Prolog
Seit einigen Jahren ist die Entwicklung im Bereich der Smartphones so weit fortgeschritten, dass diese auch herkömmliche „Walkmans“ nahezu komplett vom Markt verdrängt haben. Nur wenige traditionelle namhafte Unternehmen bieten noch separate Abspielgeräte an. Sony ist hier weiterhin vertreten und bedient sowohl den einfachen Bereich als auch den Bereich der High-Resolution-Player für audiophile Genießer.
Im High-End-Bereich gibt es natürlich noch weitere spezialisierte Unternehmen, die diese Lücke gerade im audiophilen Bereich wieder schließen.
Doch für die breite Masse der Anwender, so auch für mich, ist das Smartphone auch der mobile Begleiter, der einen Teil der eigenen Musiksammlung beinhaltet und überall abrufbar macht.
Neben der Standard 3,5mm-Klinke-Buchse für Kopfhörer befindet sich auch fast immer Bluetooth mit an Board und es gibt immer mehr Geräte, die das verlustfreie
aptX-Protokoll dabei unterstützen.
Das hat auch der Markt für Bluetooth Peripherie für sich entdeckt. Wurde Bluetooth anfänglich fast ausschließlich benutzt, um ein Headset zum Telefonieren einzusetzen oder um die Anbindung zur Freisprecheinrichtung im Auto zu gewährleisten, so ist Bluetooth heute ein nicht mehr wegzudenkender Übertragungsstandard auch für Musik.
Entsprechend werden seit einigen Jahren portable akkubetriebene Lautsprecher verkauft. Anfänglich waren es fast ausschließlich kleine Monogeräte, die schon deutlich besser als der Lautsprecher im Zuspieler geklungen haben, doch schnell wurden die Lautsprecher größer und klanglich beeindruckender.
Kapitel 1
Ganz vorn dabei ist der Bose Soundlink Mini, den es nach seiner Einführung in 2013 seit 2015 auch in der zweiten Version gibt. Dieser Lautsprecher hat sozusagen den Markt mit dem unverkennbaren Bose-Sound umgekrempelt, die Bewertungszahlen allein bei Amazon sprechen da für sich.
Ein Lautsprecher, der kaum größer ist als ein halber Liter, zaubert einen unglaublichen Klang mit heftigem Bassfundament.
Das hat seinen Preis und so ist er mit knapp 200€ seit Markteinführung nahezu unverändert bis auf ein paar Aktionen, wobei in den seltensten Fällen überhaupt 20% Preisvorteil erreicht wurden.
Seither versuchen viele andere namhafte Hersteller, ob nun zufällig parallel oder als Reaktion auf die grandiose Nachfrage zum Soundlink Mini, eine ähnliche Performance mit den eigenen Produkten zu bieten. Alle haben aus meiner Sicht aber eine große Herausforderung. Sie müssen sich stets beim Anwender mit dem Bose-Format vergleichen lassen, ob sie wollen oder nicht.
Ein solcher Big-Player wie Bose bietet aber auch Chancen für viele, die im selben Geschäftsfeld tätig sind, denn beim Verbraucher wird ein neues Bedürfnis geweckt, welches es zu befriedigen gilt.
Kapitel 2
Der Markt wird im Groben aus Verbraucher gebildet, die bereit sind, für eine sehr gute Leistung die geforderten finanziellen Mittel aufzubringen und eben die, die preisbewusst sind und auf Mittbewerberprodukte mit ähnlichen Eigenschaften hoffen. Natürlich gibt es auch immer die Oppositionisten, die aus Sympathiegründen eben genau ein Produkt nicht kaufen werden, dennoch aber bereit sind, gutes Geld zu investieren.
Alle diese Kunden werden bedient.
Es gibt Nachahmer aus Fernost die Superlativen versprechen, die dann nicht das suggerierte Niveau erreichen, dafür aber nahezu konkurrenzlose Kaufpreise anbieten und ebenfalls gute Geschäfte machen… am Anfang zumindest, denn auch hier werden die Käufer schnell feststellen, dass es unter unbekannten Herstellern durchaus Qualitätsunterschiede gerade im Klang und der Verarbeitung gibt. Und auch im untersten Preissegment wird nach dem „Besten“ gesucht.
Es gibt aber auch Anbieter, ebenfalls aus dem HiFi-Bereich, die ein Produkt oder eine ganze Produktreihe anbieten, die Ihre eigene Marke und Ihren eigenen Sound, bekannt aus dem parallelen Geschäftsfeld im stationären Bereich, repräsentieren.
Beispielsweise hat sich JBL im Bereich der mobilen Lautsprecher einen ebenfalls hohen Stellenwert erarbeitet und zählt spätestens seit und in 2015 zu den Anbietern mit der
überzeugendsten Produktlinie. So ist die Performance des JBL Xtreme außerordentlich beeindruckend und für den Outdoor-Einsatz nahezu konkurrenzlos.
Es lassen sich viele andere Marken wie Bang & Olufsen, Harman Kardon, Teufel usw. nennen, welche sich bewusst preislich in der Ober- und Referenzklasse platzieren und somit einen exklusiveren Käuferkreis ansprechen.
Kapitel 3
Doch nur der Preis allein entscheidet nicht über guten Klang. Klang ist zwar messbar, nicht aber der Geschmack des Zuhörers.
Was aber klar ist, dass Menschen sich gewollt auch beeinflussen lassen, indem sie sich vor dem Kauf eines Produktes erst einmal informieren.
Früher durch Plakat-, Fernsehwerbung, Tests in Zeitschriften und letztendlich durch Fachberatung beim Elektrohändler vor Ort und heute immer mehr durch
Kundenmeinungen und Videos über die Social-Media-Plattformen wie Youtube.
Das ist gut so und doch auch ein Stück weit „gefährlich“. Wenn ein Produkt bereits am Anfang Bewertungen erhält, die eher destruktiv kritisch sind, kann das schon das „Aus“ für das Produkt
bedeuten. Wird hingegen ein Produkt als „Spitzenklasse“ von Anfang an bewertet, so „muss das ja auch den Geschmack der breiten Masse treffen, also auch meinen“.
Und auch ich ertappe mich gelegentlich dabei, lieber ein Teil vom großen Ganzen zu sein, als mit etwas Mühe den eigenen Geschmack zu finden und zu vertreten und sich auch einmal die Freiheit zu nehmen, sich anders zu entscheiden oder verschiedene „Geschmacksrichtungen“ ausprobieren zu wollen.
Ich habe mich jüngst selbst erneut hinterfragt, warum eigentlich immer das Neue nur etwas zählt? Warum es so schwer ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, wenn doch viele bereits Ihre Meinung kundgetan haben?
Eigentlich ist es recht einfach, weil viele sich eben selten irren und der Mensch grundsätzlich nach Fortschritt bestrebt ist!
Doch was ist, wenn die erste Meinung eine Vielzahl anderer Meinungen beeinflusst, wenn eine Welle ausgelöst durch einen Tropfen entstanden ist? Auch das ist völlig normal.
Kapitel 4
Zurück zu den Miniklangwundern und den vielen Benutzerwertungen. Mittlerweile sind mir Produkte schon fast eher symphatisch, die nicht perfekt zu sein scheinen. Es gibt nicht den einen Lautsprecher, der alle Genres perfekt bedienen kann.
Es gibt auch nicht den Klang, der perfekt für alle Zuhörer ist. Es gibt auch keine objektiven Bewertungen zu der Frage „Welcher Klang ist der beste?“.
Aus mathematischer und physikalischer Sicht gibt es sicherlich Eigenschaften, die gemessen werden können und so kann diese Frage wissenschaftlich beantwortet werden, theoretisch.
In der Praxis jedoch ist es eben nicht immer das Perfekte, was sexy ist und gefällt.
Da gibt es Lautsprecher mit Holzgehäuse die einen Frauennamen tragen (EVA Blu) und sich mitunter schlecht bedienen lassen und dennoch heiß und innig geliebt werden.
Oder messtechnisch nahezu linear spielende Lautsprecher, welche als langweilig empfunden werden, obwohl sie alles richtig machen.
Das ist bis hierher nichts Neues aber genau der Knackpunkt.
Epilog
Künftig werde ich versuchen solche Lautsprecher zu erkennen und aus meiner Sicht erneut zu prüfen, die nicht perfekt sind, aber dennoch Potential haben.
Vielleicht finden sich empfehlenswerte Geräte, die schon einige Zeit auf dem Markt sind und interessant sind für alle die, die eben nicht unbedingt hundertprozentig den aktuell vorherrschenden Geschmack vertreten.
Wenn Du solch ein Gerät kennst oder selbst besitzt, dann würde ich mich über eine Mitteilung freuen. Vielleicht lohnt sich ja gerade für dieses Gerät ein Bericht in der Rubrik „Retrospektive / Nachgefasst“.
Bis dahin noch viel Spaß auf www.miniklangwunder.de!