1more ANC Dual (E1004BA) im Test – Eine meiner entspanntesten Reisen!

Vorwort

Eigentlich wollte ich diesen Nackenband-InEar genauso testen, wie ich fast alle Kopfhörer teste, nach der erprobten Struktur. Verpackung zuerst, dann das Design, die Handhabung, Technik, Klang,… allerdings ist mir etwas dazwischen besser gesagt zuvor gekommen und so wird dieses ein ganz anderer Test.


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Der 1More ANC Dual ist mir direkt von 1More.com zur Verfügung gestellt worden.


Meine lange Reise mit Bus & Bahn

Für meine Reise von Berlin in meine Heimatstadt im Keis Höxter fiel die Wahl meines akustischen Begleiters auf den 1More ANC Dual. An jenem vorsommerlichen Tag im Mai wollte ich keinen OverEar Kopfhörer während der Bahnfahrt nutzen. Eine gute Entscheidung, denn bereits das schmale Nackenband des 1More Dual Anc fühlte sich bei der Wärme am Hals etwas unangenehm an, wenn man etwas schwitzt. Allerdings war die Lösung simpel wie wirksam. Einfach den Nackenband-Kopfhörer über dem Hemdkragen tragen, perfekt. Nicht perfekt ist die ovale Tip-Aufnahme, mit der ich mit den mitgelieferten Tips keine optimale Abdichtung erhalte, da die Silikone sehr weich sind und sich beim Einsetzen in meine Ohren leicht falten. Abhilfe schafft, einfach Tips von Drittherstellern zu nutzen, die ich für solche Problemchen stets in der Hinterhand habe.

Für gewöhnlich begleiten mich auf Reisen die Bose QC35II, die laute Fahrgeräusche, Straßenlärm und sogar Sprache wirksam unterdrücken und klanglich als ANC Kopfhörer zu den besser klingenden Bluetooth-Kopfhörern zählen. Der 1More ist nur ein paar Tage vor dieser Reis bei mir angekommen und konnte mich bereits auf dem Arbeitsweg durch den Berliner Verkehr zu Fuß und mit dem Bus überzeugen.

Insbesondere Bahnfahrten stellen für ANC Kopfhörer im Allgemeinen die Königsdisziplin dar, denn die oft sehr lauten Geräusche in beispielsweise alten ICEs oder bei Regionalbahnen sind weniger gleichförmig als im Flugzeug oder im Straßenverkehr. Zudem ändert sich der Druck im Fahrgastraum deutlich öfter und schneller, als es es beim Busfahren oder Fliegen der Fall ist.


ANC

Tunnel und vorbeifahrende Züge erzeugen besonders bei angekipptem Fenster kurzzeitig eine schnelle Druckänderung im Fahrgastraum – jeder hat das schon erlebt – die auch auf die Mikrofone des Kopfhörers einwirkt. Damit haben einige ANC Kopfhörer massive Schwierigkeiten. Oft erhalten die Mikrofone dann einen „Schlag“ und einige Systeme versuchen diesen sofort auszugleichen, was mitunter in einem sehr lautem Knall über die Treiber endet. Der Bose QC35II ist davon unbeeindruckt, während der 1More nur ein leichtes Knacksen auf der Stufe 2 des ANC erzeugt, das höchstens beim Hören von Hörbüchern stört oder wenn die ANC Funktion einfach dazu genutzt wird, Stille zu erzeugen. Schaltet man auf Stufe 1, entfällt auch dieses Knacksen, wobei die Unterdrückung der Außengeräusche nur wenig „schlechter“ wird. Allerdings ist ANC-Performance des 1More auf Stufe 1 bereits das Maximum, was andere preiswerte ANC Kopfhörer überhaupt erreichen. Das zweistufige ANC des 1More gefällt mir außerordentlich gut und liegt nur um Haaresbreite unter dem Bose-Niveau.
Für mein Dafürhalten ist die ANC-Leistung des 1More ANC Dual mit seinem vergleichsweise günstigen UVP von 149€ und einem Straßenpreis von um 125€ absolut beeindruckend!

Natürlich lässt sich das ANC abschalten und auch ein Pass-Through-Modus bietet der 1More, welcher aber nicht ganz optimal ist. Während Hinweistöne und Signale gut hörbar sind, werden Ansagen sprich Sprache leider nicht über den Lautstärke-Level der Musik gehoben und bleiben damit (für mich) unverständlich. Gerade das wäre bei unplanmäßigen Mitfahrten in Ersatszügen, wie es mir zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Berichts vergönnt war, sehr hilfreich, um informative Durchsagen nicht zu verpassen und weiter entspannt Musik hören zu können. Das gibt es eben für den günstigen Preis (noch) nicht in Perfektion.


Handhabung

Mit der Bedienung habe ich grundsätzlich gar kein Problem, denn alle Tasten und Schalter sind auf der linken Seite des Halsbandes sinnvoll und gut ertastbar angebracht. Auch ungeübt erfühlen sich die Tasten dank deren großzügigen Auslegung sehr einfach und zügig.

Die Bedienung der Bluetooth-Fernsteuerung und der Lautstärke erfolgt an der zum Hals gerichteten Innenfläche. Die Steuerung der Kopfhörerfunktionen befinden sich auf der Oberseite.

In Bezug auf die Verbindung mit Tablet und Smartphone ist der 1More nicht wählerisch, denn dessen hybride Reproduktionstechnik wird stets mittels SBC-Codec bedient. Dabei spielt er jedoch bei Filmen lippensynchron und klanglich kann ich keinen Nachteil hören, der auf den verlustbehafteten Codec schließen lässt. Es ist egal, ob ich nun über Spotify streame oder mit dem Hiby-Player vom Pocophone FLAC Dateien zuspiele. Offensichtlich wird über SBC mit 320 kBit übertragen, was höchster SBC-Qualität entspricht. Bei der alltäglichen Nutzung mit den beschriebenen Rahmenbedingungen kann zumindest ich bei aptX, AAC, LDAC und Co. keine klanglich hörbaren Vorteile ausmachen.


Laufzeit

Mit eingeschaltetem ANC, moderater Lautstärke und einer Reisezeit von knapp 4 Stunden meldet mir die freundliche Dame im Ohr „Batterie medium“. Eine Hinweis wie dieser erfolgt übrigens dezent nach jedem Einschalten.
Zweieinhalb Stunden später werde ich daran erinnert, dass der Akku demnächst eine Aufladung benötigt. Diese Ansage wiederholt sich (leider zu oft), so dass effektiv 6,5 Stunden angenehm nutzbar sind. Trotzdem ein sehr guter Wert. 1Moore setzt zeitgemäß auf den USB-C Anschluß, sehr gut. Das Aufladen dauert bis zum Erlöschen der roten LED, was nach knapp drei Stunden der Fall ist. Das geht absolut in Ordnung.


Klang

Nachdem ich die Kopfhörer rundherum beschrieben habe, was Handhabung und Besonderheiten angeht, möchte ich mich der bis hierhin guten bis sehr guten Vorstellung nun aber der Wichtigsten Eigenschaft zuwenden, dem Klang. Nach meiner Einleitung, dass mir der 1More auch schon vor meiner Bahnreise gefallen hat, dürfte es kaum überraschen, dass er mir auch klanglich sehr gefällt. Auch wenn er nicht über AAC, aptX oder LDAC verfügt, spielt er hochwertiges Ausgangsmaterial auch sehr detailliert ab. Tonal ist er sehr gefällig abgestimmt, wobei er weder neutral oder analytisch noch basslastig spielt. Moment… irgendwo muss ich ihn doch aber in einer der drei Kategorien einordnen. Naja, je nach Musik kann er mit seinem Balanced Armature Treiber schon in Richtung kristallklar gehen und zudem weiß er dank des dynamischen Treibers auch im Bassbereich stets absolut zu überzeugen. Stimmen gibt er auch hervorragend wieder. Interessant ist, dass er bei Instrumenten ein wenig zurückhaltender ist, was sonst bei Kopfhörern nicht so oft vorkommt. Das gefällt mir aber sehr gut. Diese Signatur ist sehr interessant, überkritische Menschen würden das bisweilen als „falsch“ oder „ daneben“ bezeichnen. Das finde ich so nicht richtig, es ist auf jeden Fall anders.


Das Klavier bei „Siciliana in G Minor“ des Jacques Loussier Trio klingt im Körper etwas schlanker als ich es sonst mit anderen Kopfhörern gewohnt bin. Das ist die auffälligste Eigenart der Signatur den 1More ANC Dual.


Der Bass kickt überzeugend, ohne den Tiefbass zu vernachlässigen. Dynamik bringt er absolut Überzeugend rüber. Bei „Sankara“ von Alpha Blondy ist das schön zu „fühlen“, genauso wie die gute Reproduktion des bereits im Mastering leicht überzeichneten Hochton. Die BAs empfinde ich als sehr gut abgestimmt.


Kari Bremnes singt „A Lover in Berlin“ sehr überzeugend und das auch mit dem 1More Kopfhörer, das kenne ich auch anders.



Insbesondere bei Musik mit geringer Instrumentierung, Jazz, Chillout und Elektronik fällt die besondere Signatur des 1More nicht auf und er klingt insgesamt authentisch mit einem Schuss zusätzlicher Energie. Wo es am ehesten an Informationen fehlt, wenn ich das überhaupt so sagen kann, fällt es bei Classic Rock, Hard Rock oder Metall auf. Das kommt mir jedoch sogar entgegen, denn wie ich oft erwähne, mag ich es nicht, wenn plötzlich zu viel los ist und ich die Instrumente daher nicht mehr gut differenzieren kann. Das ist mit dem 1More Ohrhörer nicht der Fall und für mich ist der in allen Genres, ja sogar Rock & Metall absolut brauchbar.

In Bezug auf die unterschiedlichen Funktionen wie das ANC und Pass-Through bin ich hochzufrieden was die „Stabilität“ der Klangsignatur angeht. Lediglich im Bass meine ich minimalste Unterschiede wahrzunehmen, was aber auch dem geschuldet sein kann, dass ohne ANC von außen eindringende tiefe Frequenzen den Bass der Musik überlagern und ihn so einen hauch kräftiger erscheinen lassen. In den ANC Modi gibt es allenfalls ein absolut minimales Hintergrundrauschen, ich musste mich allerdings konzentrieren dieses wahrzunehmen.


Lautstärke

Hinsichtlich der maximalen Lautstärke ist der 1More mit ausreichender Reserve unterwegs. Als sehr laut bezeichne ich bereits die drittletzte Stufe und auf Maximum ist er für mich schlicht viel zu laut, wobei er da auch leicht verzerrt. Das ist allerdings bei vorletzter Stufe kein Problem.


Wie lautet also mein Fazit am Endbahnhof angekommen?

Am Ende meines Reisetages bin ich um die Erfahrung mit dem 1More ANC Dual reicher, dass ich ihn guten Gewissens empfehlen kann. Er kombiniert sehr guten Tragekomfort, eine einfachen Bedienung und lange Laufzeit mit Ruhe und einer gefälligen Abstimmung während er in Sachen Lautstärke und Dynamik keinen Wunsch offen lässt.
Ich bin gespannt, wie lange der 1More ANC Dual meine persönliche Spitzenposition als Reisekopfhörer einnehmen wird.

Unterm Strich habe ich dieses Mal sogar die lange Reise mit Bus und Bahn ausnahmslos genossen!


Bewertung

  • 95%
    Tiefbass - 95%
  • 95%
    Bass - 95%
  • 95%
    Mitten / Stimmen - 95%
  • 92%
    Mitten / Instrumente - 92%
  • 95%
    Obere Mitten - 95%
  • 92%
    Brillanz / Hochton - 92%
  • 92%
    Dynamik - 92%
  • 90%
    Räumlichkeit - 90%
  • 99%
    ANC - 99%
  • 95%
    Laufzeit & Akku - 95%
  • 92%
    Design - 92%
  • 97%
    Konstruktion & Verarbeitung - 97%
  • 92%
    Tragekomfort - 92%
  • 95%
    Preis - 95%
94%

Klangfreund"M"

gelernter Radio- und Fernsehtechniker und ein Klangfreund mit Leidenschaft zu Kopfhörern, DAPs und sonstigen Miniklangwundern; liebt eine ordentliche Reproduktion satter Bässe, ausgewogene Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten, entspannter Hochton mit akzentuierter Brillanz, kurz TP-Signatur; OverEar-Lineup: Dan Clar Audio Expanse, Meze Empyrean 2, Hifiman HE1000SE, HEDDphone 2, Hifiman Audivina, Dan Clar Audio E3; InEar-Lineup: Headphone Company Zeitgeist Blue, Sennheiser IE600, iBasso iT07; Dauerhaft eingesetzte DAPs: Cayin N8ii, iBasso DX320 Max TI; Kopfhörerverstärker im Bestand: Cayin HA-3A, RME ADI 2/4 Pro SE, ifi Audio GO Bar