Zuerst gilt es zu klären, ob Modden für einen persönlich überhaupt in Frage kommt, da viel ausprobiert werden muss und bei weitem nicht jede Veränderung auch eine Verbesserung darstellt.
Dennoch kann ein Modding auch bei einem Kopfhörer, der einem bereits gefällt noch ungeahntes Potential freisetzen.
So ist es mir eher zufällig beim Focal Elear ergangen. Von ihm dachte ich, der bleibt so wie er ist, besser geht nicht. In mehreren Stunden Hörvergleich im Kopfhörerstudio hatte er sich schließlich vor vielen anderen Kopfhörern durchgesetzt. Beim Elear hatte ich nicht das Gefühl, dass ich an ihm irgendetwas verändern muss.
Vor einiger Zeit hatte ich mir einige unterschiedliche Ohrpolster von Brainwavz bestellt und wollte deren Eigenschaften in Bezug auf Klangänderung einfach testen. Dafür habe ich natürlich den Kopfhörer genommen, der meinem persönlichen Geschmack am besten entgegen kommt. Zudem ist es einfach, die Polster vom Focal abzunehmen, da diese mit jeweils 5 Kunststoffnippeln auf den Kopfhörer gesteckt werden. Das geht ganz ohne langwieriges Gefummele.
Aber alles der Reihe nach. Zunächst möchte ich kurz ein paar Grundlagen zum Modding erklären.
Wer das überspringen möchte und gleich zum Modding des Focal Elear kommen möchte, einfach diesem Link folgen…
Modding allgemein
Ich beschränke mich beim Modden auf das Verbessern des Tragekomforts und auf klangliche Veränderungen, welche reversibel sind, denn schließlich geht es ja auch um die Aufrechterhaltung von Gewährleistungsansprüchen. Ändern der Optik durch Lackieren oder ein Komplettumbau fallen für mich daher raus, gehört aber ebenfalls zum Bereich Modding. Unterm Strich geht es beim Modding also um Veränderungen eines Serienproduktes. Für gewöhnlich passiert das primär im Rahmen einer Anpassung an den eigenen Geschmack, natürlich gibt es wie immer auch Ausnahmen.
Pad Swapping
Die vermeintlich einfachste Art des Modding ist das „Pad Swapping“, also der Austausch der Ohrpolster. Eine sehr gute Auswahl gibt es vom Hersteller Brainwavz.
Die Pads sind zum Beispiel bei HEADSOUND erhältlich. Ein Paar kostet je nach Ausführung zwischen 30 und 40 €. Das Portfolio besteht aus Echt- und Kunstleder sowie Velours und Hybrid Pads sowohl oval in gerader als auch gewinkelter Ausführung oder in flacher, runder Ausführung. Gewinkelt bedeutet, dass die Pads im Bereich vor dem Ohr dünner sind als im Bereich hinter dem Ohr. Der so veränderte Winkel der Treiber zum Ohr sorgt schon für eine Klangänderung. Die verschiedenen Materialien haben zudem unterschiedlichen Einfluss auf die Frequenzbereiche. So reflektiert Leder ganz anders als Velours. Beim Pad Swapping kommt es einfach darauf an, möglichst viel auszuprobieren und sich Zeit zu nehmen und zu hören, ob einem der neue Klang gefällt oder nicht.
Es ist schwer eine Faustregel zu definieren, denn insbesondere im Bereich Kopfhörer ist das Klangempfinden sehr individuell. Dennoch gilt in etwa, dass Velours Pads einen dunkleren Klang erzeugen, während glattere Materialien mehr reflektieren und es so häufig zu einem helleren Eindruck kommt. Das ist aber wirklich nur grob und wage beschrieben. Denn je nach Kopfhörerkonstruktion kann es auch zu Auslöschungen oder Resonanzen kommen, die dem Hörer einen anderen Eindruck verleihen können. Deswegen hilft nur das Ausprobieren.
Messungen als Werkzeug
Wer die Möglichkeit hat, seine Kopfhörer zu messen, dem hilft eine Messung natürlich nicht, den Klang plötzlich besser zu finden. Allerdings werden die Änderungen schön dargestellt und mit der Zeit bekommt man auch ein Gefühl dafür, was die wahrgenommenen klanglichen Änderungen in welchem Frequenzbereich ausmachen. Zudem ist die Möglichkeit, messen zu können, die Voraussetzung, wenn es später um Feintuning geht, um nur ganz bestimmte Frequenzbereiche zu beeinflussen. Beispielsweise durch das Bedämpfen mit verschiedenen Materialien mit unterschiedlichen akustischen Eigenschaften. Das werde ich an dieser Stelle jedoch nicht weiter vertiefen. Ein Artikel, der das Thema etwas mehr beleuchtet, ist hier auf Miniklangwunder.de zu finden.
LASMEX H-95 KOPFHÖRER MODDING – DAS DIY-PROJEKT – 2. TEIL
Modding des Focal Elear
Die Polster des Elear bestehen aus Memoryfoam und einer Art Mikrofaser als Oberfläche und sind unheimlich bequem. Beim Focal ist es einfach, andere Pads lose aufzulegen und mit diesen zu hören. Also habe ich endlich einmal die Zeit gefunden, die Brainwavz Pads zu testen und habe mit den Velours begonnen. Diese ließen den Elear einfach zu dunkel werden. Die Echt- und Kunstleder Pads haben dagegen den Elear deutlich heller werden lassen. Das Echtleder klang dabei noch am angenehmsten. Doch sowohl die dunklere als auch die hellere Abstimmung haben mir nicht gefallen. Das war mir aber zuvor eigentlich schon klar, denn der Focal Elear ist für mich ab Werk ja schon hervorragend abgestimmt.
Am Ende habe ich noch die Hybrid Pads aufgelegt. Diese bestehen im Innenbereich aus perforiertem Kunstleder und im Auflagebereich aus Velours. Perfekt für alle, die den Hautkontakt mit Velours gegenüber glatten Materialien bevorzugen. Interessant ist der perforierte Innenbereich, was die Leder Pads nicht haben. Also bin ich davon ausgegangen, dass natürlich auch die Reflektionen anders sein werden.
Ich mache es kurz. Mein Eindruck ist, dass der Elear nun noch besser zu meinem Geschmack passt. Das hatte ich nicht erwarte!
Zuvor dachte ich, der Elear trifft schon zu 95% meinen Geschmack – 5% nach oben sollte man sich ja immer Luft lassen ;). Das muss ich jetzt korrigieren. Mit den Brainwavz Hybrid Pads sind es jetzt 95%, zuvor würde ich ihn korrigiert bei 90% sehen. Wie das immer so ist. Das Bessere ist der Feind des Guten. 😉
Was sich genau verändert hat, das ist bei der Vergleichsmessung schön zu sehen.
Es ist deutlich, dass der Bassbereich insbesondere im Tiefbass angefangen bei 20Hz deutlich aufgewertet wird. Es folgt ein nahezu linear stetiger Abfall bis hin zu 1kHz, Unterschied etwa 5dB. So liebe ich das. Eine leichte V-Form im Bereich 1kHz bis 4kHz mit Tiefpunkt um weitere 5dB reduziert und die anschließende stetige Aufwertung bis in den Hochton hinein, lassen den Elear etwas „klarer“ klingen. Die Verzerrungen bleiben auf geringem Niveau, sind sogar tendenziell etwas niedriger als mit den originalen Pads.
Pad Befestigung
Als für mich klar war, dass ich die Hybrid länger mit dem Elear testen möchte, habe ich sie provisorisch mit doppelseitigem Klebeband angeheftet. Schön ist anders und so galt es eine Möglichkeit zu finden, die Befestigungspunkte zu nutzen. Die originalen Padas wollte ich natürlich nicht zerlegen, um an den aufgeklebten Kunststoffring zu gelangen. Wie also diese Vertiefungen nutzen?
Diese sind den Löchern in Schränken für die Splinte der Einlegeböden nicht unähnlich, was mich gedanklich zu den Befestigung der Einlegeböden unseres IKEA PAX Schrankes brachte. Die dort benutzten und mit Schrauben zu befestigenden Kunststoffwinkel hatte ich noch im Keller. Ohne Schrauben passen dessen geteilten „Stifte“ hervorragend in die Elear Vertiefungen. Also habe ich mit einer Kneifzange die Wandungen um diese Stiftplatte herum abgetrennt.
In die entsprechenden Stellen des Befestigungskragens der Pads habe ich mit einem Gürtellocher fünf 3mm Löcher eingestanzt und die zuvor gefertigten Befestigungsplatten in die Pads eingesteckt. Mit etwas Gefühl lassen sich die Brainwavz Hybrid so nun auf einfache und effektive Weise in die ab Werk vorgesehenen Haltevorrichtung des Focal Elear einklicken. Perfekt!
Sicherlich sieht der Elear mit seinen originalen Pads hübscher aus, dennoch gefällt mir der Elear optisch so auch ganz gut.
Klanglich macht er so noch einen ordentlichen Schritt nach vorne!
Nachmachen ausdrücklich erwünscht! 🙂