auch selbst gelegentlich seine Mitmenschen stört. Hier kommt nun der AEON Flow Closed ins Spiel. Schon auf der Audiovista 2018 in Krefeld habe ich ihn hören können und festgestellt, dass er klanglich vom offenen Bruder nicht weit entfernt ist. Zudem schien er auch in Bezug auf die räumliche Abbildung ein Ausnahmekopfhörer zu sein. Ich darf verraten, meine Erinnerung hat mich nicht getäuscht.
- Verpackung & Zubehör
- Design & Verarbeitung
- Tragekomfort & Handhabung
- Technische Daten
- Soundcheck & Hörproben
- Klangfazit
- Fazit & Bewertung
- Galerie
Wie auch schon den AEON Flow Open liefert MrSpeakers den AEON Flow Closed in einer einfachen dunkel gehaltenen Pappschachtel. Zum Lieferumfang gehört ein durchdachtes Hardcase, welches den Kopfhörer beinhaltet sowie das 3,5mm Anschlusskabel. Ein Adapter auf 6,3mm ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Komplettiert wird das Gesamtpaket durch ein Zertifikat, eine Art Bedienungsanleitung und Dämpfungselemente, welche zur individuelle Anpassung des Hochtonbereichs dienen
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Im Prinzip könnte ich viele Passagen aus meinem Review zum offenen AEON Flow Open kopieren und direkt hier verwenden, denn der geschlossene AEON Flow unterscheidet sich äußerlich lediglich durch die geschlossenen Gehäuse im Carbon-Look während im offene Kopfhörer dort stattdessen ein Wabengitter mit AEON Schriftzug eingearbeitet ist.
Die besondere Form der Gehäuse und Ohrpolster, die optimal die Strukturen des Kopfes nutzen, um maximalen Tragekomfort zu gewährleisten, finden sich bei beiden AEON Kopfhörern wieder. Auch große Ohren haben unter den Ohrpolstern Platz, das hat mich schon beim offenen AEON Flow begeistert. Die leichte Konstruktion des Kopfhörers ist dank Carbon und Federstahl die Grundlage für sein geringes Gewicht. Trotzdem wirken die AEON Flow Modelle keinesfalls zerbrechlich. Die minimalistische Konstruktion begeistert mich nach wie vor. Wenn ich mir überhaupt etwas wünschen würde, sind es einfach austauschbare Ohrpolster. Diese sind mit dem Gehäuse verklebt, lassen sich bei Notwendigkeit aber problemlos mit etwas Geduld abziehen. Die Klebung hat definitiv aber auch den Vorteil, dass gerade beim geschlossenen AEON Flow es nicht versehentlich zu Problemen mit der Dichtheit kommen kann, weil z.B. ein Verschlussmechanismus nicht korrekt einrastet. Überdies ist die Verarbeitung durchweg einwandfrei.
Mehr als optimal abgestimmtes Material und minimalistische Design braucht es für optimalen Tragekomfort nicht. Das zeigt auch der AEON Flow Closed erneut.
Vom offenen AEON Flow kommend möchte ich unbedingt noch eine Langzeitbeobachtung erwähnen, welche beim geschlossenen Kopfhörer sicherlich auch zu beobachten sein wird. Die Ohrpolster meines AEON Flow Open sind am spitz zulaufenden Ende durch langes Tragen breiter und flacher gedrückt.
Das ist jedoch nicht nur rein kosmetischer Natur, sondern tatsächlich fördert das sogar noch den bequem Sitz! Ähnlich wie bei einem Brooks-Ledersattel am Fahrrad entfaltet er erst nach dem Einsitzen eine nicht zu erahnende Bequemlichkeit. Anfangs okay, spürt man den Sattel später gar nicht mehr, genauso ist das mit dem AEON Flow. Ob das von Dan Clark so beabsichtigt war, kann ich nicht beurteilen… so nehme ich einfach an, dass er auch das genialer Weise beabsichtigt hat. 🙂
Viele Details im Punkt Technik veröffentlicht MrSpeaker nicht, denn von „spec wars“ hält man dort nichts. Für mich sind die Eckdaten auch völlig ausreichend. Auf THD-Angaben usw. gebe ich nicht so viel, denn gefallen muss mir, was ich zu hören bekomme. Der AEON Flow Closed kommt mit einem Wirkungsgrad von 94dB/mW und 13 Ohm Impedanz daher. Mit 340gr ist der AEON Closed immer noch angenehm leicht. Das 1,2m lange Kabel endet mit einem 3,5mm Stereo-Klinke-Stecker. Es ist austauschbar, jedoch werden für die Anschlüsse an den Treiber-Gehäusen 4-ploige Hirose Stecker aus der High-End Signaltechnik genutzt. Mitgeliefert wird noch ein passgenaues Hardcase, in dem auch die Filz-Einleger verstaut werden können, um den Klang noch in Stufen individuell anpassen zu können.
Bevor ich mich dem Eindruck zuwende, den der AEON Flow Closed klanglich auf mich macht, werde ich kurz seine die Leistungsfähigkeit mit unterschiedlichen Zuspielern schildern.
Der AEON Flow Closed ist mit 94dB/mW bereits 2dB spielfreudiger als der offene AEON Flow. Inwieweit macht sich das jedoch überhaupt bemerkbar?
Als mobile Zuspieler dienen mir ein Iphone 6S+, ein Fiio M0, ein Fiio M6, ein Hiby R6, ein Fiio X7.2 und ein iBasso DX150 sowie ein iFi xDSD. Im stationären Bereich dürfen ADI-2 DAC, Inline AmpUSB EQ und ein Burson Playmate Everest beide AEON Flow antreiben. Vorab darf ich verraten, dass lediglich das iPhone und der Fiio M0 als Zuspieler für die AEON nicht zu empfehlen sind. Diese spielen bereits am Ende der Verstärkerleistung, um diese Kopfhörer „okay“ anzutreiben. Die anderen Zuspieler treiben die Kopfhörer nicht nur deutlich lauter an, sondern mit ihnen wird der Klang spritziger und die AEON entfalten dann erst ihre komplette Dynamik und Auflösungsvermögen.
Schon ein Fiio M6 reicht aus, um den AEON Flow Closed schön laut aufspielen zu lassen und bei ihm machen sich auch die 2dB Unterschied zum AEON Flow Open positiv bemerkbar. Wenn auch nicht viel, ist das genau der psychologische Bereich, den ich ausnutze, um die Lautstärkeregelung für nahezu Disco-Lautstärke nicht auf 100% ziehen zu müssen. Ausnahmslos alle anderen Zuspieler treiben die AEON Flow Kopfhörer deutlich auch über Disco-Lautstärke an, wobei der Burson Playmate Everest mit seinen 2W je Kanal die AEON Flow auch als Tischlautsprecher nutzbar macht und so selbst den ADI-2 DAC hinter sich lässt. Der AEON Flow Closed spielt selbst so extrem laut sauber und entspannt. Andere Kopfhörer hätte bei der Power bereits das Zeitliche gesegnet. Den perfekten Spagat zwischen stationär und mobil bei kleinstem Formfaktor macht allerdings der iFi xDSD, denn der ist der perfekte Spielpartner, egal ob am Notebook als DAC oder als mobiler Zuspieler via Bluetooth. Die AEON Flow treibt er nicht nur überaus laut an, sondern liefert auch eine tolle Dynamik. Und dank seiner hervorragenden 3D+ und Xbass Features kitzelt er noch mehr Musikalität aus dem AEON Flow heraus.
Der Klang
Der AEON Flow Closed klingt im Vergleich zum offenen Modell noch etwas voller, da er im Bassbereich eine geringere Betonung im Oberbass hat und sich bei ihm der stimmlichen Bereich ausgewigener anschließt. Wer den AEON Flow Open kennt und dessen Klang mag, der wird auch vom AEON Flow Closed überzeugt sein. Die grundsätzliche Signatur ist bei beiden gleich und entspricht meiner bevorzugten TP Signatur – hier entlang, um zu erfahren, was die TP-Signatur ist.
Hinzu kommt, dass die räumliche Darstellung des AEON Flow Closed eher an einen offenen Kopfhörer erinnert als an einen geschlossenen, wenngleich er hinsichtlich Schallisolierung aber ganz klar auf sehr gutem Niveau liegt und einige andere geschlossene Kopfhörer auch deutlich hinter sich lässt. Eingangs dieses Artikels erwähnte ich, dass der AEON Flow Closed im Punkt räumliche Darstellung ein Ausnahmekopfhörer zu sein scheint, was ich hiermit noch einmal bekräftigen möchte. Ein Focal Elegia ist der zweite Geschlossene Kopfhörer, der mich in dieser Kategorie überraschen konnte, doch in Verbindung mit der magnetostatischen Klangreproduktion höre ich bei Live-Aufnahmen sogar Vorteile beim AEON Flow Closed. Lediglich im Bereich der Dynamik bleibt der Focal Elegia dem AEON Flow Closed noch etwas voraus. Tonal vergleiche ich beide nicht, denn sie sind unterschiedlich abgestimmt. Gefallen oder nicht, das ist dann eine Frage des persönlichen Geschmacks. Mir gefallen beide außerordentlich gut, allerdings bin ich auch nicht auf nur „die eine Abstimmung“ festgelegt. Unterm Strich darf für mich ein Kopfhörer nicht zu bedeckt klingen, im Hochton darf er nicht stechen und der Bassbereich darf nicht schwammig oder unpräzise sein. Sind diese drei Kriterien erfüllt, kann ich mich gut auf unterschiedliche Signaturen einlassen. In einem Video habe ich einmal die Analogie zum Essen gezogen. Der AEON Flow Closed macht alles richtig und würzt an keiner Stelle zu viel, wobei er sich sogar wie schon vom offenen Modell bekannt im Hochton durch mitgelieferte Filz-Einleger individuell anpassen lässt. Mir gefällt er mit dem weißen Einleger mit einer Kerbe am besten, denn so wird er mit keinem meiner Teststücke meiner Miniklangwunder-Playlist auf Spotify zu harsch.
Hörproben
Anhand von ein paar Hörproben möchte ich meinen Klangeindruck zum AEON Flow Closed im Detail darlegen.
„Butterfly“ Bruno Müller
Bei diesem Song kommt es schnell vor, dass ein Kopfhörer dumpf und bedeckt klingt. Das Schlagzeug spielt betont im Bassbereich und denncoh werden Hihats und Snare sauber im Hintergrund abgebildet. Der AEON Flow Closed balanciert hier genau auf dem schmalen Grat zwischen zu gesounded und zu ehrlich. Er tanzt in gewisser Weise je nach individuell gewähltem Mitten- und Hochton zwischen diesen beiden Grenzen. Ganz toll anzuhören.
„Stormy Monday“ Eva Cassidy
Mit dieser Live-Aufnahmen zeigt der AEON Flow Closed wie gut er den Raum abbildet. Die virtuelle Bühne vermittelt die Intitmität in einem Club. Eva Cassidys Gesang klingt absolut authentisch und zu keiner Zeit überholen die Instrumente. Ab 2:50 Minuten übernehmen Schlagzeug, Gitarre und Kalvier und treiben sich gegenseitig an, um dann bei 4:40min durch von breitem, verhaltenem Applaus und bestimmt aber sanften Gesang eingefangen zu werden. Am Ende Das Klatschen der Zuhörer zeigt dann am Ende noch einmal, wie gut der AEON Flow Closed es schafft eine tolle Intimität aufzubauen und zugleich auch als geschlossener Kopfhörer eine tolle räumliche Darstellung zu erreichen.
„What if“ Kasia Lins
Eine furiose Basslinie kennzeichnet diesen Song und trennt auch den Spreu vom Wweizen. Der AEON Flow Closed geht tief in Bass hinab und vergisst dabei nicht auch eine leichte Betonung auf den Oberbass zu legen. Gerade nur soviel, dass der Bass knackig wird ohne zu nerven. Die Halleffekte kommen sehr gut zur Geltung und auch die Brillanz der Gitarre gefällt mir mit den weißen Filtern mit einer Kerbe optimal.
„The Flight of Apollo“ Angels & Airwaves
Eines meiner Teststücke, die ich nicht immer zu Ende höre, da der direkte Gesang und die druckvollen Instrumente mich oft nerven und Details im Bass und Hochton akustisch verschlucken.
Mit dem AEON Flow Closed passt das aber alles, selbst wenn ich dieses Lied laut höre. Der Bass, der einem Herzschlag ähnelt und sich von Anfang an leise im Hintergrund hält, der ist immer herauszuhören. Auch die Crashbecken des Schlagzeugs klingen präzise und gehen nicht in einem Klangbrei unter .
Insgesamt klingt mir der AEON Flow Closed pur gespielt gelegentlich etwas zu scharf, so treten mir halbgeschlossenen Hihats ab und an etwas zu betont in den Vordergrund. Gut, dass MrSpeaker hier mit den Filtern völlig kostenlos unterstützt und den Kunden einfache aber effektive Tuning-Möglichkeiten direkt mit an die Hand gibt. Andere Hersteller würden daraus schnell jährliche Upgrades in Form von Nachfolger planen. Hier muss ich MrSpeakers loben, denn eventuell auch ungewollt und quasi als Nebeneffekt macht das den AEON Flow für alle Besitzer in etwa meinem Alter, in dem die Fähigkeit Hochton zu hören langsam nachlässt, absolut nachhaltig! Sind mir dessen Betonungen heute gehört noch etwas zu fordernd, nutze ich die mitgelieferten Dämpfungselemente. Schritt für Schritt kann man dann, bis der puren Betrieb hörtechnisch klar geht, den Klang über die Jahre selbst anpassen. Es wäre doch schade, wenn man als Mitvierziger den geliebten Kopfhörer irgendwann gegen ein anderes Modell tauschen muss, ohne dass eigentlich Not vorhanden ist. Mr.Speakers macht vor, was eigentlich Standard sein sollte im HighEnd Bereich. 😉
Der AEON Flow Closed hängt die Messlatte nicht nur im Bereich bis 900€ sehr hoch, sondern bei ihm handelt es sich um einen audiophilen Kopfhörer der Referenzklasse. Im Vergleich zum offenen AEON Flow kann er sogar noch ein paar Zehntel Prozentpunkte in der Bewertung drauflegen. Der AEON ist zwar kein Kopfhörer für den Betrieb am Smartphone, doch schon mit einem Fiio M6 lässt er sich ausreichend laut antreiben. Wer ihn mit einem Hiby R6 oder stationär an einem ADI-2 DAC betreibt, der kann auch locker mehr als Disco-Lautstärke erreichen und das bei maximaler Transparenz und Räumlichkeit.
Wie würde ich den AEON Flow kurz und knapp beschreiben?
In Anlehnung an den AEON Flow Open kann ich sagen „keep it simple smart“ auf absolutem Referenz-Niveau, nur jetzt noch intimer Dank der sehr guten Schall Isolierung – „an intimate kiss for the ears“!
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